Dienstag, 20. August 2013
Halb Sieben fiel ich in mein Bett. Stumpf tippe ich ein paar Worte in mein Handy. Die Stunden auf dem Bahnhof waren kalt und lang aber ich bin stolz auf mein kleines feines Mobiltelefon. Es hat tapfer durchgehalten, auch, wenn ich die Zeit auf diversen "Gute-Frage"-Seiten rum gebracht habe. Und so fallen mir nun letztendlich die Augen zu.
Später schleppe ich mich zum Arzt. Der Husten wird schlimmer, das Brennen der Kehle schon beinahe unerträglich.
Danach flitze ich schnell in den Aldi von Gegenüber. Da unser Kühlschrank kaputt ist und der Arzt mich auf meinen Ernährungsplan hingewiesen hat, gibt es erst einmal eine Suppe und ein bisschen Fisch und jaaa ich gebe es zu, entgegen den guten Ratschlägen meines Arztes, habe ich mir auch einen kleinen Strudelpudding mitgenommen. Ja genau, der, wo Vanille und Schokolade eng umschlungen eine mehr als leckere Einheit bilden. Wah! Ich bin kein Puddingfan, aber der ist echt geil und ich kann ja auch nicht von heute auf morgen alles wieder umstellen. Sagen sich das nicht auch süchtige? Verständlich- man wird schnell süchtig, wenn man verzichten muss. Mein Blick fällt auch auf das Zigarettenregal. Ein Glück ist nichts dabei, was mir gefallen könnte. Mal davon abgesehen, dass Rauchen und Husten nun wirklich nicht zusammen passt. Also wandern meine Augen weiter und was erblicken sie? Schnell zücke ich mein Handy und tippe hastig: "Heißer neuer Kassierer bei Aldi!"
Die Empfängerin freut sich und ich habe was nettes zum Ansehen. Er kassiert mich ab und schenkt mir trotz Augenringen, zerzausten Haare, Schlapperjeans und weitem Pullover ein Lächeln.
Später am Abend geht mein Handy. "Du,Ich- Pizza, heute Abend?" Es kommt wie gerufen. Also flitze ich einmal über die Straße, hole mir einen Salat und kleine Piccolinis für meine Freundin und stelle mich prompt an die selbe Kasse wie einige Stunden zuvor. Oh ich liebe solche Männer! Natürlich hat sich an meinem Outfit nicht viel verändert, mal von gekämmten Haaren und einer ordentlicheren Jeans abgesehen, dennoch flirtet er mich an. "Heute nicht schonmal da gewesen?" -"Ja, es ist schlimm, wenn man direkt Gegenüber wohnt". Mein Tag ist gerettet. Ich kann nicht aufhören zu grinsen.



Die Nacht war hart. Ich habe kaum ein Auge zu gemacht. Meine Lunge fühlt sich wie Blei an. Kaum ein Atemzug vergeht, mit dem ich nicht nach mehr Luft ringe. Mein Bauch tut weh. Es scheint ich habe es mit dem Essen übertrieben. Es dauert auch nicht lang, bis ich erbrechen muss. Der Kopf platzt und ich ringe weiter nach Luft. Stunde um Stunde vergeht und erst als die Sonne ihre morgendlichen Strahlen in unser Zimmer wirft, scheint es, als wäre ich zu müde, um vom Schmerz wach zu bleiben. Ich döse vor mir hin, immer fortwährend mit diesem Hämmern im Kopf. Es soll noch ein Weilchen so weiter gehen. Auch das Frühstück später bleibt mir direkt in der Kehle kleben. Was ist nur los? Innerliche Panik vor Deutschland? Ich kann mir das kaum vorstellen. Die Zeit verrinnt und ich liege schweißgebadet im Bett und warte auf ein Besserwerden. Es wird nicht mehr besser werden. Also gehen wir in die Stadt. Ein letztes Mal ein Eis essen, ein letztes Mal an unserem Stammplatz an der Kirche sitzen, ein letztes Mal für eine längere Zeit die schöne Freiburgerin in die Arme nehmen. Wir gehen noch zu dritt zum Santa Maria Novella Firenze, dann trennen sich unsere Wege. Die schöne Freiburgerin in Richtung Information und die Gefundene und ich in Richtung Pisa.

