Sabiha Gökçen
Hm, was könnte das sein? Die Frage werden Sarah und ich uns die nächsten Tage noch öfter stellen. Wer kein türkisch kann, findet es erst amüsant, dann merkwürdig und letztendlich einfach unverständlich :D
In diesem Fall handelt sich um unseren Landeflughafen. Groß und wunderschön gestaltet haben wir ihn mittels Buslinie E10 verlassen. Ja das Busfahren, oder wohl eher das Fahren- dürfen hatte sich insofern als schwierig erwiesen, dass wir eine sogenannte „Istanbul-card“ brauchten. Das wussten wir auch aus unserem Reiseführer, der im Übrigen wirklich wirklich gut ist.
So, wir brauchten also diese Karte, nur wo würden wir die Karte erhalten? Nach endlosen Schaltern, an denen man alles, nur keine Istanbulcard erhalten kann, trafen wir auf eine Türkin, die gut deutsch sprach und so freundlich war, für uns eine zu kaufen.
Nun sitze ich im Bus, neben mir der große Rucksack, hinter mir die müde Sarah. Sie ist noch niedlicher als normal, wenn sie müde ist ^^
Es ist um die Mittagszeit in Istanbul, warm und stickig, wir sind von Menschenmassen umgeben. Sie drängen sich aneinander wie Tiere, die frieren. Nur liegt der Unterschied darin, dass sie nicht frieren müssen.
Die Fahrt dauert eine Stunde. Ich bin beeindruckt von den vielen Wohnhäusern, alle haben sie immer Brüder und Schwestern, die ihnen vollkommen gleichen. Ein paar Meter weiter stehen dann wieder etwas andere Häuser, die ebenso Zwillinge haben. Um sie herum erstrecken sich Zäune und Mauern, in Ihnen ist es grün, vor Ihnen schlafen Straßenhunde, die die Sonne genießen.
Sie tragen Ohrmarken, keine Halsbänder. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Marken wirklich dafür stehen, dass es sich um in Menschenbesitz lebende Tiere handelt.
Weiterund weiter schnellen meine Augen, der Bus raßt nur so durch die engen Gassen, kommen wir nicht voran, wird gehupt. Tausende bunter Bilder, tausende Menschen, tausende Dinge, die man kaufen kann zischen an uns vorbei und es fällt mir schwer, aufmerksam zu bleiben. Eindrücke schmettern auf mich ein und mein Kopf scheint nach dem wenigen Schlaf und dem Flug kaum hinterher zu kommen.
Die Häuser sind alle sehr hoch, eng und schmal. Es drängt sich Fenster an Fenster. Alle haben einen ähnlichen Stil, alle sind schon sehr alt. Es erinnert mich ein wenig an Polen und Tschechien, denn je weiter wir in die Stadt fahren, desto mehr kleine Läden tümmeln sich am Fuße der Straße. Ihre Schilder sind ranzig, die Wahre quillt nur so aus ihnen heraus. Aber sie haben ihren eigenen Charme.
Kadiköy
Nach über eine Stunde Fahrt kommen wir am Hafen vom Stadtteil Kadiköy an. Auch hier strotzt es nur vor Leben. Hunderte Busse fahren und hupen und stehen und warten. Wir hangeln uns einen schmalen Fußgängerweg entlang und machen uns auf dem Weg zu unserem Hostel. Adresse: Uzun Hafız Sokak No:50
Nach ein bisschen Suchen und mit Hilfe unseres Reiseführers haben wir es dann endlich gefunden. Die nächste Hürde: wie kommen wir da rein? Eine Tür ohne Klinke und drei Klingeln zur Auswahl. Sarah entscheidet sich für die Unterste und Tatsache, es macht uns jemand auf. Raus aus dem kühlen Sonnentag rein in ein Zimmer, dessen Klimaanlage die Raumtemperatur dauerhaft auf 30°C hält. Wir verdunsten innerhalb von Sekunden, aber ein herzhaftes Lachen beschert uns der nette Herr, der kaum english spricht. Wir betreten ein sauberes Zimmer nur für uns zwei, legen die Sachen ab und beschließen los zu ziehen, die Stadt erkunden.
Um die Nase weht etwas Smog, hupende Auto ziehen an uns vorbei, es ist laut und voller Menschen. Aber ich werde hineingezogen wie von einem Strudel, je weiter wir in das Innere vordringen, desto mehr fühle ich mich wie ein Fisch in einem großen Schwarm. Um uns herum tausende kleine Läden, jeder anders als die anderen und doch haben sie so viel gemeinsam. Überall Leben. So so viel Leben und die Blicke finden keine Ruhe. Mein Herz passt sich dieser Schnelle an. Es ist wie ein Fieber und ich könnte gehen und gehen und würde nicht müde.
„Guck da ist die Körsche.“ Sage ich zu Sarah. „Waaas?“ antwortet sie und lacht los. „Na da.“ Mein Finger zeigt auf die große Kirche, die im Reiseführer als sehenswert ausgeschrieben ist und die wir finden wollten. Das Lachen nimmt kein Ende und wir bemühen uns Schritt zu halten und nicht auf dem Boden zu landen. Manchmal dringt eben doch ein bisschen sächsischer Dialekt aus meinem Mund. ^^
Auch die kleinen Gassen ziehen uns an. In ihnen steckt ein Zauber, kleine Geheimnisse, die sie erst beim näheren Hinsehen Preis geben. Malereien, die einen schwärmen lassen.
Neben all den Dingen, die begeistern steckt ein kleiner Tropfen Wehmut im großen Glas Istanbul. Hier in Kadiköy sind es nicht die Hunde, die das Lächeln schwinden lassen. Es sind die Katzen, die von struppigem Fell gemakert, die Mülltonnen durchstreifen, ihre Artgenossen angeifern und irgendwie immer traurig aussehen. An einer Ecke liegt eine blutig verschmierte. Ich schließe die Augen für ein paar Sekunden, hole tief Luft. In weniger als ich denken kann hat sich eine eiskalte Mauer um mich errichtet und die schreit: sieh bloß nicht nochmal hin! Und so schlucke ich, öffne die Augen und laufe weiter mit dem Zwang im Kopf, ihn nicht zu senken.
Strand, Meer, Freiheit
Nichts lieber als ans Wasser wollte ich schon an diesem ersten Tag. Ich liebe die Luft, sie strömt durch meine Lungen und auch, wenn sie nicht besonders riecht, weil Fisch mitschwingt. Es ist mir gleich. Ich könnte die Arme heben und den Wind um meine Nasen wehen lassen. Freiheit schreit das Meer- Freiheit schreie ich zurück und ich fühle mich leicht.
