Dienstag, 30. Juli 2013
Ja ich weiß, es ist jetzt schon 21 Tage her, dass ich etwas geschrieben habe. Zu viel ist passiert und ich musste mich erst einmal wieder fangen. Ich bin mir auch gar nicht sicher, wo ich am Besten anfangen soll.
Was die letzten 21 Tage geschehen ist?
Nachdem ich die Woche bei Mister Cupcake verbracht hatte, sollte das Wochenende eine Katastrophe werden. Schon die ganze Woche war ich unruhig. Wir hatten uns kaum gesehen und alles war so, so so abgehackt. Ich lag neben ihm und habe mich einsam gefühlt. Natürlich, er stand unter enormen Druck. Die Arbeit hat ihn gefordert und er konnte sich gar keine Zeit für uns nehmen. Am Stamstagnachmittag hatten wir dann endlich eine halbe Stunde um zu reden. Es fiel mir so schwer, aber es musste einfach sein. Wo standen wir? Wo waren wir? Zum ersten Mal sprach mein Mund so viele Worte aus, die ich vorher selbst vor mir verborgen hielt. Ich brauche mehr. Ich brauche so viel mehr. Mein Herz vermisste etwas, von dem ich vorher nicht wusste, dass ich es brauchen würde. Habe ich mich doch so sehr gegen die Gefühle für ihn gewährt.
Am Ende war klar, dass ich nicht hören würde, was meine Ohren sich so sehr wünschten zu hören. Würde ich so weitermachen können? Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Wie viel Zeit sollte noch vergehen? Was könnte ich noch tun? Gibt es noch etwas zu tun? Mit einem Mal war ich leer. So leer war ich schon lang nicht mehr und ich merkte, was die letzte Woche mit mir passiert war. Leere hatte sich breit gemacht. Mein Lächeln war verschwunden. Meine Blicke waren ziellos. Ich war leer- so so leer. Und als er vor mir saß und mich ansah- mich endlich ansah, sah ich, wie meine Mauer vor ihm wieder sichtbar wurde. Sollte ich jetzt gehen? Sollte mir mein Lächeln wichtiger sein?
Und wenn ja, würde es auch ohne ihn wieder kommen?
Mein Kopf schien so voll. Ich platze innerlich. So viel gesagt und noch so viel geschwiegen.
Wir gingen auseinander und ich wusste ich würde den Abend allein nicht überstehen.
Meine Glieder waren schwer und ich schleppte mich ins Bett. Tränen übermannten mich. Hatte ich so lange nicht geweint, schien es jetzt so grausam brennend zu sein.
Mein Kopf schaltete aus, als ich die Möglichkeit bekam in ein Auto zu steigen und den selben Club zu betreten in dem Mister Cupcake sein würde. Dumm? Mehr als das! Natürlich hörten meine Ohren wieder nicht das, was sie hören wollten. Ich trank ein halbes Glas Chardonnay und war ein paar Stunden später bewusstlos. Grausamer hätte es mich nicht treffen können. Und schon der Gedanke an diesen Abend treibt mir die pure Wut in den Bauch. Wie konnte das MIR? Ausgerechnet MIR passieren? Und wieso genau an diesem Abend?
Natürlich folgte einen Woche voller Tränen. Der Mann, dessen wundervolle blaue Augen mich so lange in ihren Bann gezogen hatten, bis ich nicht mehr anders konnte, als ihnen zu verfallen, empfand uns als vollkommen erschüttert.
Es sind die Tage, in denen er mich festhält, die mich hoffen lassen, dass die Zeit uns heilen kann.



Die Tage, die er wie durch mich hindurch sieht, sie stechen mir jedes Mal erneut ins Herz. Musste ich so erfahren, dass ich... und ich kann es immer noch nicht glauben. Will es immer noch nicht zugeben. Es quält mich! Er quält mich. Schwerer Atem und heißen Nass zeichnen mein Gesicht.
Jede Minute wird zu Probe für mich.
Ich frage mich wohin. Kalte Unruhe prägt meinen Tag. Und ich bete, dass die Zeit vergeht. Ich spüre, wie ich mich wegwerfe. Alles scheint unbedeutend geworden zu sein. Die besten Minuten verbringe ich draußen. Ich stehe in Wind und genieße es, wie er mit meinem Haar spielt.
Es ist ein Auf und Ab und so muss ich nach einem wundervollen Wochenende feststellen, dass ich die Tage, an denen wir uns jetzt nicht sehen, für ihn vollkommen ohne mich stattfinden werden. Ich starre mein Handy an und warte. Worauf warte ich? Wieso sollte ich überhaupt warten?
Wütend schiebe ich alle Selbstzweifel weg von mir. Werfen sie mich doch nur ein tiefes Loch. Aber was bleibt? Wieder diese furchtbaren Fliegen, die keine Ruhe geben. So viel Aufmerksamkeit wird mir geschenkt und ich würde sie am liebsten alle mit einer Falle fangen und weit weit weg von hier aussetzen. Wieso kommen zwei dazu, wenn ich eine davon überzeugen konnte, dass es keinen Sinn macht? Was um Himmels Willen will mir das Schicksal sagen?
Warum lande ich immer in den selben Situationen? Und wieso werde ich ständig an all so vergangene Sachen erinnert?
Ich gebe nicht auf verdammt! Nicht heute und nicht morgen. Vielleicht ist es das. Ich habe zu viel erlebt, als dass ich jetzt aufgeben sollte.



