Dienstag, 7. Mai 2013
Das Fieber kocht in meinen Adern. Unruhe streift durch den Raum- tigert auf und ab. Tief schnaufe ich aus und ziehe ein. Es ist als würde ich von Innen explodieren wollen. Da kommt also einer, der meine harte Schale ignoriert und all das, was sie ausmacht. Unbeeindruckt von dem, was ich so hart erkämpft habe. Ich fühle mich entblößt. Kalt ist es. Kalt strömt es herein. Je länger man am warmen Feuer saß, desto kälter wirkt die Luft, die es ausbläst. Es klettert niemand in mein Herz und vor allem macht mich niemand wirr. In meiner Unruhe bleibt nur der Entschluss, nicht weiter zu gehen. Bis hierhin und dann ist Schluss. Und was bleibt mir?
In meinem Wahn durchforste ich das Internet, um ein wenig Ablenkung zu erlangen... Entdecke ich dieses Lied.
Einer derer, die mir wenigstens für eine Nacht die körperliche Kälte genommen hatte, hat es mir einst geschickt. Eine Melodie flüstert leise Klänge und ich fange an Luft zu holen. Mit jedem Ton schlägt mein Herz ruhiger.

Would you let me, see beneath you´re beautiful

Es bleibt ein Hauch von Stille und die Hoffnung, dass der Tag, an dem ich meine Mauer aufgeben muss, noch lange nicht gekommen ist.
Und so denke ich an blaue Augen, deren Kälte und Wärme und entscheide mich, vorerst am Feuer sitzen zu bleiben.

Wenn das Herz schreit such ich mir eine Melodie, die lauter erklingt, als es meinem Schmerz möglich ist. Gebe ihr die Chance mich ganz und gar einzunehmen. Mich zu befreien von dem schwarzen Mantel, der mich zu ersticken droht. Und am ende bin ich frei. Frei und stark.



Donnerstag, 18. April 2013
Unsere letzten beiden Tage waren gekennzeichent von- naja was begehrt das Frauen Herz? Richtig! Shopping.
Nicht nur Taksim, auch Sultanahmet gaben uns genügend Gelegenheit dazu.

Am Dienstag folgte dann der Flug nach Hause, eine Mamma Mia Fahrt nach Gießen und einsame Bett das auf mich gewartet hat.

Wie es weitergeht? Wer weiß, vielleicht folgt ein neuer Blog. Neuer Tag neues Glück :)



Dienstag, 16. April 2013
Heute heißt es das letzte Mal Frühstücken auf der Dachterrasse, denn wir wechseln das Hostel. Das neue Ziel? Taksim. Der Stadtteil von Istanbul, den man als Neustadt bezeichnen könnte. Das Leben boomt und die Menschen scharren sich vor und in den hunderten Geschäften, die sich aus feinen Boutiquen, Restaurants und viel viel Gold zusammensetzen. Doch bevor wir die Einkaufsmeile, und ja man MUSS es Meile nennen, erkunden können, suchen wir nach einem geeigneten Hostel. Das Problem? Taksim liegt wie ganz Istanbul auf einem Berg. An sich sollte das ja kein Problem sein. Doch es kann zu einem Problem werden. Nicht etwa, weil wir jeder 20 Kilo auf dem Rücken tragen, sondern, weil die Türken bauen, wie ihnen die Nase gewachsen ist. Wenn dort eine Kuppe ist dann bauen sie auf die Kuppe, kommt ein kleines Tal, so wird das Haus diesem angepasst und am Ende ist alles ein wenig schräg. Das tückischste daran ist aber, dass man nie sagen kann, wo man sich befindet. Zwischen all den Menschen ist es so schon schwer, die Orientierung zu behalten, aber wenn man immer hoch und runter geht und nicht weiß, ob es hoch und oder runter geht, wenn man um die Ecke schaut, läuft man ganz schnell irgendwohin, wo man gar nicht hin will. Es bleibt also ein kleines Labyrinth durch das wir uns bewegen. Aber es hebt den Gute-Laune-Spiegel. Als wir dann doch sehr verirrt durch graue enge Gassen schlürfen, entdeckt uns ein netter Türke. Er kommt direkt auf uns zu und fragt, ob wir uns zurecht finden. Anscheinend sagen unsere Gesichter mehr, als wir dachten. Mit einem Mal läuft er los und winkt uns zu sich, wir sollen ihm also folgen. Schnellen Schrittes laufen wir ihm nach. Am Ende sind wir bestimmt dreimal den selben Weg gegangen, von Mann zu Mann weitergereicht wurden, haben ein dunkles Hostelhöhlen- was- auch- immer- Dings gesehen, von dem man sagen könnte, es ist eine Kifferlounge ist, haben ein überteuertes Hostel abgelehnt, ein Telefonat geführt, weil der nächste nette Herr bei dem wir abgegeben wurden kein English sprach und schließlich eine Unterkunft gefunden, die uns zusagte. Es ist das Chill out Cango. Ja ich weiß, es klingt nicht sehr gut und tatsächlich war es sehr sehr bunt und etwas crazy ^^
Aber wir haben unseren eigenen Bereich unter dem Dach und müssen somit wenig Angst vor elsterhaften Dieben haben.

