Donnerstag, 4. August 2016
Am nächsten Morgen begleiteten uns klangvolle Lieder unserer Kindheit aus dem Hause Disney beim Erwachen aus dem tösenden Schlaf. Es war wie im Märchen, die Füße schmerzten und vor unseren Betten lagen sie zu tausenden- die zertanzten Schuhe.
So vergingen die Stunden und der Urlaub scheinte in Ruhe und Gelassenheit durch unser Fenster.



Irgendwann trieb es uns doch hinaus. Immer wieder begegneten wir die letzten Tage einem weißen scheinbar unüberwindbarem Gebäude das von jeder Erhöhung aus zu sehen war. Bewaffnet mit Hut und Pistazieneis der ganz besonderen Sorte prasste die Sonne ungnädig auf uns ein. Nichts desto trotz war die Überraschung unfassbar. Es handelte sich um ein über die Jahrzehnte errichtetes Monument der eher neueren Zeit und da der Krieg in seinem Erschüttern, mag es sich nun um den ersten oder zweiten der Europatöter handeln, stets meine Nackenhaare vor Empörung und ungezügelter Neugier aufstellen ließ, zog es mich wie in einem Bann hinein. Wir teilten diese Art der nicht sehr liebevollen Leidenschaft und waren gebannt in den Bildern aus weißem Stein. Die Krone allen Übels war wie zu erwarten eine traumhafte Sicht über die Stadt.

Monumento nationale a Vittorio Emanuele ll oder auch "die Schreibmaschine"

Von da aus zog es uns schnell weiter. Ermutigt und belebt in unserem Schritt wollten wir die Nachmittagssonne hoch oben auf dem Aventin genießen. Wie immer etwas planlos fragten wir uns durch die Römer, die des Englischem noch weniger mächtig waren als wir. Sensationell belustigend war es, wenn sie einen sich folgend winkend an einen dunkelhäutigen Bürger schleusten, die teilweise noch gebrochener Sprachen. Ich liebte Vorurteile, wenn sie die Herzlichkeit der Menschen und ihre liebevolle Güte demonstrierten. Schluss endlich, nachdem wir im niedlichsten Nudelladen waren, fanden wir den Weg streng bergauf und wurden belohnt mit einem Blick auf den Petersdom hindurch eines Schlüssellochs. Eine nette Abweschlung. Wirklich schön empfanden wir aber die kleinen Kirchen und Basteien in deren unmittelbarer Nähe immer ein Blick im angrenzenden Garten über Rom zu erhaschen war.
Auch wir unterwarfen uns dem "Selfie-drang" und schossen eines nach dem anderen.

Doch wir waren nichtsdestotrotz doch nicht unvorbereitet in den Abend gegangen. Unsere im Wind wehenden, neu erworbenen Kleider verbargen eine ebenso neuerliche Errungenschaft der letzten Tage - Bikinis! Wo wir damit hin wollten?
Den Sonnenuntergang hoch oben auf einem 5 Sterne Hotel im Pool der dortigen Dachterrasse genießen. Gesagt getan überhäuften uns die schnuckeligen Kellner mit allerhand Köstlichkeiten, sodass es sich gelohnt hatte mit leerem Magen das Tüteln der Cocktails in Empfang zu nehmen. Und da war sie wieder. Das bisschen Dekadenz, das wir uns an diesem Abend auch wirklich etwas kosten ließen und die auch jeden Penny wert gewesen war.
Es kribbelte auf der Zunge und im Bäuchlein.



Benommen von den nunmehr kostenlosen Schnäpsen, die einer nach dem anderen wirklich köstlich waren - man bemerke, der Preis sagt des einen oder anderen Momentes doch viel über die Qualität - durchzechten wir Hotel für Hotel, Dachterrasse für Dachterrasse, goldenen Fahrstuhl für goldenen Fahrstuhl.
Die Erinnerungsfotos wurden mit jedem Mal verschwommener, sodass ich nicht mehr sagen kann, wann wir wieder im bekanntesten aller Hotels ankamen.



Schon in frühen Morgenstunden trieb es uns aus dem Bett. Unser Ziel war der kleine eigene Staat inmitten der ewigen Stadt und so trugen unsere Füße uns schon beim Beginn der ersten Sonnenstrahlen hinaus. Aufgewachsen im kalten Atheismus wollten wir Wirklichkeit und Unwirklichsein ergründen und ein neues Bild von dem auf Erden Befindlichem erkunden. Stein um Stein bedeutenden uns diese ganzen Monumente der Geschichte bei weitem nicht so viel, wie den zielgerichteten Reiseführermenschen. Ich wollte wissen, was dort ist, nicht was dort war. Wir hatten Glück und es stellte sich heraus, dass früh aufzubrechen die beste Entscheidung gewesen war.