Es dämmert, als wir ein wenig verschlafen in einem kleinen, ja sehr kleinen Waffelrestaurant sitzen. Vor uns eine Waffel am Spieß. Es ergießt sich Schokolade darüber, beträufelt mit Pistazien. Ich pruste. Die Hälfte ist geschafft- es schmeckt keine Frage mehr als nur gut- es ist nur einfach viel zu viel. Dabei dachten Sarah und ich, als wir die Waffeln am Spieß sahen, dass es locker zu schaffen sein. Nach ewig langer Zeit des Genießens machen wir uns auf in Richtung Betten. Der Tag war lang, die Meter, die unsere Füße zurück gelegt hatten, ebenso. Es folgt Erschöpfung und guter Schlaf. In meinen Träumen denke ich an wärmende Hände. Ich kuschel mich in mein Kissen.
Die Erinnerungen an die vergangenen Stunden lassen mich schwärmen und in meiner Traumnaivität stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich nur eines der hunderten Brautkleider anprobiert hätte, die wir heute gesehen haben. Es wimmelte nur so von ihnen. Jedes zweite Geschäft hatte diese Träume in weiß in ihren Schaufenstern stehen, oben unten links und rechts. Eine ganze Straße- ach was rede ich, der ganze Stadtteil ist ein Brautkleidparadies! Eines schöner als das andere. Ein Lächeln macht sich breit. Ruhe umgibt mich, bis ich merke, dass Sarah auch noch wach ist. Sie hatte sich gerade umgezogen und mit mir gesprochen. In meiner Trägheit, habe ich kaum verstanden was sie sagte. Ich schweige, mein Kopf rattert und ich frage sie: „Deine Titten sind verklemmt?“ Sarah lacht los. Über meinem Kopf nur Fragezeichen. Sie wiederholt: „Die TÜRKEN sind doch eh alle verklemmt.“
Gelächter macht sich breit. Bald werden wir merken, dass Türken alles andere als verklemmt sind.
Satz des Tages: Meine Titten sind verklemmt.
Wort des Tages: Körsche
Hm, was könnte das sein? Die Frage werden Sarah und ich uns die nächsten Tage noch öfter stellen. Wer kein türkisch kann, findet es erst amüsant, dann merkwürdig und letztendlich einfach unverständlich :D
In diesem Fall handelt sich um unseren Landeflughafen. Groß und wunderschön gestaltet haben wir ihn mittels Buslinie E10 verlassen. Ja das Busfahren, oder wohl eher das Fahren- dürfen hatte sich insofern als schwierig erwiesen, dass wir eine sogenannte „Istanbul-card“ brauchten. Das wussten wir auch aus unserem Reiseführer, der im Übrigen wirklich wirklich gut ist.
So, wir brauchten also diese Karte, nur wo würden wir die Karte erhalten? Nach endlosen Schaltern, an denen man alles, nur keine Istanbulcard erhalten kann, trafen wir auf eine Türkin, die gut deutsch sprach und so freundlich war, für uns eine zu kaufen.
Nun sitze ich im Bus, neben mir der große Rucksack, hinter mir die müde Sarah. Sie ist noch niedlicher als normal, wenn sie müde ist ^^
Es ist um die Mittagszeit in Istanbul, warm und stickig, wir sind von Menschenmassen umgeben. Sie drängen sich aneinander wie Tiere, die frieren. Nur liegt der Unterschied darin, dass sie nicht frieren müssen.
Die Fahrt dauert eine Stunde. Ich bin beeindruckt von den vielen Wohnhäusern, alle haben sie immer Brüder und Schwestern, die ihnen vollkommen gleichen. Ein paar Meter weiter stehen dann wieder etwas andere Häuser, die ebenso Zwillinge haben. Um sie herum erstrecken sich Zäune und Mauern, in Ihnen ist es grün, vor Ihnen schlafen Straßenhunde, die die Sonne genießen.
Sie tragen Ohrmarken, keine Halsbänder. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Marken wirklich dafür stehen, dass es sich um in Menschenbesitz lebende Tiere handelt.
Weiterund weiter schnellen meine Augen, der Bus raßt nur so durch die engen Gassen, kommen wir nicht voran, wird gehupt. Tausende bunter Bilder, tausende Menschen, tausende Dinge, die man kaufen kann zischen an uns vorbei und es fällt mir schwer, aufmerksam zu bleiben. Eindrücke schmettern auf mich ein und mein Kopf scheint nach dem wenigen Schlaf und dem Flug kaum hinterher zu kommen.
Die Häuser sind alle sehr hoch, eng und schmal. Es drängt sich Fenster an Fenster. Alle haben einen ähnlichen Stil, alle sind schon sehr alt. Es erinnert mich ein wenig an Polen und Tschechien, denn je weiter wir in die Stadt fahren, desto mehr kleine Läden tümmeln sich am Fuße der Straße. Ihre Schilder sind ranzig, die Wahre quillt nur so aus ihnen heraus. Aber sie haben ihren eigenen Charme.
Kadiköy
Nach über eine Stunde Fahrt kommen wir am Hafen vom Stadtteil Kadiköy an. Auch hier strotzt es nur vor Leben. Hunderte Busse fahren und hupen und stehen und warten. Wir hangeln uns einen schmalen Fußgängerweg entlang und machen uns auf dem Weg zu unserem Hostel. Adresse: Uzun Hafız Sokak No:50
Nach ein bisschen Suchen und mit Hilfe unseres Reiseführers haben wir es dann endlich gefunden. Die nächste Hürde: wie kommen wir da rein? Eine Tür ohne Klinke und drei Klingeln zur Auswahl. Sarah entscheidet sich für die Unterste und Tatsache, es macht uns jemand auf. Raus aus dem kühlen Sonnentag rein in ein Zimmer, dessen Klimaanlage die Raumtemperatur dauerhaft auf 30°C hält. Wir verdunsten innerhalb von Sekunden, aber ein herzhaftes Lachen beschert uns der nette Herr, der kaum english spricht. Wir betreten ein sauberes Zimmer nur für uns zwei, legen die Sachen ab und beschließen los zu ziehen, die Stadt erkunden.
Um die Nase weht etwas Smog, hupende Auto ziehen an uns vorbei, es ist laut und voller Menschen. Aber ich werde hineingezogen wie von einem Strudel, je weiter wir in das Innere vordringen, desto mehr fühle ich mich wie ein Fisch in einem großen Schwarm. Um uns herum tausende kleine Läden, jeder anders als die anderen und doch haben sie so viel gemeinsam. Überall Leben. So so viel Leben und die Blicke finden keine Ruhe. Mein Herz passt sich dieser Schnelle an. Es ist wie ein Fieber und ich könnte gehen und gehen und würde nicht müde.
„Guck da ist die Körsche.“ Sage ich zu Sarah. „Waaas?“ antwortet sie und lacht los. „Na da.“ Mein Finger zeigt auf die große Kirche, die im Reiseführer als sehenswert ausgeschrieben ist und die wir finden wollten. Das Lachen nimmt kein Ende und wir bemühen uns Schritt zu halten und nicht auf dem Boden zu landen. Manchmal dringt eben doch ein bisschen sächsischer Dialekt aus meinem Mund. ^^
Auch die kleinen Gassen ziehen uns an. In ihnen steckt ein Zauber, kleine Geheimnisse, die sie erst beim näheren Hinsehen Preis geben. Malereien, die einen schwärmen lassen.
