Die Nacht war hart. Ich habe kaum ein Auge zu gemacht. Meine Lunge fühlt sich wie Blei an. Kaum ein Atemzug vergeht, mit dem ich nicht nach mehr Luft ringe. Mein Bauch tut weh. Es scheint ich habe es mit dem Essen übertrieben. Es dauert auch nicht lang, bis ich erbrechen muss. Der Kopf platzt und ich ringe weiter nach Luft. Stunde um Stunde vergeht und erst als die Sonne ihre morgendlichen Strahlen in unser Zimmer wirft, scheint es, als wäre ich zu müde, um vom Schmerz wach zu bleiben. Ich döse vor mir hin, immer fortwährend mit diesem Hämmern im Kopf. Es soll noch ein Weilchen so weiter gehen. Auch das Frühstück später bleibt mir direkt in der Kehle kleben. Was ist nur los? Innerliche Panik vor Deutschland? Ich kann mir das kaum vorstellen. Die Zeit verrinnt und ich liege schweißgebadet im Bett und warte auf ein Besserwerden. Es wird nicht mehr besser werden. Also gehen wir in die Stadt. Ein letztes Mal ein Eis essen, ein letztes Mal an unserem Stammplatz an der Kirche sitzen, ein letztes Mal für eine längere Zeit die schöne Freiburgerin in die Arme nehmen. Wir gehen noch zu dritt zum Santa Maria Novella Firenze, dann trennen sich unsere Wege. Die schöne Freiburgerin in Richtung Information und die Gefundene und ich in Richtung Pisa.

Pisa- Innenstadt

Am Hautbahnhof in Pisa angekommen, bin ich schon begeistert von der Andersheit der Stadt. Großes italienisches Flair fließt hier ein. Florenz ist wunderbar. Aber es ist Stein um Stein und kaum ein Grün. In Pisa wachsen die Palmen. Die Häuser sind gelb und orange gestrichen, an den Balkonen die bunten Blumen. Als wären wir ein Stück mehr im Süden. Dabei ist es nur ein Stück weiter am Meer.



Die Straßen sind gefüllt von Menschen. Weniger Glitzerlichter in den süßen kleinen Läden, dafür mehr bunte Werbung für Eis oder Pizza. Es ist anders, aber wunderschön. Dass an den Häusern der putzt abfällt ist vollkommen irrelevant. Es lässt alles eher so viel lebendiger wirken zwischen all den Pflanzen.
Natürlich müssen wir in ein Schuhgeschäft gehen und natürlich kann ich nicht ohne ein Paar, nein sogar zwei Paar hinaus. Verliebt in diese gute Qualität, dessen Preis soweit runter reduziert war. Die neue Kollektion wartet schon im Lager- die alte muss unbedingt raus. Und so ergattere ich zwei wundervolle Paar Schuhe, von denen ich noch viele Jahre sagen kann, dass ich sie in Italien- Pisa, erworben habe.



Es zieht uns weiter Richtung Schiefer Turm.



Er ist malerisch. Weißes Gestein, das sich in den Boden drückt. Er müsste nicht einmal schief sein, er würde mir dennoch gefallen. Daneben ein Kirchengebäude, ebenso schönes helles Gestein und ebenso wundervoll verziert. Wir lassen uns nieder und genießen eine Weile die Aussicht. Langsam kehrt Ruhe ein in meinem Bauch. Mein Kopf dröhnt weniger. Die Sonne hat sich hinter dünnen Wolken verzogen. Es macht es mir einfacher, gerade zu stehen.



Weiter geht es zur Universität. Auch sie kann nicht behaupten, an Prunk gespart zu haben. So klein Pisa auch sein mag, jeden Tag in dieses Gebäude gehen können, entschädigt alles.