Dienstag, 9. Juli 2013
Ich kann dich nicht retten. Ich kann nicht diejenige sein, die dir zeigt, wie es geht. Ich kann nicht diejenige sein, die dich vorbereitet. Ich kann nicht diejenige sein, die dich für die Richtige richtig macht. Ich kann dich nicht retten.
Meine Dämonen und ich, wir sollten einen anderen Weg gehen. Ich kann sie nicht immer herauslassen und dann erschrecken, wie schlimm sie mein Leben machen. Ich muss sie hinter mir lassen. Ich muss mich retten- mich selbst retten.
Immer wieder lasse ich mich von Ihnen täuschen, sie zeigen mir, was ich gern sehen will, bis es dunkel wird und ihr wahres Gesicht vor meine Augen tritt. Sie machen mir Angst, sie tuen mir weh, sie rauben mir den Schlaf.
Du kannst nichts wissen von meinen Dämonen. Aber ich kenne sie und ich sollte wissen, dass ich diejenige bin, die ich retten muss. Vielleicht bin ich auch diejenige, die gerettet werden muss. Rettung zur Selbstrettung.
Ich kann dich aber nicht retten. Ich kann nicht um Liebe bitten. Ich will nicht um Liebe bitten. Ich will Lieben und geliebt werden.
Wenn mir nur so leicht von den Lippen gehen würde, was meine Hände tippen können. Dann säße ich nicht hier. Dann würde ich nicht warten. Dieses unerträgliche Warten, das mich in allem, was ich eigentlich tun muss lähmt.
Alles, was bleibt ist die Frage, kannst du uns retten? Oder hoffe ich auf etwas, auf das es keine Hoffnung gibt.




Mittwoch, 26. Juni 2013
Die Bäume ziehen an mir vorbei. Dunkle Wolken über uns, laute Schauer an den Scheiben. Alles rauscht und wir machen mindestens 100km in einer Stunde. Ich schließe die Augen. Die Fahrten zwischen meinen zwei Welten tuen mir gut. Es ist als würden sie mich erden. Diese zwei so verschiedenen Orte verbinden- nicht nur wirklich, sondern auch unwirklich.
Ich kann in diesen länger oder kürzer währenden vier Stunden mehr in mich eintauchen als irgend anders. Ich kann träumen und lächeln oder meine Gefühlswelt zu Vernunft rufen. Nirgends fühle ich mich sicherer und dennoch muss ich nirgends mehr Angst haben. Rasende Autos um uns herum, die ich im wiegenden Fahrtwind vollkommen ausblenden kann.
Ich denke an die letzten Tage und mir wird warm. Kaum zu glauben, dass ich so viel Glück verdient habe. Ich stelle mir vor, wie ich in seine wundervollen blauen Augen schauen, fast darin versinkend, ist es als könnte ich nie wieder woanders hinsehen. Ich höre seinen leisen Atem und es kitzelt in meinem Nacken, wenn seine Hände meine Haut streifen. Sekunden vergehen, die wie Stunden scheinen und die Zeit steht still. Ja ich versinke und … bemerke es.
Genau dann schrecke ich zurück, blicke hastig in alle möglichen Richtungen, immer die Angst im Nacken, ich könnte ganz und gar in ihm verloren gehen.
Ja in all meinem Glück kann ich mich selbst so wenig akzeptieren. Es kränkt mich, so verschoben zu sein. Kann ich nicht einfach lächeln und genießen? Stattdessen kreist noch so viel in meinem Kopf herum. Es scheint mich von Innen heraus zu zermalmen.
Ich wache auf und bin ich angekommen. Steige aus dem Auto, gehe die Treppen hinauf, schließe wie in Trance die Tür auf und lege alles nieder. Es zieht mich in mein Zimmer und meine Gedanken spulen weiter.
Kann ich doch immer noch nicht glauben, dass tatsächlich ich diejenige sein soll, die er haben will. Unweigerlich muss ich daran denken, warum ich nicht glauben kann. Es ist dieses schwarze Buch, das ich tief in mir in einem dunklen großen Schrank verschlossen habe. Was darin geschrieben steht? Drei Jahre meines Lebens, verschwendet an einen Mann, der nie wusste wer er war oder was er tat. Die Erinnerungen daran- sie sind weg. Ich habe für mich einen Weg gefunden ohne sie zu leben. Sie sind eben verschlossen. Versteckt in meiner Seele kann ich sie mir ansehen wie einen Film. Wie ein Traum in dem man die Gesichter nicht erkennen kann. Ich stehe daneben und sehe zu. Ich sehe zu.
Schiebe die Bilder wieder weg aus meinem Kopf. Es ist verwirrend zu zusehen.



