Dienstag, 21. Februar 2023
Vor ein paar Tagen hat mich jemand gefunden. Oder habe ich ihn gefunden? Oder war es ein typischer Google-Zufalls-Moment an den keiner mehr glaubt? Was auch immer da mit diesem teuflischen Internetdingensbumens da läuft! [Ja genau, ihr Verschwörer ;) ]
Wo war ich? Mir wurde jemand vorgeschlagen- ein neuer, oder „Alter“ Kontakt. „Sie könnten kennen…“ und ja. Ich kannte ihn und weil ich ihn mochte, habe ich ihn direkt eingeladen. Eigentlich nicht mein Ding. Ich scrolle zwar gern durch Instagram und Facebook, aber weniger um Menschen kennenzulernen oder gar alte Bekanntschaften wieder zu treffen. Nein, eher um auf einem gewissen Stand zu bleiben. Ich sehe keine Nachrichten, ich höre selten Welche im Radio. Also lese ich die Überschriften von Spiegel, Stern und co bei Instagram und Facebook oder wühle mich durch XING und Linked.in. Und da war er und hat mich nicht wieder erkannt. Welche Schmach! Haha. Er fragte mich, woher und wie wir und kannten und schnell erinnerte er mich und eben auch daran, dass es diesen Blog gab und er ihn gelesen hatte. Damit habe ich nie gerechnet. Es war zwar irgendwie meine Absicht „Gelesen“ zu werden, aber nicht von Menschen in meiner unmittelbaren (Studien-) Umgebung. Mir fiel es schon immer leichter, Gedanken mit Fremden zu teilen, als mit Bekannten. Und was ist anonymer als das Internet… wo wir wieder beim Thema wären, dass es wohl gar nicht mehr so anonym daher kommt, wie es immer scheint. Nichtsdestotrotz habe ich es immer genossen, Worte sprudeln zu lassen und so kam ich wieder hier her.
Da bin ich.
Mia Stew.
Heute aktuell auf dem Sofa mit richtig dicken … Mandeln. Genau, nicht was ihr jetzt dachtet.
Eine Mandelentzündung hat mich lahm gelegt und weil mein Kopf nicht im Stande ist zu denken, ergieße ich mich hier. Was ist heute und hier? Ich leben in einem sonnengefluteten Haus. Kein Platz für Schatten. Immer habe ich nach Sonne gesucht und nun den Traum nach Fenstern über Fenstern erfüllt. Damit ich, wenn schon in mir alles dunkel ist, meine Umgebung wenigstens hell bleibt. Ich bin am Ende einer Reise angekommen um endlich zu erkennen, wo ich weiter gehen muss. Wie und ob es überhaupt weiter gehen kann. Also mache ich ein paar wirklich unverhoffte Schritte nach vorn. Raus aus dem Schatten in mir, hinein ins Licht.



Donnerstag, 4. August 2016
Am nächsten Morgen begleiteten uns klangvolle Lieder unserer Kindheit aus dem Hause Disney beim Erwachen aus dem tösenden Schlaf. Es war wie im Märchen, die Füße schmerzten und vor unseren Betten lagen sie zu tausenden- die zertanzten Schuhe.
So vergingen die Stunden und der Urlaub scheinte in Ruhe und Gelassenheit durch unser Fenster.



Irgendwann trieb es uns doch hinaus. Immer wieder begegneten wir die letzten Tage einem weißen scheinbar unüberwindbarem Gebäude das von jeder Erhöhung aus zu sehen war. Bewaffnet mit Hut und Pistazieneis der ganz besonderen Sorte prasste die Sonne ungnädig auf uns ein. Nichts desto trotz war die Überraschung unfassbar. Es handelte sich um ein über die Jahrzehnte errichtetes Monument der eher neueren Zeit und da der Krieg in seinem Erschüttern, mag es sich nun um den ersten oder zweiten der Europatöter handeln, stets meine Nackenhaare vor Empörung und ungezügelter Neugier aufstellen ließ, zog es mich wie in einem Bann hinein. Wir teilten diese Art der nicht sehr liebevollen Leidenschaft und waren gebannt in den Bildern aus weißem Stein. Die Krone allen Übels war wie zu erwarten eine traumhafte Sicht über die Stadt.