Die Prinzen-Inseln

Die Sonne scheint wieder sehr sehr hell und warm und somit zieht es uns Hinaus. Wir wollen die Prinzen-Inseln anschauen. Um zu diesen zu gelangen laufen wir tausende Stufen hinab zur Küste. Teilweise sind sie so hoch, dass sie Sarah bis zum Knie gehen. Das muss natürlich fotografiert werden :D
Danach setzen unsere Füßen auf den Boden einer Fähre auf und wieder schippern wir über das wundervolle Meer. Mit der Nase gen Sonne kann ich die Augen schließen und genießen. Das Herz wird warm und ich vergesse das bisschen Kummer, dass es mir heut Morgen noch beschert hatte.
Nach anderthalb Stunden legen wir an der Letzten der drei Inseln an. Unterwegs konnten wir Klippen und Villen bewundern. Das Beste: es waren wirklich nur Villen. Da werden wohl nur reiche Menschen ein Sommerhäuschen besitzen.

Nachdem wir in einem kleinen Restaurant auf der Dachterrasse Mittag gegessen haben machen wir uns auf um Fahrräder auszuleihen. Wir sind eine ganze Weile unterwegs und lassen uns den Fahrtwind durch die Haare wehen. Auch wenn der Aufstieg sehr hart ist, die Aussicht entlohnt alles. Somit erkläre ich die Prinzen-Inseln zu meinem zweiten großen Highlight. Atemberaubend! Ich könnte ewig mit dem Fahrrad die Trampelpfade entlang radeln.

Am Abend zieht es uns in die Straßen der Großstadt. Wir sind aber schon zu kaputt, um die tausend Stufen wieder hinauf zu steigen, also fahren wir mit einer Art Untergrundbahn den Berg hinauf. Am Ende stehen wir auf einem großen Platz mit einem großen Turm, schicken Hotels und einem Brunnen, den man wohl gesehen haben sollte. Aber in welche Richtung müssen wir jetzt? Wir gehen gerade aus. Moment! Das kann nicht richtig sein. Also zurück und nach links. Aber halt! Auch hier fällt uns auf, dass es sich um die falsche Straße handelt. Warum man das immer erst so spät mitbekommt? Naja Straßenschilder gibt es hier nicht wirklich :D
Also wieder zurück und nach links. Es ist Abends halb 11 und trotzdem kann man vor Menschenmassen kaum treten. Aus alles Gassen drängt Musik, die Clubs laufen auf Hochtouren und in jeder Bar läuft Anlage und Fernseher. In all dem Getümmel überqueren wir eine Straße, wie immer in der Gefahr, überfahren zu werden, weil Fußgänger so wenig Chancen haben eine Straße legal zu überqueren, sodass sie immer einfach laufen und die Autos lieber hupen, als stehen zu bleiben. Beim Herüberlaufen denke ich: "Hm, die kennste doch." und beim Vorbeigehen... Tatsache.Vor uns stehen Daniel und Emily. Was für ein Zufall! Wir sind in einer Metropole mit mehr als 13 Millionen Einwohnern! Voll von Touristen! (Nur mal so zum Vergleich: das kleine Berlin hat 3 Millionen Einwohner)
Und wir treffen ausgerechnet die zwei Touristen mit denen wir den letzten Abend verbracht hatten. Dabei dachten wir, wir sehen sie nie wieder.
Gleich wird klar, der Abend muss noch einmal so gut werden. Also quetschen wir uns vorbei an all den Menschen durch die Gassen, die am Morgen noch so grau und am Abend so bunt und hell erleuchtet sind, in eine Bar und lassen den Tag mit Bier und Cocktails ausklingen.