Pisa- Innenstadt

Am Hautbahnhof in Pisa angekommen, bin ich schon begeistert von der Andersheit der Stadt. Großes italienisches Flair fließt hier ein. Florenz ist wunderbar. Aber es ist Stein um Stein und kaum ein Grün. In Pisa wachsen die Palmen. Die Häuser sind gelb und orange gestrichen, an den Balkonen die bunten Blumen. Als wären wir ein Stück mehr im Süden. Dabei ist es nur ein Stück weiter am Meer.



Die Straßen sind gefüllt von Menschen. Weniger Glitzerlichter in den süßen kleinen Läden, dafür mehr bunte Werbung für Eis oder Pizza. Es ist anders, aber wunderschön. Dass an den Häusern der putzt abfällt ist vollkommen irrelevant. Es lässt alles eher so viel lebendiger wirken zwischen all den Pflanzen.
Natürlich müssen wir in ein Schuhgeschäft gehen und natürlich kann ich nicht ohne ein Paar, nein sogar zwei Paar hinaus. Verliebt in diese gute Qualität, dessen Preis soweit runter reduziert war. Die neue Kollektion wartet schon im Lager- die alte muss unbedingt raus. Und so ergattere ich zwei wundervolle Paar Schuhe, von denen ich noch viele Jahre sagen kann, dass ich sie in Italien- Pisa, erworben habe.



Es zieht uns weiter Richtung Schiefer Turm.



Er ist malerisch. Weißes Gestein, das sich in den Boden drückt. Er müsste nicht einmal schief sein, er würde mir dennoch gefallen. Daneben ein Kirchengebäude, ebenso schönes helles Gestein und ebenso wundervoll verziert. Wir lassen uns nieder und genießen eine Weile die Aussicht. Langsam kehrt Ruhe ein in meinem Bauch. Mein Kopf dröhnt weniger. Die Sonne hat sich hinter dünnen Wolken verzogen. Es macht es mir einfacher, gerade zu stehen.



Weiter geht es zur Universität. Auch sie kann nicht behaupten, an Prunk gespart zu haben. So klein Pisa auch sein mag, jeden Tag in dieses Gebäude gehen können, entschädigt alles.



Ich bin auch angetan von all den vielen kleinen Büchereien, die uns auf unserem Weg begegnen. Es scheint eine weniger der Kunst verschriebene Stadt zu sein, bzw. eine andere Art von Kunst als Domizil gewählt zu haben.
Schade, dass die Zeit so schnell vergeht. Ich quetsche meine neuen Schuhe in meinen kleinen Handgepäckkoffer, der arg unter den holprigen Straßen gelitten hat und eh ich es mich versehe sitze ich im Zug zum Airport. Allein. Allein ohne meine liebe Freundin. Der Abschied ging schnell, bald sehen wir uns wieder. Jetzt wo sie weg ist, stehen mir die Tränen in den Augen. Wie schnell die Woche doch verging. Wie schön es war hier zu sein und wie herzensgut von ihr, mich so liebevoll aufzunehmen. Tag und Nacht waren wir zusammen und wenn zwei tollpatschige Charaktere auf einander treffen sollte man erwarten, dass irgendwann mal etwas Schlimmeres passiert. Tatsache aber habe ich mich unendlich wohl gefühlt. Ich konnte- sehen wir von heute ab- jeden Tag essen, wie ich es wollte. Ich habe gelacht so viel und laut, wie- ich weiß nicht wann das letzte Mal vor diesem Urlaub. Es gab Stunden, da übermannte mich das Glück so sehr, dass es schien ich könne nicht mehr aufhören zu lachen. Vielleicht ist meine Lunge deswegen so voll und mein Hals so brennend. Aber das ist es mir allemal wert.

Auf auf nach Haus

Nun sitze ich auf dem kalten Boden des Flughafens.



Ich habe noch 30min bis ich in meinen Flieger steigen kann. Die Heimreise wird nicht ohne Probleme ablaufen. So lande ich erst halb 12 nachts, muss zu einem Bus rennen, dessen Haltestelle ich nicht kenne. Ich hoffe ich bekomme ihn noch. Dann fahre ich zwei Stunden nach Frankfurt am Main um dann dort bis halb 6 Uhr morgens auf meinen Zug zu warten. Irgendwie zieht mich das ein wenig runter, irgendwie aber auch überhaupt nicht. Dafür hatte ich wunderbare Tage, die ich um nichts in der Welt hergeben würde. Das einzige was fehlt, ist der Blick in seine Augen. Wenn ich mich jetzt, mit meinem schweren Kopf und meiner bruzzligen Lunge, an seine Schulter lehnen könnte, wäre mein Glück perfekt. Aber wer kann schon alles haben? Niemand. Und so verabschiede ich mich erst einmal.