Ich bin auch angetan von all den vielen kleinen Büchereien, die uns auf unserem Weg begegnen. Es scheint eine weniger der Kunst verschriebene Stadt zu sein, bzw. eine andere Art von Kunst als Domizil gewählt zu haben.
Schade, dass die Zeit so schnell vergeht. Ich quetsche meine neuen Schuhe in meinen kleinen Handgepäckkoffer, der arg unter den holprigen Straßen gelitten hat und eh ich es mich versehe sitze ich im Zug zum Airport. Allein. Allein ohne meine liebe Freundin. Der Abschied ging schnell, bald sehen wir uns wieder. Jetzt wo sie weg ist, stehen mir die Tränen in den Augen. Wie schnell die Woche doch verging. Wie schön es war hier zu sein und wie herzensgut von ihr, mich so liebevoll aufzunehmen. Tag und Nacht waren wir zusammen und wenn zwei tollpatschige Charaktere auf einander treffen sollte man erwarten, dass irgendwann mal etwas Schlimmeres passiert. Tatsache aber habe ich mich unendlich wohl gefühlt. Ich konnte- sehen wir von heute ab- jeden Tag essen, wie ich es wollte. Ich habe gelacht so viel und laut, wie- ich weiß nicht wann das letzte Mal vor diesem Urlaub. Es gab Stunden, da übermannte mich das Glück so sehr, dass es schien ich könne nicht mehr aufhören zu lachen. Vielleicht ist meine Lunge deswegen so voll und mein Hals so brennend. Aber das ist es mir allemal wert.

Auf auf nach Haus

Nun sitze ich auf dem kalten Boden des Flughafens.



Ich habe noch 30min bis ich in meinen Flieger steigen kann. Die Heimreise wird nicht ohne Probleme ablaufen. So lande ich erst halb 12 nachts, muss zu einem Bus rennen, dessen Haltestelle ich nicht kenne. Ich hoffe ich bekomme ihn noch. Dann fahre ich zwei Stunden nach Frankfurt am Main um dann dort bis halb 6 Uhr morgens auf meinen Zug zu warten. Irgendwie zieht mich das ein wenig runter, irgendwie aber auch überhaupt nicht. Dafür hatte ich wunderbare Tage, die ich um nichts in der Welt hergeben würde. Das einzige was fehlt, ist der Blick in seine Augen. Wenn ich mich jetzt, mit meinem schweren Kopf und meiner bruzzligen Lunge, an seine Schulter lehnen könnte, wäre mein Glück perfekt. Aber wer kann schon alles haben? Niemand. Und so verabschiede ich mich erst einmal.

Der Flug

Diesmal scheint der Flug nicht enden zu wollen. Wir sind nur eine Stunde und 20min unterwegs, aber nirgends gibt es Ruhe, das Licht ist grell, die Menschen unruhig. Ich warte und warte und komme schließlich endlich an. Wieder konnte ich am Fenster sitzen, habe aber leider nichts gesehen, weil die Nacht zu dunkel und die Wolken zu dicht waren. Der einzige schöne Blick fiel auf das hell erleuchtete Pisa, dessen Turm ich noch einmal aus schwindel erregender Höhe betrachten konnte. Wenn man den Arno zwischen den Häusern ziehen sieht, kann man sich, kurz nachdem man durch die Straßen gewandelt war, sehr gut orientieren. Das macht den Ausblick noch interessanter als auf dem Hinflug, bei dem ich nur Glitzerlichter sah.
Als wir landen erstrahlt der Flugplatz im fast Vollmondlicht. Und so mache ich mich auf zur Busstation. Kalter Wind weht um meine noch nackten Beine, aber es scheint mich kaum zu stören. Die Erinnerungen der letzten Woche lassen mich ruhig bleiben. Schnell komme ich mit anderen jungen Menschen in Kontakt. Ebenso ein wenig verloren und Planlos wie ich und trotzdem so mutig, es einfach zu versuchen. Wir verbringen zwei Stunden Busfahrt miteinander bis unsere Wege sich am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main trennen. Im Bus war es- warm und kalt zugleich, doch recht gemütlich, weil man die Sitze ohne jemanden zu stören, nach hinten lehnen konnte. Ich saß am Fenster und blickte in die noch immer helle Nacht. Bäume zogen an uns vorbei und meine Augen wurden schwer. Noch immer der Druck in Lunge und Kopf, aber ich beginne zu ignorieren.
Auch, wenn ich in Frankfurt beim Ausstieg direkt neue Menschen kennengelernt habe, ist es ein wenig merkwürdig. Man könnte fast von Speed-dating sprechen nur ohne Date. Wir alle Mitten in der Nacht.



Das Warten

Ich sitze im einzig offenen Lokal am Bahnhof. Mc Donalds! Gut, es ist halb drei morgens. Noch zwei einhalb Stunden, dann kann ich in meinen Zug steigen. Mein Netbook jammert. Der Akku ist hinüber und es ruft nach seinem wohlverdienten Schlaf. Nur unter Wehmut schließe ich es. Bis später heißt es nun. Noch zwei einhalb Stunden.