Wechselhaft

Unser Freitagmorgen beginnt genauso wundervoll wie der Donnerstag. Mit Blick aufs mehr verspeisen wir die kleinen Dinge, die auf unserem Teller liegen. Wir sind ein wenig müde, weshalb es heute später geworden ist.

Nach dem Frühstück werden wir von Alan angesprochen. Er ist Australier und mit seinem Freund unterwegs. Wir tauschen uns über unsere Tagesziele aus und machen uns dann auf den Weg. Die beiden zu den Prinzeninseln, wir zur Bosporustour. Da wir beim Frühstück so viel Zeit vertrödelt haben, bleibt uns nichts anderes, als die Nachmittagsfähre zu nehmen. Wir haben also noch Zeit, die wir mit dem Erkunden der Galatabrücke verbringen wollen. Sie hat einen blauen Rahmen und unter der Straße für die Autos, in etwa auf Meeresspiegelhöhe, liegen kleine Geschäfte und Restaurants, an denen man vorbei ziehen kann. Der Geruch von Fisch und Gebratenem steigt mir in die Nase, ist aber nicht penetrant. Von hier aus können wir den Topkapipalace sehen, sodass wir stehen bleiben und ein paar Fotos machen.

Am Ende der Brücke erwartet uns der Stadtteil Galata. Er liegt an einem Berg, sodass alle Häuser, wie auch schon in Sultanahmet, an einem steilen Hang stehen. Man erkennt aber direkt, dass es sich um einen armen Stadtteil handelt, der weniger von Touristen besucht ist. Die Häuser sind grau, die Menschen schmutzig, die Tiere offensichtlich krank. Es ist wieder einmal eine andere Seite von Istanbul. An der Spitze finden wir den Galataturm, den man auch von der anderen Seite des Goldenen Horns sehen konnte. Er diente einst als Leuchtturm und überragt Galata noch heute.
Auf dem Rückweg zur Fähre gönne ich mir ein paar Pistazien.

Der Bosporus

Ziel des Tages: die Verbindung zwischen Marmarameer und Schwarzen Meer bewundern. Und Tatsache, man kann wirklich nur staunen. An den Klippen und Hängen, die sich um den Bosporus ziehen stehen wunderschöne Wälder, durch die nicht nur Grün sondern auch Blüten in bunten Farben ziehen. Zwischen Ihnen blitzen Villen und schicke Häuser hervor. Zur Einen Seite grenzt eine Straße das Wasser von Ihnen ab, zur Anderen besitzen die meisten eigene kleine Anlegestellen. Ich lasse mir den Wind um die Ohren ziehen und genieße die Aussicht.
Fast fünf Stunden sind wir unterwegs, halten an kleinen Stadtteilen, sehen das Schwarze Meer und machen eine Stunde Stopp in einem kleinen Fischerdorf auf der anderen Seite vom Bosporus. Die Sonne scheint auf meine nackten Beine und Eis liegt mir auf der Zunge. Der Tag könnte nicht besser sein.