Der Flug

Diesmal scheint der Flug nicht enden zu wollen. Wir sind nur eine Stunde und 20min unterwegs, aber nirgends gibt es Ruhe, das Licht ist grell, die Menschen unruhig. Ich warte und warte und komme schließlich endlich an. Wieder konnte ich am Fenster sitzen, habe aber leider nichts gesehen, weil die Nacht zu dunkel und die Wolken zu dicht waren. Der einzige schöne Blick fiel auf das hell erleuchtete Pisa, dessen Turm ich noch einmal aus schwindel erregender Höhe betrachten konnte. Wenn man den Arno zwischen den Häusern ziehen sieht, kann man sich, kurz nachdem man durch die Straßen gewandelt war, sehr gut orientieren. Das macht den Ausblick noch interessanter als auf dem Hinflug, bei dem ich nur Glitzerlichter sah.
Als wir landen erstrahlt der Flugplatz im fast Vollmondlicht. Und so mache ich mich auf zur Busstation. Kalter Wind weht um meine noch nackten Beine, aber es scheint mich kaum zu stören. Die Erinnerungen der letzten Woche lassen mich ruhig bleiben. Schnell komme ich mit anderen jungen Menschen in Kontakt. Ebenso ein wenig verloren und Planlos wie ich und trotzdem so mutig, es einfach zu versuchen. Wir verbringen zwei Stunden Busfahrt miteinander bis unsere Wege sich am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main trennen. Im Bus war es- warm und kalt zugleich, doch recht gemütlich, weil man die Sitze ohne jemanden zu stören, nach hinten lehnen konnte. Ich saß am Fenster und blickte in die noch immer helle Nacht. Bäume zogen an uns vorbei und meine Augen wurden schwer. Noch immer der Druck in Lunge und Kopf, aber ich beginne zu ignorieren.
Auch, wenn ich in Frankfurt beim Ausstieg direkt neue Menschen kennengelernt habe, ist es ein wenig merkwürdig. Man könnte fast von Speed-dating sprechen nur ohne Date. Wir alle Mitten in der Nacht.



Das Warten

Ich sitze im einzig offenen Lokal am Bahnhof. Mc Donalds! Gut, es ist halb drei morgens. Noch zwei einhalb Stunden, dann kann ich in meinen Zug steigen. Mein Netbook jammert. Der Akku ist hinüber und es ruft nach seinem wohlverdienten Schlaf. Nur unter Wehmut schließe ich es. Bis später heißt es nun. Noch zwei einhalb Stunden.



Auf den Spuren von Florenz

Kleine Eckdaten gefällig? In der Antike als Florentia gegründet, blühte Florenz, mit der Blüte im Wappen, im Mittelalter zum Handel- und Finanzzentrum. Parallel lies die künstlerisch unabhängige Stadt den Weg in die Renaissance zu. Ich könnte jetzt tausende langweilige Namen nennen, dazu aber lieber Tröpfchen für Tröpfchen später.
Florenz wuchs also und mit den Mauern auch die Schönheit. Heute ist die Stadt umgeben von Zypressen und Pinien, zwischen denen sich kleine Villen erahnen lassen, und den Apenninen. Durch sie hindurch zieht der Fluss namens Arno.



Wir beginnen am Dom. Trotz einer verschlossenen Tür lassen wir es uns nicht nehmen einen Blick hinein zu riskieren. Es handelt sich hier um die Kathedrale Santa Maria del Fiore. Klingt das nicht schon einfach wundervoll? Im Inneren erwartet uns ein Blick zu riesig hohen Wänden, an dessen Seiten und Enden wundervoller Malereien zu sehen sind.




Dann zieht es uns weiter über den



Sonntag, 18. August 2013
Mit blinzelnden Augen wachte ich auf. Es schien noch viel zu früh zu sein, dabei stand die Sonne schon recht hoch und die Wärme machte sich breit in unserem Zimmer. Frühstück war angerichtet und wir ließen es uns schmecken.



Auf dem Weg zum Strand

Tagesziel sollte Rosignano sein. Da Florenz nicht am Meer liegt, wir in der Hitze aber unbedingt auch einmal ins kühle Nass springen wollten, ging es mit dem Zug vom Santa Maria Novella Firenze (Hauptbahnhof) in Richtung Meer.