Neben all den Dingen, die begeistern steckt ein kleiner Tropfen Wehmut im großen Glas Istanbul. Hier in Kadiköy sind es nicht die Hunde, die das Lächeln schwinden lassen. Es sind die Katzen, die von struppigem Fell gemakert, die Mülltonnen durchstreifen, ihre Artgenossen angeifern und irgendwie immer traurig aussehen. An einer Ecke liegt eine blutig verschmierte. Ich schließe die Augen für ein paar Sekunden, hole tief Luft. In weniger als ich denken kann hat sich eine eiskalte Mauer um mich errichtet und die schreit: sieh bloß nicht nochmal hin! Und so schlucke ich, öffne die Augen und laufe weiter mit dem Zwang im Kopf, ihn nicht zu senken.
Strand, Meer, Freiheit
Nichts lieber als ans Wasser wollte ich schon an diesem ersten Tag. Ich liebe die Luft, sie strömt durch meine Lungen und auch, wenn sie nicht besonders riecht, weil Fisch mitschwingt. Es ist mir gleich. Ich könnte die Arme heben und den Wind um meine Nasen wehen lassen. Freiheit schreit das Meer- Freiheit schreie ich zurück und ich fühle mich leicht.
Es dämmert, als wir ein wenig verschlafen in einem kleinen, ja sehr kleinen Waffelrestaurant sitzen. Vor uns eine Waffel am Spieß. Es ergießt sich Schokolade darüber, beträufelt mit Pistazien. Ich pruste. Die Hälfte ist geschafft- es schmeckt keine Frage mehr als nur gut- es ist nur einfach viel zu viel. Dabei dachten Sarah und ich, als wir die Waffeln am Spieß sahen, dass es locker zu schaffen sein. Nach ewig langer Zeit des Genießens machen wir uns auf in Richtung Betten. Der Tag war lang, die Meter, die unsere Füße zurück gelegt hatten, ebenso. Es folgt Erschöpfung und guter Schlaf. In meinen Träumen denke ich an wärmende Hände. Ich kuschel mich in mein Kissen.
Die Erinnerungen an die vergangenen Stunden lassen mich schwärmen und in meiner Traumnaivität stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich nur eines der hunderten Brautkleider anprobiert hätte, die wir heute gesehen haben. Es wimmelte nur so von ihnen. Jedes zweite Geschäft hatte diese Träume in weiß in ihren Schaufenstern stehen, oben unten links und rechts. Eine ganze Straße- ach was rede ich, der ganze Stadtteil ist ein Brautkleidparadies! Eines schöner als das andere. Ein Lächeln macht sich breit. Ruhe umgibt mich, bis ich merke, dass Sarah auch noch wach ist. Sie hatte sich gerade umgezogen und mit mir gesprochen. In meiner Trägheit, habe ich kaum verstanden was sie sagte. Ich schweige, mein Kopf rattert und ich frage sie: „Deine Titten sind verklemmt?“ Sarah lacht los. Über meinem Kopf nur Fragezeichen. Sie wiederholt: „Die TÜRKEN sind doch eh alle verklemmt.“
Gelächter macht sich breit. Bald werden wir merken, dass Türken alles andere als verklemmt sind.
Satz des Tages: Meine Titten sind verklemmt.
Wort des Tages: Körsche
miastew am 12. April 2013 | 0 Kommentare
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Tiere essen
„Tiere essen“ ist das Buch das mich momentan begleitet. Es ist gut, weshalb ich immer nur ein paar Seiten lese. Ist das logisch? Für mich schon :D
Ich trauere um jede Seite, die ich schon gelesen habe, wenn ein Buch gut ist ^^
Im Bus ist die Luft stickig und warm. ich dünste in meiner Kleidung, die ich schon aufs Maximum abgelegt habe. Maximum bezieht sich auf „für die umgebende Gesellschaft angemessen“ ^^
Fünf Stunden bin ich unterwegs, wenn wir nicht einen Stau geraten. Also lege ich mein Buch zur Seite und schließe die Augen. Alles wird schwer und erst jetzt merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Meine letzte Nacht war kurz. Aus Angst den Wecker nicht zu hören, konnte ich erst nicht einschlafen. Nachdem ich den Wecker dann gehört hatte, wollte ich nicht aufstehen. Die Augen taten weh, die Beine waren wie Stein. Als der Wecker zum zweiten Mal klingelte, bin ich fast aus dem Bett gefallen (ja mein Wecker klingelt mehrmals und ja ich hasse es :D ).
Irgendwann Nähe Basel
Um die Mittagszeit stiege ich aus dem Bus, schnalle mir den riesigen Rucksack um und strebe Richtung Parkplatz. In meinen weiten Schritten bemerke ich kaum, dass es keinen großen Parkplatz in der Nähe gibt. Wo also hin gehen? Ich steuere die nächste Bank an und bleibe zuversichtlich. Sarah wird bald kommen und ich habe keinen Zweifel daran. Mit dem Gesicht Richtung Sonne gestreckt, bemerke ich gar nicht, dass sie schneller als gedacht am Straßenrand steht. Dass sie nach mir ruft, dringt nicht an meine Ohren. Irgendwann senke ich den Blick und sehe sie geradewegs winken. Sie steht mit ihrem kleinen Auto auf einer Bushaltestelle. Ein paar Sekunden lang starre ich sie schmunzelnd an. Mein Kopf bemerkt erst danach, dass sie es eilig hat, sodass ich schnell aufspringe und zu ihr laufe. Hektisch muss der Rucksack nach hinten und ich steige ein. Es gibt viel zu lachen, nicht nur über meine Naivität, dass dort, wo sie stand kein Bus würde kommen wollen um Sarah wegzuschieben, sondern auch über ihren steifen Nacken, den sie sich natürlich direkt vor dem Urlaub holen musste. Und so sind wir auf dem Weg, um noch ein paar Snacks zu besorgen.