Manchmal dann- nur an diesen Tagen, an Tagen wie diesen, da kommen sie und gehen nicht weg. Zeigen eine andere Perspektive- ein ganz anderer Film. Der gleiche Traum, nur, dass man die Gesichter erkenne kann. Sie sind wie epileptische Anfälle. Selten und nie vorhersehbar. Aber man spürt, wann es wieder so weit ist. Nicht der Anfall an sich, sondern das warten darauf, ist das Schlimmste daran.
Phase eins: Aura
Es ist ein grausames Brennen im Magen, meine Finger kribbeln und unweigerlich schaue ich auf meine Hände, deren Rücken mit Brandnarben gekennzeichnet sind. Mittlerweile sind sie kaum mehr sichtbar. Es beruhigt mich ein wenig, nimmt mir aber nicht dieses unheimliche Aufsteigen in meinem Blut. Tag um Tag breitet sich die Unruhe aus. Nacht um Nacht schlafe ich weniger oder gar nicht. Wenn ich schlafe, wache ich mit diesem unguten Gefühl auf. Angst in all meinen Gliedern und geschwollene Augen. Ich kann mich nicht erinnern, weiß aber genau, was passiert ist- ich habe geträumt.
Phase zwei: Status epilepticus
Irgendwann dann, nach ein paar wenigen Tagen, manchmal auch erst nach Wochen, in denen dieses tiefe Schwarz meine Seele schon fast ganz und gar verschlungen hat, pressen meine Augen hunderte von Tränen heraus. Der Atem stockt und Bilder schießen durch meinen Kopf. Es ist nicht mehr der Film, von dem ich dachte, dass ich ihn nur angesehen habe. Ich spiele die Hauptrolle und für Sekunden kann ich mir nicht mehr einreden, dass es nie passiert wäre.
Phase drei: Terminalschlaf
Ich weiß nicht wie lange es dauert, bis ich meine Umgebung wieder wahrnehme. Meist ringe ich um Luft, meine Augen brennen, ich kann sie kaum mehr offen halten. Mein Kopf scheint leer. Ich blicke umher, atme tief und bin erleichtert. Es ist vorbei. Perlen rinnen meine Stirn hinab und es fällt ein letzter Blick auf meine zitternden Hände. Ich fühle nichts. Die Angst ist weg und es scheint, als würde sie es auch für immer bleiben.
Die Tage und Nächte danach kann ich wieder ich sein, kann ich schlafen, kann ich lachen und all das Dunkle scheint verschwunden. Ich bin erleichtert.

Im Moment aber stecke ich in Phase eins fest und es scheint unerträglich nicht zu wissen, wann ich es endlich hinter mir habe. Ich liege in meinem Bett, die Tür zu meinem Zimmer verschlossen, die Decke über meinem Kopf immer in der Hoffnung, dass es geschieht, wenn es niemand sieht. Ich liege da und versuche mich krampfhaft zu erinnern- einen Auslöser zu finden. Doch je mehr ich mich anstrenge, desto weniger scheine ich mir zu glauben. Ich kann mich nicht zwingen, mich zu erinnern. Ich muss warten und ertragen, dass meine Augen immer mehr brennen und mein Körper zu ersteifen scheint.
Also warte ich.




Montag, 24. Juni 2013
Kann mich mal bitte jemand kneifen? Kann das sein oder bin ich jetzt vollkommen Hin und Weg?
Wovon ich spreche? - meine letzten Tage. Ich weiß gar nicht, was geschehen ist, wie das alles sein kann, womit ich das verdient habe. Mein ganzes Ich könnte vor Glück schreien. Ich bin dort und fühle mich frei und so, so so so ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Aufgeregt höre ich mein Herz schlagen. Ich muss mich erst einmal sammeln. Kann es wirklich sein, dass ich meine Angst überwunden habe? Kann ich das alles so ganz und gar annehmen wie es ist?
Er ist einfach mein Himmel auf Erden.
- Hin und Weg