Ich hatte Glück, die Mädels dabei zu haben. Sie holten die Tickets für uns und wir stiegen in den schon weit überfüllten Zug ein. Bald wurde klar, dass wir uns trennen müssten. Für vier Personen war nicht einmal mehr im Gang Platz.



Also zwängten die Gefundene und ich uns von Wagon zu Wagon. Einige waren klimatisiert, andere nicht. Wir entschieden uns für ein Zwischenstück zwischen zwei Wagonen und setzen uns auf den Boden. Unmittelbar startete der Zug. Lautes Dröhnen und Pfeifen machte sich breit und meine Ohren schienen platzen zu wollen. Es schüttelte uns hin und her und die Luft stand in den anderthalb Quadratmetern, die uns zur Verfügung standen. Ich lehnte mich an die graue Metallwand, hatte in dem einen Ohr einen Kopfhörer von meiner Freundin und versuchte die Musik zu erkennen, die aus ihrem Ipod kam.
Es schien so vollkommen weltfern zu sein und dabei waren wir mittendrin.



Zwei Stunden dauerte unsere Fahrt und mit jeder Minute kehrte in all dem Lärm innerliche Ruhe ein. Ich verstand, dass nicht die Art des Reisens entscheidend war, sondern, dass wir überhaupt hier waren. An allen Stellen unserer Körper lief der Schweiß und wir konnten trotzdem unsere Augen schließen und einfach darauf warten, dass wir ankamen. Mit dem Schütteln des Zuges konnte man sogar alles um sich herum ein wenig vergessen. Wir waren hier. Hier in Italien! Wie wundervoll. Nach anderthalb Stunden hatten wir Pisa erreicht- ein Zwischenziel. Hier stiegen zahlreiche Passagiere aus, sodass wir uns einen Sitzplatz suchen- und ich die wundervoller Landschaft bewundern konnte. Als ich das Meer entdeckte fing alles in mir an zu kribbeln. Glücksgefühle durchströmten meinen Körper und so recht konnte ich noch gar nicht fassen, wie wunderschön das Meer war- dass ich es gerade hautnah sah und dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich hinein springen konnte.



Rosignano

Wir hatten etwas vollkommen anderes erwartet. Vor uns lag ein steiniger Strand und das Wasser war mehr als nur flach. Es zog sich mehrere Hundert Meter weit, bis es scheinbar irgendwann tiefer zu werden schien. In dem klaren Nass zierten sich korallenähnlich ausgehöhlte Steine, die von Algenflechten bedeckt waren. Wir erkannten schnell, dass auch das seinen eigenen Charme hatte. Und so zog es uns schnell ins Wasser hinaus auf eine Steinanhöhe. Wir lagen stundenlang, ließen die Sonne auf uns nieder scheinen und genossen die kühlen kleinen Wellen, die uns erreichten.



Ich kam nicht umher mich in die Wellen zu verträumen. Sie bauten sich auf und in ihrer Klarheit ließen sie einen Moment, in dem man bis zu ihrem Boden schauen konnte. Wie ein Foto, dass man nur wenige Sekunden betrachten kann. Geheimnisvoll und zugleich entblößend. Dann waren es tausende kleine Pferde, die auf einen zugeritten und in Schaum aufgingen. Immer und immer wieder und doch immer anders. Die Sonne glitzerte zwischen ihnen.
Nie wollte ich wieder weg.

Am Abend



Natürlich zog es uns nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang zurück ins lebende Florenz. Wir duschten, zogen uns schicke Kleider an und gingen in die Nacht. Laute italienische Männerstimmen begleiteten uns von Straßenecke zu Straßenecke. Man hatte sich schon daran gewöhnt.




¶ Tag 4


An diesem Tag zieht es uns wieder durch die Straßen Richtung Innenstadt. Vorbei am Piazza del Duomo, vor dem wieder Menschenmassen rund um das Baptisterium stehen und warten, dass sie die Aussicht von ganz oben genießen können.


Die zahlreichen Schaufenster mit all ihren glitzernden Inhalten lassen uns schwach werden, sodass wir ab und zu hinein gehen und schauen, was es schönes gibt. Zwischen ihnen drängen sich die "Gelaterien", in denen man jede Sorte Eis erhalten kann, die man sich erträumt. Über den Piazza della Repubblica, der ebenso mit Massen von Touristen gefüllt ist, laufen wir zum Piazza Signoria, der vor den Toren des Palazzo Vecchio liegt.



Ich kann kaum treten, weil meine Blicke die zahlreichen Statuen streifen und ich bin beeindruckt, von Vielfalt und Detailiertheit ihrerseits.