Berge
Ich stehe in einem riesigen Raum mehrere Meter über dem Boden. Wenn ich nach oben blicke, sehe ich schwere Holzbalken, die so hell erstrahlen, dass sie alles andere als wuchtig wirken. Sie spitzen sich zu und lassen das Zimmer auch nach oben hin riesig wirken. Es ist warm und Sonne fällt mir ins Gesicht. Mit einem zugekniffenen Auge blicke ich ihr entgegen. Nicht ganz so penetrant wie gestern. Sie hält sich hinter dünnen Wolkenschlieren zurück. Dennoch habe ich einen wundervollen Ausblick. Von meinen Füßen bis zu den Balken erstreckt sich eine Fensterfront. Ich sehe Berge und Häuser, kleine Straßen durch die ab und zu ein Auto flitzt und Kühe. Oh ich liebe Kühe. Sie sind so neugierig, wenn man auf sie trifft. Trotzdem sind sie angenehm. Kaum aufdringlich wirken sie immer sehr entspannt wenn ihre Kiefer Futter mahlen und es zu Weilen wiederkauen. Ich verbringe bestimmt eine halbe Stunde damit, die Kühe zu beobachten. Ich bemerke ein Lächeln auf meinen Lippen, lasse mich auf meine Knie absinken und genieße die Stille um mich und diesen ruhigen Blick. Warum es ruhig ist? Ja die Frage ist, wo ist Sarah? Da ihr Nacken schmerzt ist sie zur Massage gefahren, die wie ich später sehen werde, leider nicht sehr viel geholfen hat, aber wenigstens ein bisschen. Außerdem werde ich mit ihrer Familie an einem Tisch sitzen, essen und schmunzeln, weil ich kein Wort verstehe. Aber es gibt auch Dinge, die man ohne Worte versteht. Dass es liebevolle Menschen sind, sehe ich an ihrer offenen Art. Sofort begrüßen sie mich und es scheint, als ob ich ein immer schon dagewesener Gast wäre. Dass sie ein Leben führen, dass nicht immer einfach, aber erfüllend ist, sehe ich an ihren Händen, an ihren Schritten und an den Wegen, die beide machen. Ich könnte sie ewig beobachten. Sarah hat Recht, es gibt immer viel zu tun bei ihr Zuhause und es schwingt auch immer Demut in mir, wenn sie davon erzählt. Ihre Eltern scheinen Erfüllung darin zu finden und ich finde sie, in dem ich sie beobachten darf und ein klein wenig erhaschen kann, von dem Leben hier.
Und los geht’s
Morgens um vier klingelt der Wecker- wiedermal. Und auch diesmal muss er ein zweites Mal klingeln, damit ich mich bequeme aus dem Bett zu fallen. Die Dusche ruft und so drücke ich die Schweren Augenlider auseinander und strecke mich ein wenig. Als das heiße Wasser auf mich herabprasselt, bemerke ich nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Erst nachdem ich aus der Dusche und dem Badezimmer raus bin, sehe ich mit ein wenig entsetzen auf die Uhr. 4.35Uhr. Wir wollten ohne Frühstück aufbrechen, also von der Seite her- kein Problem. Doch auch Sarah muss noch duschen und in meiner Euphorie für das warme Wasser habe ich sie wohl zu etwas Hektik gedrängt.
Mein Herz pocht, die Fingerspitzen kribbeln. Das Handy ist aus. Immer wieder nehme ich es heraus und schaue darauf. Es ist aus. Ich könnte müde sein, bin es aber nicht. An meine Ohren dringt Motorgeräusch, ich nehme es aber nicht wahr. Bald ist es soweit, bald würde es losgehen. Die Kehle trocken, der Magen leer. Eine Kombi, die ich morgens nur selten erlebe. Angespannt? Nein als angespannt würde ich mich nicht bezeichnen. Aufgeregt ja, angespannt nein.
Wir fahren an den großen Flugzeugen vorbei. Es ist noch dunkel aber alles ist hell erleuchtet und auch die Sonne kratzt schon am Horizont. Welch wundervollen Charme die aufgehende Sonne doch haben kann. Ich atme ein, atme aus und schon stehen wir vor einer Glasfront, deren Höhe ich nicht ausmachen kann. Eine liebevolle Verabschiedung und ein paar Schritte und Minuten später habe ich also das erste Mal einen Flughafen betreten, das erste Mal mein Gepäck auf ein Laufband gelegt, das erste Mal einen Fuß in ein Flugzeug gesetzt und das erste Mal aus dem Fenster eines eben diesen zu Blicken gewagt. Ich kann mir mein dämliches Grinsen kaum verkneifen. Noch immer pocht mein Herz. Ich frage mich, was all die Menschen um mich herum denken, wenn sie mich so aufgewühlt und immer fortwährend grinsen sehen.
Wir haben Glück, vor allem ich habe Glück. Unsere Plätze sind vorgeschrieben, ich sehe immer drei Sitze nebeneinander auf der rechten und der linken Seite vom Flur. Mein Platz ist zum Flur hin, neben mir Sitz Sarah, daneben niemand. Das heißt am Fenster sitzt niemand. Vorerst. Nach gefühlten Stunden bemerke ich, dass ich das Fenster anstarre und Sarah mich anstarrt. Na gut, sie starrt nicht, sie grinst. Sie grinst als ob sie genau wüsste, was ich gerne tun würde. Ein paar Minuten warten wir noch, dann passiert, wovon mein Herz geträumt hatte. Sarah schlägt vor, dass ich über sie zum Fenster rutsche. Gesagt, getan. Jetzt kann ich die immer heller werdende Sonne und das Fenster angrinsen, es förmlich anschmachten :D
Ungeduld macht sich in mir breit. Wann würde es endlich losgehen? Würde ich es bemerken? Würde es kribbeln im Bauch? Tatsache! Nachdem meine Ungeduld noch den Weg zur Startbahn überstehen musste starten wir und wenn wir nicht umgeben wären von wahrscheinlich einhundert Menschen, hätte ich aufgeschrien vor Freude. Es kribbelt! Und wie es das tut!
Die Alpen
Mein Blick fällt aus dem Fenster. Unter mir ist alles winzig. Ich sehe die dünne Wolkenschicht, durch die wir wenige Minuten zuvor hindurch sind. Es sieht aus wie Zuckerwatte, die jemand präzise und gerade auf die Erde gelegt hat. Darüber ist nichts. Nur wir und die grelle Sonne. Über den Wolken. Ja über den Wolken und ich kann mehr als nur nachempfinden, wieso das glücklich macht.
Man sieht Schneespitzen zwischen der Decke aus Zuckerwatte hervorblitzen. Der Schnee glitzert. Der Anblick ist ein Traum. Ich liebe diese alten Berge, ihre Wege, ihre Natur. Sie von so weit oben zu sehen ist anders, aber genauso schön. Eine kleine Miniaturwelt. Ich fange an zu Träumen und schlafe schließlich ein, nachdem die Alpen verschwunden und die Sonnenstrahlen auf den Wolken so stark reflektiert wurden, dass der Blick sich blau färbt, wenn man sich von ihnen abwendet.