Weiße Mauern blitzen uns in der Morgensonne entgegen und zeigten und geradewegs den Ziel zum "Himmelstor". Davor stehen geblieben standen die Worte "bedenke mit Ehrfurcht, bevor du hindurch gingest, an Jesus und seine Opfer" neben mir eine Frau -ich schätze Mitte fünfzig- sehen konnte ich nur ihre aufgelegten Hände und dunklen Haare- sie liebte und beneidete sie um diesen Glauben. Nicht, dass mein Herz nicht konnte noch wollte. Über die Jahre war es verschlossen geworden, wenn auch niemals für den, den es vielleicht nicht gab. Zwei, drei Schritte und hindurch umgab uns auch ohne Sonne eine unglaubliche Wärme. Es war als würde das Gold von den Wänden Tropfen. Zitternder Atem und berührte Hände zierten mein Gesicht und trieben das Nass in Richtung Augen. Kein Gott der Welt bräuchte soetwas, doch, es würde keinen anderen Ort geben, der dem Himmelsbild so nah kommen könnte, das war sicher.



Tippelnd und fast den Atem anhaltend schlürften wir in Richtung der Treppen, dessen Stufen wir erklimmen wollten. Für mich stand fest, wenn man Buse tun konnte, wo besser denn hier?

Mittagswarme Schatten und taumelnde Luftböhen erlaubten uns eine Pause. Wir dachten über ihn nach. Den Gott, den es vielleicht nicht gab und was er unserer Gesellschaft geben konnte und mittlerweile nahm. Bräuchte man ihn für funktionierende Moral? Eine Kirche? Gingen wir vor die Hunde, wenn wir niemanden mehr hatten, dessen Unmut wir niemals heraufbeschwören wollten und vor denn Unliebe es und schier zum Angstschweiß trieb? Letztendlich war es gleich, ob wir es Gott oder Schicksal oder Zufall nannten. glauben taten wir alle und auch die, die sich einbildeten nach Liebe zu suchen. Dieser nichtvorhandene Trieb.



Ich schloss vor Erschöpfung die Augen. Dankbarkeit schoss durch meine kleinen Finger. Dankbar war ich für mein kleines pumpendes Ding, das wir so gern missbrauchten für die Erklärung unserer Hormongesteurerten Gefühle. Ich hatte mehr davon in mir, als ich oft ertragen konnte und missen wollte ich keinen einzigen Moment davon! Überfluss war mir das liebste und mein kleines Fass war selten materiell geprägt, sondern überquellet sich zuließt in salziger Flüssigkeit wegen kleinen Felltieren und deren unglaublich furchtlosen und Unbösen Taten.
Auch heute würde er, wenn es ihn denn gab, mir treue Augen schenken, die mich anblickten, als Gäbe es nur ein Hier und Jetzt und niemals einen Untergang.

Weiter Richtung höchsten Punkt über der ewigen Stadt genossen wir einen Rundumblick und zarte Winde um die rote Stirn.



Danach trugen uns unsere Füße vor Erschöpfung wieder in Richtung Marmorbettchen. Unterwegs mit den schmetternden Bussen waren deren lautes Getöße mittlerweile wie Musik in unseren Ohren. Zum ersten Mal stellte sich endlich die innere Ruhe ein und die Ungeduld wich der Zeit. Ganz gleich wie schnell die Zeigen ticken würde, in unserem schmetternden Bus könnten wir es nicht hören, würden wir es nicht hören müssen.
Vorbei an den alten Steinen begannen wir langsam deren Aussicht zu genießen. Es war uns nicht wichtig gewesen, alles zu bestaunen, was so langsam in sich zusammenfiel. Es des Öfteren zu sehen offenbarte uns ein ganz anderes Bild der Schönheit und so zauberte es mir ein Läacheln auf die Lippen.

Kaltes rieselndes Wasser holte mich aus meinen Tagträumen und ich hörte meinen kleinen Magen rumoren. Es trieb uns in ein kleines römisches Viertel ab von Touristen und deren Nasen aus bunten Seite voller Bilder über tote Menschen und deren Monumente.
Im Netzwerk unserer Zeit laßen wir von einem Restaurant in dem Mama noch kochten und so ließen wir uns selbstgemachte Nudeln vorsetzen und kalten Wein die Kehlen hinunterrieseln.
Nachdem die Sonne ihren warmen Strahlen im Tiber versenkt hatte starteten wir mit schon schmerzenden Füßen an den Ufern in ein Wunder aus Straßencafé's und kleinen Restaurants. Wie aus dem Boden gestanzt verteilten wir Hartes Klimpergeld und erfreuten uns an schon duseligen Gelächter.
In schon kalten Nachtwinden genossen wir die strahlenden Lichter auf die alten Steine und schlossen das Teatro du Marcello und den Tempio di Ercole Vinvitore in unsere schon überquellenden Herzen.