Monumento nationale a Vittorio Emanuele ll oder auch "die Schreibmaschine"

Von da aus zog es uns schnell weiter. Ermutigt und belebt in unserem Schritt wollten wir die Nachmittagssonne hoch oben auf dem Aventin genießen. Wie immer etwas planlos fragten wir uns durch die Römer, die des Englischem noch weniger mächtig waren als wir. Sensationell belustigend war es, wenn sie einen sich folgend winkend an einen dunkelhäutigen Bürger schleusten, die teilweise noch gebrochener Sprachen. Ich liebte Vorurteile, wenn sie die Herzlichkeit der Menschen und ihre liebevolle Güte demonstrierten. Schluss endlich, nachdem wir im niedlichsten Nudelladen waren, fanden wir den Weg streng bergauf und wurden belohnt mit einem Blick auf den Petersdom hindurch eines Schlüssellochs. Eine nette Abweschlung. Wirklich schön empfanden wir aber die kleinen Kirchen und Basteien in deren unmittelbarer Nähe immer ein Blick im angrenzenden Garten über Rom zu erhaschen war.
Auch wir unterwarfen uns dem "Selfie-drang" und schossen eines nach dem anderen.

Doch wir waren nichtsdestotrotz doch nicht unvorbereitet in den Abend gegangen. Unsere im Wind wehenden, neu erworbenen Kleider verbargen eine ebenso neuerliche Errungenschaft der letzten Tage - Bikinis! Wo wir damit hin wollten?
Den Sonnenuntergang hoch oben auf einem 5 Sterne Hotel im Pool der dortigen Dachterrasse genießen. Gesagt getan überhäuften uns die schnuckeligen Kellner mit allerhand Köstlichkeiten, sodass es sich gelohnt hatte mit leerem Magen das Tüteln der Cocktails in Empfang zu nehmen. Und da war sie wieder. Das bisschen Dekadenz, das wir uns an diesem Abend auch wirklich etwas kosten ließen und die auch jeden Penny wert gewesen war.
Es kribbelte auf der Zunge und im Bäuchlein.



Benommen von den nunmehr kostenlosen Schnäpsen, die einer nach dem anderen wirklich köstlich waren - man bemerke, der Preis sagt des einen oder anderen Momentes doch viel über die Qualität - durchzechten wir Hotel für Hotel, Dachterrasse für Dachterrasse, goldenen Fahrstuhl für goldenen Fahrstuhl.
Die Erinnerungsfotos wurden mit jedem Mal verschwommener, sodass ich nicht mehr sagen kann, wann wir wieder im bekanntesten aller Hotels ankamen.



Schon in frühen Morgenstunden trieb es uns aus dem Bett. Unser Ziel war der kleine eigene Staat inmitten der ewigen Stadt und so trugen unsere Füße uns schon beim Beginn der ersten Sonnenstrahlen hinaus. Aufgewachsen im kalten Atheismus wollten wir Wirklichkeit und Unwirklichsein ergründen und ein neues Bild von dem auf Erden Befindlichem erkunden. Stein um Stein bedeutenden uns diese ganzen Monumente der Geschichte bei weitem nicht so viel, wie den zielgerichteten Reiseführermenschen. Ich wollte wissen, was dort ist, nicht was dort war. Wir hatten Glück und es stellte sich heraus, dass früh aufzubrechen die beste Entscheidung gewesen war.



Weiße Mauern blitzen uns in der Morgensonne entgegen und zeigten und geradewegs den Ziel zum "Himmelstor". Davor stehen geblieben standen die Worte "bedenke mit Ehrfurcht, bevor du hindurch gingest, an Jesus und seine Opfer" neben mir eine Frau -ich schätze Mitte fünfzig- sehen konnte ich nur ihre aufgelegten Hände und dunklen Haare- sie liebte und beneidete sie um diesen Glauben. Nicht, dass mein Herz nicht konnte noch wollte. Über die Jahre war es verschlossen geworden, wenn auch niemals für den, den es vielleicht nicht gab. Zwei, drei Schritte und hindurch umgab uns auch ohne Sonne eine unglaubliche Wärme. Es war als würde das Gold von den Wänden Tropfen. Zitternder Atem und berührte Hände zierten mein Gesicht und trieben das Nass in Richtung Augen. Kein Gott der Welt bräuchte soetwas, doch, es würde keinen anderen Ort geben, der dem Himmelsbild so nah kommen könnte, das war sicher.



Tippelnd und fast den Atem anhaltend schlürften wir in Richtung der Treppen, dessen Stufen wir erklimmen wollten. Für mich stand fest, wenn man Buse tun konnte, wo besser denn hier?

Mittagswarme Schatten und taumelnde Luftböhen erlaubten uns eine Pause. Wir dachten über ihn nach. Den Gott, den es vielleicht nicht gab und was er unserer Gesellschaft geben konnte und mittlerweile nahm. Bräuchte man ihn für funktionierende Moral? Eine Kirche? Gingen wir vor die Hunde, wenn wir niemanden mehr hatten, dessen Unmut wir niemals heraufbeschwören wollten und vor denn Unliebe es und schier zum Angstschweiß trieb? Letztendlich war es gleich, ob wir es Gott oder Schicksal oder Zufall nannten. glauben taten wir alle und auch die, die sich einbildeten nach Liebe zu suchen. Dieser nichtvorhandene Trieb.