Mit Hilfe unseres Audioguides können wir alle Sehenswürdigkeiten rund um den Bosporus ausmachen und bewundern. Es handelt sich um riesige prunkvolle Paläste, Moscheen und Villen.

Erst am Abend kehren wir zurück und machen uns auf den Weg zurück ins Hostel, wo wir wieder auf Alan und seinen Freund treffen, der aus Neuseeland kommt. Später erfahren wir, dass beide momentan für eine längere Zeit in London leben und arbeiten, um zwischendurch Europa erkunden zu können. Gemeinsam besuchen wir die kleine versteckte Shisha-Höhle, die wir am Vortag auf dem Weg zum großen Basar gefunden hatten und gehen danach noch in eine kleine Bar auf der Straße nahe unseres Hostels. Dort treffen wir durch Zufall auf zwei weitere Backpacker, die die beiden Jungs auf ihrer Tour quer durch die Türkei kennengelernt hatten. Es handelt sich um Remmy, die sich drei Monate von Ihrem Job frei genommen hat um Europa zu erkunden und Daniel, der nach sechs Jahren Arbeit über neun Monate lang durch die Welt reißt und sie erkundet. Beide kommen ebenso aus Australien. Es wird spät doch die Runde ist sehr lustig, auch, wenn es Sarah und mir zuweilen schwer fällt, den vieren zu folgen, da sie untereinander sehr schnell sprechen. Und so lassen wir den Tag mit Bier und Wein ausklingen.



Sonntag, 14. April 2013
Sonne, Wärme und Frühstück auf der Dachterrasse

Der Tag beginnt so gut, wie er nur beginnen könnte. Unser Hostel besitzt, so wie viele andere, eine Dachterrasse. Dort genießen wir unser Frühstück und die warme Sonne. Der Blick aufs Meer lässt mein Herz höher schlagen. Es ist traumhaft.

Die erste Station des Tages ist der Topkapi Palace. Vor ihm liegt ein Park umsäumt von Mauer und zu seinen Füßen erstreckt sich Grün und Massen an Tulpen. Alle möglichen Farben strahlen uns an und wir können nicht anders, als schwärmen.
Durch ein großes Tor mit zwei Prinzessinentürmen zu jeder Seite betreten wir den Palast. Wieder strahlt uns Grün entgegen. Meterhohe Bäume ragen gen Himmel. Sie sind wunderschön anzusehen. Es treibt uns in alle Winkel und Ecken und vor allem kleinen Museen. Umringt von Gold und Edelsteinen beginne ich zu träumen. Es kribbelt in meinem Bauch und sucht sich seinen Weg durch meine Fantasie. Schwerter, Vasen, Schmuck. Teile einer Geschichte, die sich jeder selbst erfinden kann. Ich setze mich auf einer der alten Steine, lächele einen riesigen Baum an und frage mich, was er wohl alles schon gesehen hat. Ein Gefühl von Orient haucht durch meine Glieder. Ich lehne mich zurück, strecke das Gesicht Richtung Sonne und stelle mir vor, wie es wohl wäre in 1001 und einer Nacht.

Auf unserem weiteren Weg begegnen uns so viele vergoldete und wertvolle Sachen, dass es kaum zu fassen ist. Unter Ihnen eine Taschenuhr so groß wie eine Untertasse hergestellt in Dresden. Ich muss schmunzeln und direkt erkenne ich Wilhelm den 2. auf der Uhr. Es war wohl ein Geschenk von ihm.