„Tiere essen“ ist das Buch das mich momentan begleitet. Es ist gut, weshalb ich immer nur ein paar Seiten lese. Ist das logisch? Für mich schon :D
Ich trauere um jede Seite, die ich schon gelesen habe, wenn ein Buch gut ist ^^
Im Bus ist die Luft stickig und warm. ich dünste in meiner Kleidung, die ich schon aufs Maximum abgelegt habe. Maximum bezieht sich auf „für die umgebende Gesellschaft angemessen“ ^^
Fünf Stunden bin ich unterwegs, wenn wir nicht einen Stau geraten. Also lege ich mein Buch zur Seite und schließe die Augen. Alles wird schwer und erst jetzt merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Meine letzte Nacht war kurz. Aus Angst den Wecker nicht zu hören, konnte ich erst nicht einschlafen. Nachdem ich den Wecker dann gehört hatte, wollte ich nicht aufstehen. Die Augen taten weh, die Beine waren wie Stein. Als der Wecker zum zweiten Mal klingelte, bin ich fast aus dem Bett gefallen (ja mein Wecker klingelt mehrmals und ja ich hasse es :D ).
Irgendwann Nähe Basel
Um die Mittagszeit stiege ich aus dem Bus, schnalle mir den riesigen Rucksack um und strebe Richtung Parkplatz. In meinen weiten Schritten bemerke ich kaum, dass es keinen großen Parkplatz in der Nähe gibt. Wo also hin gehen? Ich steuere die nächste Bank an und bleibe zuversichtlich. Sarah wird bald kommen und ich habe keinen Zweifel daran. Mit dem Gesicht Richtung Sonne gestreckt, bemerke ich gar nicht, dass sie schneller als gedacht am Straßenrand steht. Dass sie nach mir ruft, dringt nicht an meine Ohren. Irgendwann senke ich den Blick und sehe sie geradewegs winken. Sie steht mit ihrem kleinen Auto auf einer Bushaltestelle. Ein paar Sekunden lang starre ich sie schmunzelnd an. Mein Kopf bemerkt erst danach, dass sie es eilig hat, sodass ich schnell aufspringe und zu ihr laufe. Hektisch muss der Rucksack nach hinten und ich steige ein. Es gibt viel zu lachen, nicht nur über meine Naivität, dass dort, wo sie stand kein Bus würde kommen wollen um Sarah wegzuschieben, sondern auch über ihren steifen Nacken, den sie sich natürlich direkt vor dem Urlaub holen musste. Und so sind wir auf dem Weg, um noch ein paar Snacks zu besorgen.
Berge
Ich stehe in einem riesigen Raum mehrere Meter über dem Boden. Wenn ich nach oben blicke, sehe ich schwere Holzbalken, die so hell erstrahlen, dass sie alles andere als wuchtig wirken. Sie spitzen sich zu und lassen das Zimmer auch nach oben hin riesig wirken. Es ist warm und Sonne fällt mir ins Gesicht. Mit einem zugekniffenen Auge blicke ich ihr entgegen. Nicht ganz so penetrant wie gestern. Sie hält sich hinter dünnen Wolkenschlieren zurück. Dennoch habe ich einen wundervollen Ausblick. Von meinen Füßen bis zu den Balken erstreckt sich eine Fensterfront. Ich sehe Berge und Häuser, kleine Straßen durch die ab und zu ein Auto flitzt und Kühe. Oh ich liebe Kühe. Sie sind so neugierig, wenn man auf sie trifft. Trotzdem sind sie angenehm. Kaum aufdringlich wirken sie immer sehr entspannt wenn ihre Kiefer Futter mahlen und es zu Weilen wiederkauen. Ich verbringe bestimmt eine halbe Stunde damit, die Kühe zu beobachten. Ich bemerke ein Lächeln auf meinen Lippen, lasse mich auf meine Knie absinken und genieße die Stille um mich und diesen ruhigen Blick. Warum es ruhig ist? Ja die Frage ist, wo ist Sarah? Da ihr Nacken schmerzt ist sie zur Massage gefahren, die wie ich später sehen werde, leider nicht sehr viel geholfen hat, aber wenigstens ein bisschen. Außerdem werde ich mit ihrer Familie an einem Tisch sitzen, essen und schmunzeln, weil ich kein Wort verstehe. Aber es gibt auch Dinge, die man ohne Worte versteht. Dass es liebevolle Menschen sind, sehe ich an ihrer offenen Art. Sofort begrüßen sie mich und es scheint, als ob ich ein immer schon dagewesener Gast wäre. Dass sie ein Leben führen, dass nicht immer einfach, aber erfüllend ist, sehe ich an ihren Händen, an ihren Schritten und an den Wegen, die beide machen. Ich könnte sie ewig beobachten. Sarah hat Recht, es gibt immer viel zu tun bei ihr Zuhause und es schwingt auch immer Demut in mir, wenn sie davon erzählt. Ihre Eltern scheinen Erfüllung darin zu finden und ich finde sie, in dem ich sie beobachten darf und ein klein wenig erhaschen kann, von dem Leben hier.
Und los geht’s
Morgens um vier klingelt der Wecker- wiedermal. Und auch diesmal muss er ein zweites Mal klingeln, damit ich mich bequeme aus dem Bett zu fallen. Die Dusche ruft und so drücke ich die Schweren Augenlider auseinander und strecke mich ein wenig. Als das heiße Wasser auf mich herabprasselt, bemerke ich nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Erst nachdem ich aus der Dusche und dem Badezimmer raus bin, sehe ich mit ein wenig entsetzen auf die Uhr. 4.35Uhr. Wir wollten ohne Frühstück aufbrechen, also von der Seite her- kein Problem. Doch auch Sarah muss noch duschen und in meiner Euphorie für das warme Wasser habe ich sie wohl zu etwas Hektik gedrängt.
Mein Herz pocht, die Fingerspitzen kribbeln. Das Handy ist aus. Immer wieder nehme ich es heraus und schaue darauf. Es ist aus. Ich könnte müde sein, bin es aber nicht. An meine Ohren dringt Motorgeräusch, ich nehme es aber nicht wahr. Bald ist es soweit, bald würde es losgehen. Die Kehle trocken, der Magen leer. Eine Kombi, die ich morgens nur selten erlebe. Angespannt? Nein als angespannt würde ich mich nicht bezeichnen. Aufgeregt ja, angespannt nein.
Wir fahren an den großen Flugzeugen vorbei. Es ist noch dunkel aber alles ist hell erleuchtet und auch die Sonne kratzt schon am Horizont. Welch wundervollen Charme die aufgehende Sonne doch haben kann. Ich atme ein, atme aus und schon stehen wir vor einer Glasfront, deren Höhe ich nicht ausmachen kann. Eine liebevolle Verabschiedung und ein paar Schritte und Minuten später habe ich also das erste Mal einen Flughafen betreten, das erste Mal mein Gepäck auf ein Laufband gelegt, das erste Mal einen Fuß in ein Flugzeug gesetzt und das erste Mal aus dem Fenster eines eben diesen zu Blicken gewagt. Ich kann mir mein dämliches Grinsen kaum verkneifen. Noch immer pocht mein Herz. Ich frage mich, was all die Menschen um mich herum denken, wenn sie mich so aufgewühlt und immer fortwährend grinsen sehen.