Weitergehts vom Palazzo Vecchio



durch die Uffzien. In Ihnen sind zahlreiche Kunstwerke ausgestellt, deren Schönheit schon von draußen erahnbar ist. Zwischen den hohen Säulen sammeln sich zahlreiche Straßenmaler, die entweder schon fertige Werke verkaufen wollen, oder gerade dabei sind, neue zu erschaffen. Niedlich sehen sie aus, zwischen all den großen Bildern.



Von hier aus erreicht man die Ponte Vecchio ohne große Schritte. Von hier aus zieht es uns wieder in Richtung der engen Gassen. Wir gehen über den Mercato Nuovo.



Vor ihm steht ein großes Wildschwein. Wenn man seine Nase berührt, wird man nach Florenz zurück kehren. Leider sammeln sich Massen davor, sodass ich keine Chance habe, die schon golden gewordene Nase zu berühren.



Wir kommen letztendlich an einem weiteren Markt an der Basilica di san Lorenzo an.





Von allen Seiten hallen Komplimente auf italienisch und english und so aufdringlich die Männer die letzten Tage schon waren- heute folgt keine Sekunde auf die andere, in der wir nicht bemerkt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob das Lächeln auf unseren Lippen durch Scham oder Schmeichelei hervorgerufen wird. Mit der Zeit allerdings liegen unsere Nerven blank. Alles was uns bleibt- die Stände bewundern. Besonders die venicianischen Masken haben es uns angetan, sodass wir uns ein wundervolles Erinnerungsstück mitnehmen konnten.





Am Abend

Den Abend verbringen wir an der Ponte santa Trinita, sie liegt eine weiter, als die Ponte Vecchio, sodass wir zur einen Seite sehen können, wie das Abendrot die bebaute Brücke zum scheinen bringt



und zur anderen Seite bewundern wir wie die Sonne untergeht und die Lichter der Straßen zu glitzern beginnen.



Wie schon die Abende zuvor gibt es Wein und Pizza und es dauert nicht lang, bis sich drei Italiener zu uns gesellen. Die Schöne Freiburgerin muss sich abermals bemühen, nicht zu sehr in das Visier der drei Männer zu gelangen. Es gelingt uns aber relativ gut, sie bald verabschieden zu können. So vergeht die Zeit und in einer warmen, nächtlichen Sommerbriese gehen wir nach Hause.



Freitag, 16. August 2013
Wir liefen in der heißen Augustsonne von Boutique zu Boutique. Es waren diese kleinen Läden, die uns reizten. Schaufenster und Türen dreimal höher als meine zierlichen 1,68m und eine Fläche von wenigen Quadratmetern. Aber sie hatten ihren eigenen Charme und zogen uns schnell in ihren Bann. Ich konnte mich den meisten schönen Dingen entziehen, auch, wenn es mir sichtlich schwer fiel.
Bis- ja bis ich sie sah. In einem leuchtenden Roségold strahlte sie mich an und das Beste? Die kleinen Goldringe waren an einem rosanen Band aufgefädelt. Ich sah sie, verliebte mich und musste sie haben. Ich kann mich nicht entsinnen, je so viel Geld für eine einfache Kette ausgegeben zu haben. Aber! Sie ist einfach der absolute Wahnsinn und zu wissen, dass ich jedesmal an Florenz denken werde, wenn ich sie trage, zaubert mir ein breites Lächeln ins Gesicht.