Nach ewig langer Zeit und genießen der Aussicht auf ganz Istanbul und das Meer verlassen wir den Palast und ziehen Richtung großer Basar. Nicht nur Menschenmassen und Einkaufsläden winken von allen Seiten, uns begegnen auch winzig kleine Gassen, deren Geheimnisse von der Straße aus nicht auszumachen sind. In eine entschließen wir uns zu gehen. Plötzlich stehen wir in einer überdachten winzigen Halle, die von fruchtigem Geruch und Qualm gefüllt ist. Überall sitzen junge Menschen auf kleinen gepolsterten Bänken und rauchen Shisha. Es ist ein Bild, das man so schnell nicht vergessen wird. Es ist Istanbul mit all seinen Farben und Facetten.
Auch der große Basar ist ein Stück Geschichte, das man nicht missen möchte. Stunden verbringen wir beim herumschlendern durch die vielen engen Wege und doch schaffen wir nicht einmal die Hälfte aller Geschäfte zu besichtigen, bis sie schließen.

Zu guter Letzt und vollkommen erschöpft gönnen wir uns ein Abendessen in einem der niedlichen kleinen Restaurants bei uns um die Ecke. Die Wirte sind nicht nur freundlich, sie liefern sogar eine ganze Show ab. Essen mit Abenteuer.



Noch gestern habe ich den Wecker gestellt. Aufstehen wollen wir 7.30Uhr. Als Sarah mich weckt ist es bereits acht. Wieder hat mein Wecker nicht geklingelt und ich bin dankbar, dass er es am Montag getan hatte. Unser Ziel? Sultanahmet.
Es handelt sich um den wahrscheinlich schönsten Stadtteil von Istanbul. Wenn ich es vergleiche mit unseren Städten, könnte man es als Altstadt bezeichnen, die nach einem der Sultane benannt wurde. Schon auf dem Weg dorthin ist die Aussicht atemberaubend, es weht nasser Wind um unsere Gesichter und Gicht spritzt auf die Stühle, die uns gegenüberstehen. Ich schaue hinauf und sehe Möwen, die um uns kreisen. Mit ihren weiten Flügeln und geschwungenen Körpern sind die schön anzusehen. Sie zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen. Würde ich doch zu gern mit ihnen fliegen und die Welt vergessen.

Unsere Fähre legt in Eminönü an. Als wir austeigen wimmelt es wie immer von Menschen. Man kann kaum treten. Links und rechts, drängen sie zielstrebig an uns vorbei. Meine Nase kommt kaum hinterher, all diese verschiedenen Gerüche zu unterscheiden. Von den breiten Fußgängerwegen drängen gegrillter Maisgeruch und frisch Gebackenes herüber. Es handelt sich um türkische Brezeln. Sie sind rund und von Sesam umgeben und schmecken fantastisch! Aber dazu später mehr. Jetzt muss ich mich auf meine Füße konzentrieren, wo treten sie hin? Und vor allem, wo müssen sie hintreten? Vor uns eine Masse an Autos, Straßenbahnen und Fußgänger. Mein Herz pocht, ich hole tief Luft, nicht um den Smog einzuatmen, sondern um nicht zu ersticken in der Bahn, in die wir gleich einsteigen werden. Der Blick auf die offenen Türen, lässt den ganzen Körper in Anspannung fallen. Wir streben darauf zu und trotzdem sträubt sich alles in mir. Massen drängen sich aneinander und schon von weiten würde man entscheiden, dass man da nicht mehr rein passt. Wir entscheiden, so wie wahrscheinlich hundert andere, dass wir da noch rein passen.
Als die Türen schließen dauert es nur Sekunden bis die Luft stickig und unangenehm warm wird. Wir fahren vielleicht 5 Minuten, aber diese 5 Minuten sind genug, um den Körper in einer Anspannung zu halten, dass Panikgedanken aufkommen. Ich ersticke sie im Keim, steige aus uns reiße die Augen auf. Ein wunderschöner Park liegt vor uns. Die Sonne scheint hell und so sehen wir tausende von Tulpen zwischen den Rasenflächen. Es ist eine schnelle und einfache Entscheidung: Eine Bank suchen und genießen. Wir haben den Blick auf die großen Sehenswürdigkeiten von Sultanahmet. Direkt vor uns ragt die Hagia Sophia in die Höhe.
Voll gepackt und mit Sonne aufgetankt machen wir uns auf die Suche nach unserem Hostel. Wir gehen quer durch den Park, über eine paar Plätze vor wundervollen riesigen Gebäuden bis wir in kleine Gassen kommen, denen viele kleine Restaurants und Bars zu Füßen liegen. Ein paar Schritte hindurch, auf und ab, Kommunikationsproblemen und schweren Gliedern kommen wir im „Istanbul-Hostel“ an. Schnell wird uns unser Zimmer gezeigt, bzw. werden uns Betten in diesem zugewiesen. Als wir die Stufen hinuntergehen, um dem Rezeptionisten zu folgen, ahnen wir noch nicht, was wir gleich sehen werden. Trotz heißer Sonne ist der Raum recht dunkel. In Ihm 21 Betten aus Metall, die meisten Doppelstock. Wir bekommen zwei am Fenster, wobei Fenster ein relativer Begriff ist :D