Ich schloss vor Erschöpfung die Augen. Dankbarkeit schoss durch meine kleinen Finger. Dankbar war ich für mein kleines pumpendes Ding, das wir so gern missbrauchten für die Erklärung unserer Hormongesteurerten Gefühle. Ich hatte mehr davon in mir, als ich oft ertragen konnte und missen wollte ich keinen einzigen Moment davon! Überfluss war mir das liebste und mein kleines Fass war selten materiell geprägt, sondern überquellet sich zuließt in salziger Flüssigkeit wegen kleinen Felltieren und deren unglaublich furchtlosen und Unbösen Taten.
Auch heute würde er, wenn es ihn denn gab, mir treue Augen schenken, die mich anblickten, als Gäbe es nur ein Hier und Jetzt und niemals einen Untergang.

Weiter Richtung höchsten Punkt über der ewigen Stadt genossen wir einen Rundumblick und zarte Winde um die rote Stirn.



Danach trugen uns unsere Füße vor Erschöpfung wieder in Richtung Marmorbettchen. Unterwegs mit den schmetternden Bussen waren deren lautes Getöße mittlerweile wie Musik in unseren Ohren. Zum ersten Mal stellte sich endlich die innere Ruhe ein und die Ungeduld wich der Zeit. Ganz gleich wie schnell die Zeigen ticken würde, in unserem schmetternden Bus könnten wir es nicht hören, würden wir es nicht hören müssen.
Vorbei an den alten Steinen begannen wir langsam deren Aussicht zu genießen. Es war uns nicht wichtig gewesen, alles zu bestaunen, was so langsam in sich zusammenfiel. Es des Öfteren zu sehen offenbarte uns ein ganz anderes Bild der Schönheit und so zauberte es mir ein Läacheln auf die Lippen.

Kaltes rieselndes Wasser holte mich aus meinen Tagträumen und ich hörte meinen kleinen Magen rumoren. Es trieb uns in ein kleines römisches Viertel ab von Touristen und deren Nasen aus bunten Seite voller Bilder über tote Menschen und deren Monumente.
Im Netzwerk unserer Zeit laßen wir von einem Restaurant in dem Mama noch kochten und so ließen wir uns selbstgemachte Nudeln vorsetzen und kalten Wein die Kehlen hinunterrieseln.
Nachdem die Sonne ihren warmen Strahlen im Tiber versenkt hatte starteten wir mit schon schmerzenden Füßen an den Ufern in ein Wunder aus Straßencafé's und kleinen Restaurants. Wie aus dem Boden gestanzt verteilten wir Hartes Klimpergeld und erfreuten uns an schon duseligen Gelächter.
In schon kalten Nachtwinden genossen wir die strahlenden Lichter auf die alten Steine und schlossen das Teatro du Marcello und den Tempio di Ercole Vinvitore in unsere schon überquellenden Herzen.



Mittwoch, 3. August 2016
Wir wollten also alles andere sein als Wir und die Frauen, die mit wirrem Kopf und halbem Herzen dem Alltag entflohen sind. Auch, gerade weil wir lieben.
Heute sollten es das ganz besondere sein. Ein wenig Sex and the City, ein wenig Glamour, ein wenig Italien.



Mit einer großen Tasche bewaffnet machten wir sämtliche Seitenstraßen und deren kleine Schätze unsicher - traumhaft, zumal der Satz "Kauf dir was schönes" weit mehr als nur ein duzent mal in meinem Kopf wiederhallte. Es half.



Der Abend sollte Sonnenuntergang sein, weit über Rom.



Aber auch dort sollte ich nicht verschont bleiben von meinem ganz persönlichem Stück Glück überrascht werden. Wenn es da draußen einen Gott gab, hat er mich beschenkt mit der Liebe zu Unschuldigen und jeden Tag an dem ich auch nur ein wenig verzagte, traf ich eines. Die Neugier übermannte meine kleinen Zehen wieder schneller als erwartet und es drohte mein kleines Herz zum Übersprudeln zu bringen.
Es krabbelte in jeder Fingerspitze.



Mit Dusel im Kopf und irgendwo auf dem Pincio lachte uns die Sonne entgegen, bevor sie sich von uns mit hoch rotem Schimmer verabschiedete.




Irgendwie war mir erst gar nicht danach. Also schon, aber auch schon so überhaupt nicht. Mein kleines süßes Traumleben hatte einen kleinen Knacks erlitten. Ich war endlich angekommen und wusste trotzdem, dass es wieder Zeit war, Mauern zu brechen und dem scheinbaren unfassbarem Glück neuen Boden zum wachsen zu geben. Mit schnüffelnder Nase nach feuchter Erde zwischen nackten Zehenspitze hatte ich mich verrannt in vergangenen Gedankenwelten und Gefühlen, die ich zwischen alte Kissen gestopft und für immer vergangen gewagt hatte. Diese Seite an mir wollte aber nicht verzogen bleiben und zeigte sich in ungebremster Wut auf mein ganzes Glück und auf den Neid, den andere auf uns haben mussten. Alles war perfekt, nur ich nicht.