Wir haben Glück, vor allem ich habe Glück. Unsere Plätze sind vorgeschrieben, ich sehe immer drei Sitze nebeneinander auf der rechten und der linken Seite vom Flur. Mein Platz ist zum Flur hin, neben mir Sitz Sarah, daneben niemand. Das heißt am Fenster sitzt niemand. Vorerst. Nach gefühlten Stunden bemerke ich, dass ich das Fenster anstarre und Sarah mich anstarrt. Na gut, sie starrt nicht, sie grinst. Sie grinst als ob sie genau wüsste, was ich gerne tun würde. Ein paar Minuten warten wir noch, dann passiert, wovon mein Herz geträumt hatte. Sarah schlägt vor, dass ich über sie zum Fenster rutsche. Gesagt, getan. Jetzt kann ich die immer heller werdende Sonne und das Fenster angrinsen, es förmlich anschmachten :D
Ungeduld macht sich in mir breit. Wann würde es endlich losgehen? Würde ich es bemerken? Würde es kribbeln im Bauch? Tatsache! Nachdem meine Ungeduld noch den Weg zur Startbahn überstehen musste starten wir und wenn wir nicht umgeben wären von wahrscheinlich einhundert Menschen, hätte ich aufgeschrien vor Freude. Es kribbelt! Und wie es das tut!
Die Alpen
Mein Blick fällt aus dem Fenster. Unter mir ist alles winzig. Ich sehe die dünne Wolkenschicht, durch die wir wenige Minuten zuvor hindurch sind. Es sieht aus wie Zuckerwatte, die jemand präzise und gerade auf die Erde gelegt hat. Darüber ist nichts. Nur wir und die grelle Sonne. Über den Wolken. Ja über den Wolken und ich kann mehr als nur nachempfinden, wieso das glücklich macht.
Man sieht Schneespitzen zwischen der Decke aus Zuckerwatte hervorblitzen. Der Schnee glitzert. Der Anblick ist ein Traum. Ich liebe diese alten Berge, ihre Wege, ihre Natur. Sie von so weit oben zu sehen ist anders, aber genauso schön. Eine kleine Miniaturwelt. Ich fange an zu Träumen und schlafe schließlich ein, nachdem die Alpen verschwunden und die Sonnenstrahlen auf den Wolken so stark reflektiert wurden, dass der Blick sich blau färbt, wenn man sich von ihnen abwendet.
miastew am 11. April 2013 | 0 Kommentare
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Ich stiege ins Auto und habe ein gutes Gefühl. Die Sonne wärmt und die Aufregung kitzelt in jeder Faser meines Körpers. Noch zweimal schlafen. Zweimal schlafen? Und dann? – dann würde ich das erste Mal fliegen. Das erste Mal auf einem Flughafen stehen, das erste Mal einen Schritt in ein Flugzeug setzen, das erste Mal aus dem Fenster eines Flugzeuges schauen.
Manch einer könnte behaupten, dass das ja nichts Besonderes wäre. Aber besonders macht es das Gefühl und nicht die Annahme, dass es normal ist. Mein Gefühl macht es zu etwas Besonderem. Etwas Besonderes für mich. Und ich meine auch für viele andere.
Wenn ich darüber nachdenke, werde ich ein wenig melancholisch. Also schnell an etwas anderes denken. Angesteckt von der Fahrlust meines Bruders und der gute Idee seiner Freundin, die Sonne mit einer Sonnenbrille zurück anzulachen, düsen wir die Straßen entlang. Kurve um Kurve drückt es mich hin und her und ich kann mir ein Lachen kaum mehr verkneifen. Musik dröhnt um unsere Ohren und es scheint als wäre nach Schnee und Winter endlich ein Stück Sommer vom Himmel gebrochen.
Ich lehne mich zurück, lächle der Sonne entgegen und denke an blaue Augen.
In Guter Gesellschaft reist es sich am besten
Die erste Station meiner Reise wird Gießen sein. Gießen? Wann und wo soll es regnen?
In Gießen regnet es immer. Na gut fast immer. Ich habe es trotzdem lieben gelernt. Zwischen kaputten Häusern und Bauten aus den 50ern, die Ihre Sanierung schon öfter verpasst haben, versteckt sich eine jugendliche Lebendigkeit, die mit Sicherheit den zahlreichen Studenten zu verschulden ist. Die Menschen in deiner Umgebung machen das Leben schön und so haben auch die Menschen in Gießen, auf die ich bisher dort gestoßen bin, mein Leben schön gemacht.
Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken an die Menschen, die auch anderswo mein Leben schön machen.
„Lass dich bloß nicht wegfangen“ klang die tiefe Stimme meines Bruders mit einer leichten Ernsthaftigkeit aus seiner Kehle. Er legte seinen Arm um mich und drückte mir einen großen Schmatzer auf sie Stirn. „Genau und iss nicht so viel Döner“. Ich weiß, ich habe mit den Augen gerollt.
Heute fahre ich wie immer mit einer Mitfahrgelegenheit in mein nun schon zweites Zuhause. Mein Bruder hat mich abgesetzt und ich bin in ein Auto gestiegen. Es ist das Auto von, ich nenne ihn mal den „Lehrer“.
Der Lehrer, klingt ein wenig streng, strenger als beabsichtigt. Handelt es sich doch um einen herzlichen und gesprächigen Menschen, den man nie als typischen Lehrer sehen würde und dessen Ausstrahlung sein wahres Alter sehr verschleiert. Ich liebe es neben ihm zu sitzen, es lässt die vier Stunden Fahrt schneller vergehen, als man ahnen könnte. Ich kann fachsimpeln, rumalbern und sprechen worüber ich gerade lustig bin. Sprechen macht frei, Schweigen auch. Beides tue ich gern.
Und so brutzelt die Sonne auf meinen Beinen, die ganz in schwarz gehüllt sind. (Das war wohl keine gute Idee schwarze Strumpfhosen und einen schwarzen Rock anzuziehen, aber woher sollte ich wissen, dass ausgerechnet heute die Sonne so schön scheint. Die letzten Wochen hat sie sich ja kaum blicken lassen.)
Ich muss schmunzeln, ich habe nichts gemacht an dem Tag und trotzdem erfüllt er mich vollkommen. Manchmal ist perfekt anders als perfekt und könnte nicht schöner sein.
Schlaflose Nacht
Die Wohnung ist wie erwartet leer. So spät wie es ist, ist es auch schon dunkel in den Gängen und ich mache das Licht in meinem Zimmer an. Ich habe es vermisst. Drei ereignisreiche Wochen liegen hinter mit, in denen ich meinen Hirsch an der Wand nur zwei Nächte bei mir hatte. Hirsch an der Wand? Ja :D
Ich habe einen Hirsch an der Wand. Irgendwann kribbelte es mir in den Händen. Ich hatte einen Tag Unruhe und noch einen zweiten schlimmere Sehnsucht. Eine Leinwand war mir nicht genug. Es musste etwas Großes her. Etwas, das mich einnimmt und das ich einnehmen kann. Naja und nach sieben Stunden hatte ich es dann geschafft. Ab sofort würde ein etwas größer als lebensgroßer Hirsch unserer Breiten Tag und Nacht über mich wachen. Eine Erlösung, nachdem mir zwei Monate zuvor das Herz aus der Brust gerissen worden war.