Es dauert nicht lange und wir werden angesprochen. Gebrochenes English dringt an unsere Ohren. Er ist groß und dunkelhaarig. Erst Später erfahren wir, dass er Roche heißt und aus Argentinien kommt. Er schließt sich uns an. Unser Plan: Museumstour.
Auf dem Weg zur Hagia Sophia gibt es viel zu erzählen und wir nutzen alles, was wir zum verständigen haben. Es macht den Tag zu etwas Besonderem. Nicht nur, weil die Hagia Sophia atemberaubend von Innen ist. Mir stockt der Atem, der Blick zieht nach oben. So viele Malereien, so viel Gold und so viele Mosaike. Aber es sollte nicht das letzte Gebäude sein, das uns dermaßen beeindruckt. Durch ein kleines Fenster erhaschen wir einen wundervollen Blick auf die Blaue Moschee. Auch sie ist riesig und nur ein paar Schritte von der Hagia Sophia entfernt, welche als Kirche errichtet, später als Moschee genutzt wurde und seit einigen Jahren nur noch als Museum dient.

Unser nächstes Ziel sind die Zisternen. Ich bin mir nicht sicher, was genau mich erwarten wird, weshalb es mir ein aufgeregtes Grinsen ins Gesicht zaubert. Wir gehen Stufen hinab und mit jedem Schritt wird es dunkler, bis wir in einem riesigen Raum stehen, der sich unter der Stadt erstreckt. Man kann nicht ausmachen, wie groß er wirklich ist, weil es immer noch dunkel ist. Einzige Lichtquelle sind kleine orangene Lichter, die an den tausenden Säulen am Fuße befestigt sind. In ihrer Nähe ist eine etwa 10cm hohe Wasserschicht. Wir laufen höher auf einer Art Steg oder meterlanger rücke. Es ist beeindruckend, wie hoch die Säulen sind und wahrscheinlich gerade weil man so wenig sieht, umgibt uns eine angenehme Ruhe. Letztes Highlight dieser, ich nenne sie mal Höhlen, ist der versteinerte Kopf der Medusa. Wir drehen uns um, wünschen uns etwas und werfen ein paar Geldstücke ins Wasser, wie es schon viele vor uns getan haben. Über dem Geld sehen wir Fische schimmern. Sie tragen unsere Wünsche ins Dunkle.
Um die Mittagszeit herum wollen auch wir etwas zu Essen suchen. Also drängen wir in die engeren Straßen. Voll von Menschen und Autos ist es laut. Immer Hupen und Rufe. Letztendlich landen wir in einem Kebab. Für mich gibt es vegetarischen Dürüm, der wirklich gut schmeckt. Sarah und Roche genießen gegrilltes Hähnchenfleisch in einem Pizzabrot.
Noch am selben Tag sollte ich in meiner Auffassung, mich vegetarisch zu ernähren, bestätigt werden. Wir gingen einen langen Weg am Strand entlang, umsäumt von einem Park und einer Hauptstraße, die sich an der Promenade entlang schlängelt. Am Ende treffen wir auf ein paar süße Fischrestaurants, es riecht gut, doch wir gehen nicht hinein. Auf Ihrer Rückseite, die wir beim Umrunden erblicken, erstreckt sich ein Fischmarkt. Überall tote und halbtote Fische. Mir rutscht das blutende Herz in die Hose. Roche bemerkt meinen Blick, der mir selbst ganz unbewusst