Es war also unumgänglich mit ihr in den Flieger zu steigen und ganz spontan in die ewige Stadt zu flüchten. Über deren fußschmerzende Straßen mussten wir dem Chaos in Köpfen und Herzen ersteinmal keinen Raum zum Atmen lassen. Jetzt gerade musste es ganz ohne gehen.
Unser Ziel? Dekadenz!
Sich ein wenig suhlen in der so unwirklichen Welt, mit dem hart erarbeiteten Geld um uns werfen und so tun, als würde es niemals mehr versieben. Wunderbar! Erstaunlicher Weise half es schnell und gut.
Angekommen in einem kleinen Hotel aus dunklem Mamor und harten Betten dauerte es nicht lange, bis die ersten kalten Traubentropfen unsere Kehlen befeuchteten.
Unsere Gesichter ragten die meiste Zeit über die Dächer und sehnten sich nach Abenteuern der anderen Art. Im Dunkeln wandelten wir zum Trevi-Brunnen, aßen das erste kalte Früchtchen und warfen Münzen ins kalte Nass, das so wunderschön türkis zu flimmern begann. Ich warf das erste Mal daneben. Weil ich es nicht ernst genug nahm? Weil ich es nicht genug wollte? Oder weil ich mir nicht mehr genug Mühe gab?
So viele Fragen und man würde nie eine Antwort darauf bekommen, aber ich wusste, ich war nicht allein und dieser Glaube an unsere wundersame und schöne Natur sollte auch die nächsten Tage eher verstärkt als gekränkt und missverstanden werden. Ich warf also ein zweites Mal, traf und wusste, ich darf nicht zu viel erwarten, ich muss es auch selbst genug wollen. Arbeiten. So ist das Leben nun einmal. Ich empfand es nicht als sonderlich schlimm.



Meine Kindheitsseelenverwandte und ich saßen im Kerzenschein und tranken Wein - vor uns diese wundersamen Touristen, auf der Suche nach Sonderbarem immer die Nase in ihren Reiseführern. Ich war schon leicht betütelt, umso mehr machte es Spaß, sich über sie zu amüsieren.
Ich bin schon kein Fan davon, die Augen immer auf Flimmerschirme zu richten, egal ob handlich oder nicht, hier waren es zwar wenigstens weiche bunte Seiten, aber auf sahen trotzdem die wenigsten. Ich nahm mir vor, die nächsten Tage stets wache Augen zu haben!




Samstag, 26. März 2016


Ich lebe ganz schön in der Vergangenheit. Es fällt mir schwer, los zu lassen und auch, wenn ich mir das meist anders einrede, kann ich es wohl kaum leugnen. Auf der Suche nach Veänderungen und immer wiederkehrenden Neuigkeiten beweine ich das Alte und Dagewesene. Ich renne umher wie ein kleines Kind und schreie nach Schokolade, weil ich denke, dass sie es ist, die glücklich macht. Die kleinen Dinge. Doch habe ich erkannt, dass ich ein Vergangenheitstier bin. Kleine Dinge machen mich glücklich, raus gehen macht mich glücklich, tanzen macht mich glücklich. Richtig glücklich macht mich aber der Stillstand. Nicht Alltag, nicht Langeweile. Stillstand, zeitlos, Sekundenstarre, Momentaufnahme, Stillstand. Musik malt dann Farben in mein Herz und ich spüre all die Ruhe, nach der sich mein rastloses Ich mit jeder eindringlichen, selbst provozierten Veränderung, sehnt. Ja Tatsache liebe ich alles Neue, so wie ich die Vergangenheit beweine. Merkwürdig. Ich treffe ich zu selten in der Gegenwart, weil ich stets glaube, dass es da draußen noch etwas schöneres geben muss. Schöner, als in einem selbst kann es doch aber gar nicht sein. Ruhe. Draßen laut und Innen leise, das hatte ich schon wieder vergessen. Das ist es, was Farben in mein Herz malt. Zeitstarr, Musikschall und atmen. In meinen Gedanken Fülle. Alles Glück, das ich besitze macht mir so vieles möglich. Macht es vor allem möglich, dass ich Ruhe in mir finden kann.
Ja, ich habe Schwierigkeiten los zu lassen. Ich lebe ganz schön in der Vergangenheit. Ich danke aber, dass ich so viel um mich habe, das mich oft genug in die Gegenwart zurück holt.
Bye bye vergangenes, auf bald Zukunft. Hallo Ich.