Das ist jetzt schon eine ganze Weile her. Inzwischen hängt mein Herz, wie beabsichtigt, an meinem Hirsch und umso besser fühle ich mich, wieder bei ihm zu sein.
Mit einem Satz lasse ich alles Fallen- den riesigen Rucksack, die fünf Tüten in beiden Händen und die Handtasche, die um meinen Hals gewickelt war. Ein riesen Satz Luft strömt aus mir heraus. Sekunden vergehen, bis ich wieder einatme und Erleichterung legt sich neben Erschöpfung.
Ich beherrsche die Disziplin: „Einschnüren mittels Handtasche unter Aufsetzen eines Rucksackes“ vermutlich besser als jeder andere. Irgendwie schaffe ich es immer und immer wieder mich in meiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Aber gut, der Weg war nicht weit und ich hatte tatkräftige Hilfe beim Tragen in den dritten Stock.
Ich falle ins Bett und mache die Augen zu. Ein paar Träume ziehen an mir vorbei. Ein bisschen Wehmut schwingt mit.
Aber es bleibt nicht viel Zeit zum Liegen. Die Klamotten warten förmlich nur darauf, sorgfältig verpackt zu werden, so dass ich morgen früh um vier aufstehen, frühstücken, Rucksack schnappen und zum Zug laufen kann.
Station eins: Frankfurt am Main
Ich liebe diese Stadt. Sie hat ihren ganz eigenen Charme. Zwischen hohen Häusern, die glatt und kahl sind ziehen enge Straßen besiedelt von großen Autos die ohne Zweifel nicht nur Transportmittel sondern auch Statussymbol sind. Zahlreiche Düfte wehen aus kleinen Geschäften, die der Nacktheit ein wenig Persönlichkeit schenkt. Es ist Anonym unter den vielen treibenden Kräften, die Tag ein Tag aus zur Arbeit und zurück pendeln. Ich mag es trotzdem. Lieben gelernt habe ich es durch meinen Wahn an der Mode. Welche Frau geht nicht gerne shoppen?!
Ich jedenfalls tue es und wenn ich es mir nicht leisten kann, so kann ich dennoch träumen. Blicke haschen durch Fensterglas und Finger fahren durch weiche Stoffe.
Frankfurt hat keinen eigenen Modestil, ist auch nicht sonderlich etabliert in Sachen Fashion Week oder Designerausbeute. Es hat aber von allem etwas und vor allem hat es Stil- den Banker-Stil. Schick und elegant ist hier nicht jeder, aber die meisten. Ich habe kaum Gelegenheit dazu, aber ich liebe es im Bleistiftrock, weißer Bluse und Pumps durch die Straßen zu wandeln. Und wo, wenn nicht hier kann ich das ungestört tun.
Ich verbinde Frankfurt aber nicht nur mit den Läden, die ich ausrauben könnte, sondern auch mit Erinnerungen und Unternehmungen. Ich war hier immer an besonderen Tagen. Für mich besondere Tage. Wo wir wieder beim Thema besonders wären ^^
Was macht diese Tage besonders? Zum einen die lieben Menschen, die mich begleitet haben zum anderen das immer gute Wetter.
Heute ist es dunkel und ein frischer Wind haucht um meine Beine. Ich bin aber dankbar für das bisschen Frieren, denn im Zug war die Luft warm und träge. Jetzt kann ich durchatmen. Ein bisschen Smog weht mir in die Nase, aber daran gewöhnt man sich schnell.
Ich bin auf dem Weg zu meinem Bus. Oder zu einem Bus. Jedenfalls heißt der Bus „Fernbus“. „meinFernbus.de“ um genau zu sein. Ich bin noch nie mit so einem Bus gefahren aber ich bin ja auch noch nie bei Sarah gewesen. Sarah? Ja Sarah ist meine Freundin, sie studiert mit mir und wohnt in der Nähe von Basel auf deutscher Seite. Ich habe sie gern. Ihre direkt Art steckt sofort an und es bleibt nichts als mit zu lachen.
Mein Herz pocht. Ich stehe immer unter Strom, wenn ich etwas tue, was ich noch nie getan habe. Wenn ich dann auch noch feste Zeiten und Orte habe, an denen ich das tun muss, was ich noch nie getan habe, dann pocht es so so laut, dass ich schon zittere in den Fingern. Nach einem kurzen Aufregungsanruf bei Sarah (ich habe sie morgens um sechs aus dem Bett geklingelt), sehe ich den Bus aber schon vor mir. Er erstrahlt in leuchtendem Grün, kaum zu übersehen.
Manch einer könnte behaupten, dass das ja nichts Besonderes wäre. Aber besonders macht es das Gefühl und nicht die Annahme, dass es normal ist. Mein Gefühl macht es zu etwas Besonderem. Etwas Besonderes für mich. Und ich meine auch für viele andere.
Wenn ich darüber nachdenke, werde ich ein wenig melancholisch. Also schnell an etwas anderes denken. Angesteckt von der Fahrlust meines Bruders und der gute Idee seiner Freundin, die Sonne mit einer Sonnenbrille zurück anzulachen, düsen wir die Straßen entlang. Kurve um Kurve drückt es mich hin und her und ich kann mir ein Lachen kaum mehr verkneifen. Musik dröhnt um unsere Ohren und es scheint als wäre nach Schnee und Winter endlich ein Stück Sommer vom Himmel gebrochen.
Ich lehne mich zurück, lächle der Sonne entgegen und denke an blaue Augen.
In Guter Gesellschaft reist es sich am besten
Die erste Station meiner Reise wird Gießen sein. Gießen? Wann und wo soll es regnen?
In Gießen regnet es immer. Na gut fast immer. Ich habe es trotzdem lieben gelernt. Zwischen kaputten Häusern und Bauten aus den 50ern, die Ihre Sanierung schon öfter verpasst haben, versteckt sich eine jugendliche Lebendigkeit, die mit Sicherheit den zahlreichen Studenten zu verschulden ist. Die Menschen in deiner Umgebung machen das Leben schön und so haben auch die Menschen in Gießen, auf die ich bisher dort gestoßen bin, mein Leben schön gemacht.
Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken an die Menschen, die auch anderswo mein Leben schön machen.
„Lass dich bloß nicht wegfangen“ klang die tiefe Stimme meines Bruders mit einer leichten Ernsthaftigkeit aus seiner Kehle. Er legte seinen Arm um mich und drückte mir einen großen Schmatzer auf sie Stirn. „Genau und iss nicht so viel Döner“. Ich weiß, ich habe mit den Augen gerollt.