Was haben wir noch getan? Natürlich gab es zwischendurch wieder ein unsagbar gut schmeckendes Eis und dann sollte der Sog in die Geschäfte weitergehen. Für mich war klar, dass ich nichts mehr kaufen würde. Bis wir in eine Boutique für Bademode gingen. Auch hier, wie in vielen anderen Läden, war Sale angesagt und meine Freundin war hin und weg von den vielen Designerstücken. Ich blickte umher, sah die Preise und hätte am liebsten die Augen verschlossen. Aber noch bevor ich sie zu machen konnte sah ich ihn: Ein Trikini, der nicht hätte auffälliger sein können. Eigentlich ja so gar nicht mein Ding, aber den musste ich anprobieren und da hatte ich auch schon den zweiten Fehler gemacht. Eh ich mich versah, trug ich an meinem Arm eine Tüte in der ein Trikini, in Papier eingewickelt, lag und mich anlächelte. Ich grinste über beide Ohren. In dem Moment hätte ich nicht gedacht, dass es heute noch einmal einen Tiefschlag geben würde.
Nach ein paar Blicken in die Sonne und Ausflüchten in die klimatisierten Läden, fanden wir uns wieder Zuhause ein. Ich schaute auf mein Handy und las ein paar Zeilen, die ich hätte um nichts in der Welt lesen wollen. Es schien mir allerdings nicht erspart zu bleiben.
Was ich gelesen hatte? Ich denke ich bin so leicht zu durchschauen, dass man weiß, von wem es kam und dann weiß man sicher auch, dass es zwischen all dem Auf und Ab ein deutliches Auf war, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Blieb jetzt also wieder nur ein Ab.
In meinem Bauch schürte sich die Wut und meine Augen brannten. Wenn ich jetzt weinen würde, würde ich nicht nur auf ihn wütend sein. Nein, dann würde ich mich selbst hassen. Dafür, dass ich es überhaupt zu lies, mir hier irgendwie weh tun zu lassen. So ruhig die Straßen aus Stein, so beeindruckend die Höhe der Gebäude, vor allem die des Doms. So schön, die vielen Statuen und Bilder. So hell die Mauern, der Kirchtürme. All das, was uns so zufrieden macht. Und in all dem muss ich hier liegen und mich fragen, wieso das schon wieder geschehen musste.
Seine Entschuldigungen prallen an mir ab. Ich weiß nicht, damit umzugehen. Ich bin so leer und doch so voller Wut. Ich beschließe das Handy zur Seite zu legen, gehe zum Fenster, setze mich auf den breiten Stein der Fensterbank, blicke hinaus und atme tief durch. Ja es blieb nicht dabei. Heißes Nass rinnte meine Wangen hinab aber in mir drin kehrte die Ruhe zurück.



Ich lies mich ablenken von meiner liebsten Begleitung. Sie schlüpfte gerade in ihr neues Kleid und sah einfach umwerfend aus. Was wir vor haben? Genau das Richtige! Mit den Lieben des letzten Tages würden wir tanzen gehen.

Von Paulo zum Flo

Nachdem wir gegessen und einige Cocktails getrunken hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt.



Leider mussten wir nach einem weitem Weg erkennen, dass der Club, den wir zum Ziel des Abends erklärt hatten, geschlossen war. Unsere Beine waren schwer und in unseren Köpfen dröhnte der Alkohol. Was auch immer uns aufrecht hielt, es schien hilfreich zu sein. Tausend Dank, dass ich Menschen besuchte, die hier waren um ihr Italienisch zu verbessern. Denn wir trafen zwei dieser hier Ansässigen. Wir beschlossen uns ihnen anzuschließen und wieder zum Piazzale Michelangelo zu gehen.



Das war der Platz hoch über der Stadt, auf dem wir gestern Abend dem Wein und Sonnenuntergang gehuldigt hatten.
Dort befand sich nicht nur eine Statue des David, sondern auch einen an den Hang angepassten Club mit der Bezeichnung "Flo". Wir kamen ohne Probleme hinein und uns bat sich eine wahnsinnig schöne Aussicht auf das glitzernde Florenz und die atemberaubende Landschaft.



Es hallte laute Musik um unsere Ohren und tausend bunte Lichter strahlten umher. Ein schickes Ambiente, in dem wir uns befanden. Dementsprechend teuer waren die Getränke. Aber es viel uns drei Frauen nicht schwer, im Saft zu bleiben. Waren wir doch von so so vielen Männern umgeben. Es dauerte eine Weile, bis wir auch andere Frauen sahen. Also was auch immer schief ging an diesem Abend, Frauen waren hier deutlich in der Unterzahl.
So quetschten wir uns an den Menschenmassen vorbei und auch mitten in sie hinein auf die Tanzfläche. Es viel schwer nach frischer Luft zu haschen, trotz, dass der Club open air war. Es waren einfach zu viele Menschen. Entweder man bewegte sich mit ihnen oder man wurde nur herumgeschubst. Was solls! Augen zu und Musik genießen war mein neues Motto. Ich stieß ständig die grabschenden Hände von mir und entführte mich selbst in eine andere Welt. Wenn ich eins liebe, dann sich unter dröhnenden Bässen und Melodien davon zu träumen. Einfach frei als freier zu sein.



