Irgendwie war mir erst gar nicht danach. Also schon, aber auch schon so überhaupt nicht. Mein kleines süßes Traumleben hatte einen kleinen Knacks erlitten. Ich war endlich angekommen und wusste trotzdem, dass es wieder Zeit war, Mauern zu brechen und dem scheinbaren unfassbarem Glück neuen Boden zum wachsen zu geben. Mit schnüffelnder Nase nach feuchter Erde zwischen nackten Zehenspitze hatte ich mich verrannt in vergangenen Gedankenwelten und Gefühlen, die ich zwischen alte Kissen gestopft und für immer vergangen gewagt hatte. Diese Seite an mir wollte aber nicht verzogen bleiben und zeigte sich in ungebremster Wut auf mein ganzes Glück und auf den Neid, den andere auf uns haben mussten. Alles war perfekt, nur ich nicht.



Es war also unumgänglich mit ihr in den Flieger zu steigen und ganz spontan in die ewige Stadt zu flüchten. Über deren fußschmerzende Straßen mussten wir dem Chaos in Köpfen und Herzen ersteinmal keinen Raum zum Atmen lassen. Jetzt gerade musste es ganz ohne gehen.
Unser Ziel? Dekadenz!
Sich ein wenig suhlen in der so unwirklichen Welt, mit dem hart erarbeiteten Geld um uns werfen und so tun, als würde es niemals mehr versieben. Wunderbar! Erstaunlicher Weise half es schnell und gut.
Angekommen in einem kleinen Hotel aus dunklem Mamor und harten Betten dauerte es nicht lange, bis die ersten kalten Traubentropfen unsere Kehlen befeuchteten.
Unsere Gesichter ragten die meiste Zeit über die Dächer und sehnten sich nach Abenteuern der anderen Art. Im Dunkeln wandelten wir zum Trevi-Brunnen, aßen das erste kalte Früchtchen und warfen Münzen ins kalte Nass, das so wunderschön türkis zu flimmern begann. Ich warf das erste Mal daneben. Weil ich es nicht ernst genug nahm? Weil ich es nicht genug wollte? Oder weil ich mir nicht mehr genug Mühe gab?
So viele Fragen und man würde nie eine Antwort darauf bekommen, aber ich wusste, ich war nicht allein und dieser Glaube an unsere wundersame und schöne Natur sollte auch die nächsten Tage eher verstärkt als gekränkt und missverstanden werden. Ich warf also ein zweites Mal, traf und wusste, ich darf nicht zu viel erwarten, ich muss es auch selbst genug wollen. Arbeiten. So ist das Leben nun einmal. Ich empfand es nicht als sonderlich schlimm.



Meine Kindheitsseelenverwandte und ich saßen im Kerzenschein und tranken Wein - vor uns diese wundersamen Touristen, auf der Suche nach Sonderbarem immer die Nase in ihren Reiseführern. Ich war schon leicht betütelt, umso mehr machte es Spaß, sich über sie zu amüsieren.
Ich bin schon kein Fan davon, die Augen immer auf Flimmerschirme zu richten, egal ob handlich oder nicht, hier waren es zwar wenigstens weiche bunte Seiten, aber auf sahen trotzdem die wenigsten. Ich nahm mir vor, die nächsten Tage stets wache Augen zu haben!