Heute fahre ich wie immer mit einer Mitfahrgelegenheit in mein nun schon zweites Zuhause. Mein Bruder hat mich abgesetzt und ich bin in ein Auto gestiegen. Es ist das Auto von, ich nenne ihn mal den „Lehrer“.
Der Lehrer, klingt ein wenig streng, strenger als beabsichtigt. Handelt es sich doch um einen herzlichen und gesprächigen Menschen, den man nie als typischen Lehrer sehen würde und dessen Ausstrahlung sein wahres Alter sehr verschleiert. Ich liebe es neben ihm zu sitzen, es lässt die vier Stunden Fahrt schneller vergehen, als man ahnen könnte. Ich kann fachsimpeln, rumalbern und sprechen worüber ich gerade lustig bin. Sprechen macht frei, Schweigen auch. Beides tue ich gern.
Und so brutzelt die Sonne auf meinen Beinen, die ganz in schwarz gehüllt sind. (Das war wohl keine gute Idee schwarze Strumpfhosen und einen schwarzen Rock anzuziehen, aber woher sollte ich wissen, dass ausgerechnet heute die Sonne so schön scheint. Die letzten Wochen hat sie sich ja kaum blicken lassen.)
Ich muss schmunzeln, ich habe nichts gemacht an dem Tag und trotzdem erfüllt er mich vollkommen. Manchmal ist perfekt anders als perfekt und könnte nicht schöner sein.
Schlaflose Nacht
Die Wohnung ist wie erwartet leer. So spät wie es ist, ist es auch schon dunkel in den Gängen und ich mache das Licht in meinem Zimmer an. Ich habe es vermisst. Drei ereignisreiche Wochen liegen hinter mit, in denen ich meinen Hirsch an der Wand nur zwei Nächte bei mir hatte. Hirsch an der Wand? Ja :D
Ich habe einen Hirsch an der Wand. Irgendwann kribbelte es mir in den Händen. Ich hatte einen Tag Unruhe und noch einen zweiten schlimmere Sehnsucht. Eine Leinwand war mir nicht genug. Es musste etwas Großes her. Etwas, das mich einnimmt und das ich einnehmen kann. Naja und nach sieben Stunden hatte ich es dann geschafft. Ab sofort würde ein etwas größer als lebensgroßer Hirsch unserer Breiten Tag und Nacht über mich wachen. Eine Erlösung, nachdem mir zwei Monate zuvor das Herz aus der Brust gerissen worden war.
Das ist jetzt schon eine ganze Weile her. Inzwischen hängt mein Herz, wie beabsichtigt, an meinem Hirsch und umso besser fühle ich mich, wieder bei ihm zu sein.
Mit einem Satz lasse ich alles Fallen- den riesigen Rucksack, die fünf Tüten in beiden Händen und die Handtasche, die um meinen Hals gewickelt war. Ein riesen Satz Luft strömt aus mir heraus. Sekunden vergehen, bis ich wieder einatme und Erleichterung legt sich neben Erschöpfung.
Ich beherrsche die Disziplin: „Einschnüren mittels Handtasche unter Aufsetzen eines Rucksackes“ vermutlich besser als jeder andere. Irgendwie schaffe ich es immer und immer wieder mich in meiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Aber gut, der Weg war nicht weit und ich hatte tatkräftige Hilfe beim Tragen in den dritten Stock.
Ich falle ins Bett und mache die Augen zu. Ein paar Träume ziehen an mir vorbei. Ein bisschen Wehmut schwingt mit.
Aber es bleibt nicht viel Zeit zum Liegen. Die Klamotten warten förmlich nur darauf, sorgfältig verpackt zu werden, so dass ich morgen früh um vier aufstehen, frühstücken, Rucksack schnappen und zum Zug laufen kann.
Station eins: Frankfurt am Main
Ich liebe diese Stadt. Sie hat ihren ganz eigenen Charme. Zwischen hohen Häusern, die glatt und kahl sind ziehen enge Straßen besiedelt von großen Autos die ohne Zweifel nicht nur Transportmittel sondern auch Statussymbol sind. Zahlreiche Düfte wehen aus kleinen Geschäften, die der Nacktheit ein wenig Persönlichkeit schenkt. Es ist Anonym unter den vielen treibenden Kräften, die Tag ein Tag aus zur Arbeit und zurück pendeln. Ich mag es trotzdem. Lieben gelernt habe ich es durch meinen Wahn an der Mode. Welche Frau geht nicht gerne shoppen?!
Ich jedenfalls tue es und wenn ich es mir nicht leisten kann, so kann ich dennoch träumen. Blicke haschen durch Fensterglas und Finger fahren durch weiche Stoffe.
Frankfurt hat keinen eigenen Modestil, ist auch nicht sonderlich etabliert in Sachen Fashion Week oder Designerausbeute. Es hat aber von allem etwas und vor allem hat es Stil- den Banker-Stil. Schick und elegant ist hier nicht jeder, aber die meisten. Ich habe kaum Gelegenheit dazu, aber ich liebe es im Bleistiftrock, weißer Bluse und Pumps durch die Straßen zu wandeln. Und wo, wenn nicht hier kann ich das ungestört tun.
Ich verbinde Frankfurt aber nicht nur mit den Läden, die ich ausrauben könnte, sondern auch mit Erinnerungen und Unternehmungen. Ich war hier immer an besonderen Tagen. Für mich besondere Tage. Wo wir wieder beim Thema besonders wären ^^
Was macht diese Tage besonders? Zum einen die lieben Menschen, die mich begleitet haben zum anderen das immer gute Wetter.
Heute ist es dunkel und ein frischer Wind haucht um meine Beine. Ich bin aber dankbar für das bisschen Frieren, denn im Zug war die Luft warm und träge. Jetzt kann ich durchatmen. Ein bisschen Smog weht mir in die Nase, aber daran gewöhnt man sich schnell.
Ich bin auf dem Weg zu meinem Bus. Oder zu einem Bus. Jedenfalls heißt der Bus „Fernbus“. „meinFernbus.de“ um genau zu sein. Ich bin noch nie mit so einem Bus gefahren aber ich bin ja auch noch nie bei Sarah gewesen. Sarah? Ja Sarah ist meine Freundin, sie studiert mit mir und wohnt in der Nähe von Basel auf deutscher Seite. Ich habe sie gern. Ihre direkt Art steckt sofort an und es bleibt nichts als mit zu lachen.
Mein Herz pocht. Ich stehe immer unter Strom, wenn ich etwas tue, was ich noch nie getan habe. Wenn ich dann auch noch feste Zeiten und Orte habe, an denen ich das tun muss, was ich noch nie getan habe, dann pocht es so so laut, dass ich schon zittere in den Fingern. Nach einem kurzen Aufregungsanruf bei Sarah (ich habe sie morgens um sechs aus dem Bett geklingelt), sehe ich den Bus aber schon vor mir. Er erstrahlt in leuchtendem Grün, kaum zu übersehen.
miastew am 11. April 2013 | 0 Kommentare
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