Tatsache schafften wir es bald uns ein bisschen Platz zu verschaffen. Zwischen all den verdammt unverschämten Italienern drängte sich auch jemand zu mir, der mich höflich fragte, ob ich etwas trinken wolle. Mich aber von unserer Gruppe zu entfernen, kam für mich nicht in Frage. Also brauchte es noch ein wenig, bis ich mich von jemand anderen überreden lies, zu ihm in den VIP-Bereich zu kommen. Gott sei Dank trennten mich und die anderen dann nur ein hüfthoher Zaun. Ich stand zwischen einer Gruppe amerikanischer Footballspieler, die schüchterner nicht hätten sein können. Ich empfand es als sehr höflich und dennoch verwirrte es mich. Waren Amerikaner wirklich so prüde? Tausend Fragen löcherten meinen Bauch und ich schlängelte mich gekonnt durch das Gespräch, auch wenn ich zugeben muss, ich nicht glaube, immer verstanden worden zu sein. Es war unglaublich süß und schmeichelhaft für jede Bewegung die ich machte ein Kompliment zu haschen.



Wehmutstropfen allerdings war die Tatsache, dass der Mann, der uns beschützen sollte, auf einmal so betrunken war, dass er nicht mehr stehen konnte. Es schien ihm nicht zu gefallen, dass die Schönheit aus Freiburg auch von anderen Männern entdeckt worden war. Gestern noch lies er den absoluten Macho raushängen, heute konnte er nicht aufhören, sich an sie zu drängen.



Wir mussten den Club also verlassen. Alles, was die Amerikaner von mir bekamen, war der Hinweis, wie sie mich per Facebook finden würden und ich verließ die gute Musik mit einem schmeichelnden Satz in den Ohren.



Es war ein Kampf den Betrunkenen die Meter hinab zu lotsen. Wir kamen Gott sei Dank trotz dessen heil Zuhause an. Ich viel ins Bett, las auf meinem Handy ein paar Liebe Worte, antwortete kurz und legte es wieder bei Seite. Mein Herz braucht mehr als das, um sich zu erholen. Aber so früh am Morgen wollte ich die Skepsis meinen Verstand nicht fressen lassen, also schlief ich ein.

Feiertag in Italien

Es dauerte nicht lang, bis die ersten Glockenschläge uns wecken würden. Den ganzen Tag hindurch begleitenden sie uns.
Der Plan? Ausruhen und später italienische Pasta genießen.
Ich entschied mich für Ravioli, gefüllt mit Spinat und Käse.
Viel mehr passierte an Tag 3 auch nicht. Die Schöne Freiburgerin besuchte uns am Abend und berichtete von ihrem Heimweg. Wir mussten wieder so viel lachen und wieder kam das Gefühl einer schlechten Teeniekomödie auf. Es ist die typische Szene, wie drei Mädels auf dem Bett liegen, Musik hören und über Männer reden. Wohl bemerkt- nicht aus dem Lachen kommend.
Was da die ganze Zeit lief? "Cro- Whatever", zwischendurch auch etwas ruhiges "Greg Laswell-I´d be lying" und dann italienischer HipHop, den wir am Abend zuvor auf MTV gehört hatten und von dessen Feeling wir uns anstecken ließen.
Leise klang der Abend aus.




Mittwoch, 14. August 2013
Ich landete also am späten Abend in Pisa und wir machten uns gemütlich mit einem Zug auf den Weg Richtung Florenz. Durch die Gassen dieser nun so ruhigen Stadt schlendernd, konnte ich die frische Luft inhalieren. Sie durchströmte mich mit Fülle und Vollkommenheit. Beeindruckend, all die Mauern und Geschäfte bei Nacht zu sehen. Zarte Lichter wiesen uns den Weg durch die engen Straßen zwischen warmen Gestein.
Letztendlich viel ich übermüdet ins Bett, nachdem ich diese wundervolle Wohnung, hoch oben in einer der großzügigen Altbauten, bestaunt hatte. Schon allein die Eingangstür war dreimal so hoch, wie ich groß bin.

Der nächste Tag

Am Morgen frühstückten meine liebevolle Gastgeberin und ich. Ich würde sie direkt die "Mutti" nennen, aber das würde ihrem Charakter nicht in jeglicher Hinsicht gerecht werden. Sie ist so vieles und deswegen kann man sie schwer in nur einem Wort beschreiben. Ich einige mich mit meinem Kopf auf die "Gefundene", da nicht nur ich von Glück sprechen kann, sie gefunden zu haben.