ins Gesicht getreten ist. Er schiebt mich weiter und sagt lächelnd, dass es wohl besser ist, weiter zu gehen. Es ist ein gespaltenes Gefühl, das mich durchdringt. Mein Kopf sagt, dass der Anblick von totem oder halbtotem Fisch, der um sein Leben kämpft, nichts Schlimmes ist. Es ist normal und ich habe es schon tausend Mal gesehen. Andererseits will ich es nicht sehen. Ich bin wie all die anderen, die gar nicht alles wissen wollen, bzw. es wissen, aber es nicht sehen wollen. Wegschauen ist einfacher, als diese übermannenden Gefühle zuzulassen. Sie werfen mich in hunderte Fragen und eine Diskussion mit mir selbst. Ist es sinnvoll um Fische zu trauern? Ist es sinnvoll überhaupt Anteil zu nehmen? Müssen wir nicht alle von irgendetwas leben? Und ist es nicht ein schönes Leben, das sie hatten, als sie im Meer waren? Ist es dann weniger schlimm, wenn sie jetzt Stundenlang, aus dem eben genannten herausgerissen, auf ihrem Platz am Grill warten? Immer und immer wieder, wenn ich mir sage, dass es der Lauf des Lebens ist, platzen Wiedersprüche in meinen Kopf. Es ist eben nicht normal. Es ist nicht normal für mich. In mir bleibt das Nachempfinden. Angst, die sie alle empfinden, wenn das Netz ihnen den Weg abschneidet, Panik, schreckliche Panik, wenn sie drohen zu sticken, in den Momenten, in denen das Netz auf das Boot gezogen wird. Schreckliche Enge und Schmerzen, bis sie letztendlich erlöst werden von Tieren, die sie erst in diese schreckliche Situation gebracht haben. Nein, für mich ist es keine Option und nein, ich kann nicht hinsehen. Und nein, für mich ist es nicht normal. Möglicherweise bin ich sensibel, mehr als emotional. Aber Möglicherweise standen wir ein paar Stunden zuvor in einer Straßenbahn, nur 5 Minuten und freiwillig. Wir hatten weder Schmerzen noch wurde uns die Luft so wenig, dass wir drohen würden zu ersticken und trotzdem war es mehr als unangenehm. Erträglich ja, aber unangenehm.

Am Abend verschlägt es uns eine Straße weiter von unserem Hostel in eine der viele Bars. Wir machen es uns bequem. Roche ist bereits weiter gereist, um noch andere Orte um Istanbul herum zu sehen. Und so folgt eine sehr lustige Nacht mit Bier und Wein. Wir würden später den geringsten Anteil zahlen, denn nicht nur das Personal scheint uns angetan zu sein, sondern auch zwei ältere Schotten, die Sarah mit Freude von ihrem schönen Land erzählen.

Ich liege im Bett, es dreht im Kopf. Zu viel Wein und dabei habe ich das letzte Glas stehen lassen. Ich nehme mein Handy und meine Kopfhörer, mache Musik an und fange an zu träumen. Träume vom weiten Meer und dem Gefühl der ungebrochenen Freiheit und Ruhe, das es in mir auslöst. Träume von Wärme und Nähe und schlafe schließlich ein.

Satz des Tages: I am Lost. Er bezieht sich auf Roche, denn immer wieder kam die Frage auf, wo und wie wir wohin kommen.