Am Nachmittag liefen wir gemütlich durch die Stadt. Wärme drängte sich durch all meine Glieder und in meinen Kopf. Die Sonne schien einen dennoch unglaublich glücklich zu machen. Pure Ruhe sucht man zwischen all den Touristen, die wie Ameisen durch die Straßen wuseln und von einem kleinen niedlichen Geschäft zum nächsten Tingeln. Ja die Stände, an denen man Essen, Eis oder Gebrauchsgegenstände erwerben kann, sind winzig. Man könnte fast von der Straße aus alles mit einer Hand erreichen. Es hat seinen eigenen einnehmenden Charme und ich erfreue mich, an der heiteren, wenn auch lauten Art der Italiener.
Die Gefundene zeigte mir den Dom

,

andere Kirchen, besondere Plätze und natürlich die große Brücke. Ich erinnere mich nur an das Wort "Ponte", weil sie es so oft in den Mund nahm, dass man es wohl kaum vergessen könnte.



Beeindruckend, weil die Brücke rechts und links von kleinen Häusern gesäumt ist und man auf ihr nur Schmuck erwerben kann.



Wind wehte durch unsere Haare und schien unsere Kleider in einem Ausmaß erheben zu wollen, dass es uns schon unangenehm war. Kein Grund aber, sich darüber nicht zu erfreuen. Also tränkten wir die Straße mit unserem lauten Gelächter.



Was darf nicht fehlen? Natürlich italienisches Eis! Ich suchte mir die Sorten - na welch Wunder! Pistazie und Coffee Crunch aus. Ich hätte mich direkt und für immer in dieses wundervolle, so aromatische Eis legen können. Unglaublich wie gut es geschmeckt hat und wie traurig ich für einige Sekunden war, nachdem ich es vollkommen und ganz und gar aufgegessen hatte.
Aber fest stand: es würde nicht lange dauern, bis ich wieder ein Eis essen würde.
Auch die berühmte italienische Pizza durfte nicht fehlen, also setzten wir uns später in ein Lokal, von dem die Gefundene schwärmte. Aber es war eher der gute Schinken als alles andere, der sie so zu begeistern schien. Zarter als zart schmelzte er auf unseren Zungen dahin und ich vergaß für ein paar Minuten meine Abneigung gegen Schweinefleisch.

Der Abend am La Piazza e mia



Nachdem wir uns am Nachmittag schöne Kleider und gutes Essen gegönnt hatten, machten wir uns auf den Weg um ein paar Bekannte zu treffen. Mit uns kam eine wundervolle, offene und mehr als niedliche Deutsche, die die Gefundene in ihrem Italienischkurs kennengelernt hatte. Ihre Begleitung war ebenfalls ein Deutscher, der wie wir vom Elbufer stammte. Wir gingen also in unserer lustigen Runde gefühlte tausend Stufen und kamen an der wohl schönsten Aussicht über Florenz an. Sanfte Musik streichelte unsere Ohren und wir gönnten uns in der warmen Sommerluft ein paar Gläschen Wein.



Die Stimmung war ausgelassen und wir konnten die Menschenmassen um uns herum vollkommen vergessen. Geredet und geredet haben wir, die Aussicht genossen, den Sonnenuntergang bewundert und die Zeit vergessen. Ich habe gelacht- unbeklemmt und befreit von all den Sorgen, die die letzten Wochen meine Seele so tief hatte sinken lassen. Jetzt, so weit oben, fühlte ich mich wie im Paradies. Palmen und frische Luft, seichte Klänge und ein guter Wein. Florenz sollte mir die absolute Ruhe schenken und ein Glücksgefühl, dass nicht mehr weichen würde. Die Gefundene sprach die Tage zuvor immer davon, dass Florenz sie erdet, ihr eine Ruhe und Gelassenheit schenkt, die sie nirgends anders hat. Und sie hat mehr als nur Recht. Ich bin beinahe benebelt von diesem so unbeschreiblichen Freiheitsgefühl.



Nichts desto trotz denke ich natürlich an seine schönen blauen Augen und wie es wäre, würde er neben mir stehen und den Blick auf eine leuchtende Stadt in der nicht so dunkeln Sommernacht genießen. Es tut gut, ihn auf diese Art und Weise zu vermissen und zu wissen, dass ich hier bin und frei bin und ich mich selbst nicht fesseln kann.
Heute, am nächsten Morgen, trage ich mehr als weite, luftige Sommerhosen und ein schäbiges Top und ich fühle mich mit meinen zerzausten Haaren trotzdem wie die schönste Frau der Welt. Wärme auf meiner Haut und Wärme in meinem Herzen.
Ich starte mit freudiger Erwartung in den Tag.