Wir liefen in der heißen Augustsonne von Boutique zu Boutique. Es waren diese kleinen Läden, die uns reizten. Schaufenster und Türen dreimal höher als meine zierlichen 1,68m und eine Fläche von wenigen Quadratmetern. Aber sie hatten ihren eigenen Charme und zogen uns schnell in ihren Bann. Ich konnte mich den meisten schönen Dingen entziehen, auch, wenn es mir sichtlich schwer fiel.
Bis- ja bis ich sie sah. In einem leuchtenden Roségold strahlte sie mich an und das Beste? Die kleinen Goldringe waren an einem rosanen Band aufgefädelt. Ich sah sie, verliebte mich und musste sie haben. Ich kann mich nicht entsinnen, je so viel Geld für eine einfache Kette ausgegeben zu haben. Aber! Sie ist einfach der absolute Wahnsinn und zu wissen, dass ich jedesmal an Florenz denken werde, wenn ich sie trage, zaubert mir ein breites Lächeln ins Gesicht.



Was haben wir noch getan? Natürlich gab es zwischendurch wieder ein unsagbar gut schmeckendes Eis und dann sollte der Sog in die Geschäfte weitergehen. Für mich war klar, dass ich nichts mehr kaufen würde. Bis wir in eine Boutique für Bademode gingen. Auch hier, wie in vielen anderen Läden, war Sale angesagt und meine Freundin war hin und weg von den vielen Designerstücken. Ich blickte umher, sah die Preise und hätte am liebsten die Augen verschlossen. Aber noch bevor ich sie zu machen konnte sah ich ihn: Ein Trikini, der nicht hätte auffälliger sein können. Eigentlich ja so gar nicht mein Ding, aber den musste ich anprobieren und da hatte ich auch schon den zweiten Fehler gemacht. Eh ich mich versah, trug ich an meinem Arm eine Tüte in der ein Trikini, in Papier eingewickelt, lag und mich anlächelte. Ich grinste über beide Ohren. In dem Moment hätte ich nicht gedacht, dass es heute noch einmal einen Tiefschlag geben würde.
Nach ein paar Blicken in die Sonne und Ausflüchten in die klimatisierten Läden, fanden wir uns wieder Zuhause ein. Ich schaute auf mein Handy und las ein paar Zeilen, die ich hätte um nichts in der Welt lesen wollen. Es schien mir allerdings nicht erspart zu bleiben.
Was ich gelesen hatte? Ich denke ich bin so leicht zu durchschauen, dass man weiß, von wem es kam und dann weiß man sicher auch, dass es zwischen all dem Auf und Ab ein deutliches Auf war, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Blieb jetzt also wieder nur ein Ab.
In meinem Bauch schürte sich die Wut und meine Augen brannten. Wenn ich jetzt weinen würde, würde ich nicht nur auf ihn wütend sein. Nein, dann würde ich mich selbst hassen. Dafür, dass ich es überhaupt zu lies, mir hier irgendwie weh tun zu lassen. So ruhig die Straßen aus Stein, so beeindruckend die Höhe der Gebäude, vor allem die des Doms. So schön, die vielen Statuen und Bilder. So hell die Mauern, der Kirchtürme. All das, was uns so zufrieden macht. Und in all dem muss ich hier liegen und mich fragen, wieso das schon wieder geschehen musste.
Seine Entschuldigungen prallen an mir ab. Ich weiß nicht, damit umzugehen. Ich bin so leer und doch so voller Wut. Ich beschließe das Handy zur Seite zu legen, gehe zum Fenster, setze mich auf den breiten Stein der Fensterbank, blicke hinaus und atme tief durch. Ja es blieb nicht dabei. Heißes Nass rinnte meine Wangen hinab aber in mir drin kehrte die Ruhe zurück.



Ich lies mich ablenken von meiner liebsten Begleitung. Sie schlüpfte gerade in ihr neues Kleid und sah einfach umwerfend aus. Was wir vor haben? Genau das Richtige! Mit den Lieben des letzten Tages würden wir tanzen gehen.

Von Paulo zum Flo

Nachdem wir gegessen und einige Cocktails getrunken hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt.



Leider mussten wir nach einem weitem Weg erkennen, dass der Club, den wir zum Ziel des Abends erklärt hatten, geschlossen war. Unsere Beine waren schwer und in unseren Köpfen dröhnte der Alkohol. Was auch immer uns aufrecht hielt, es schien hilfreich zu sein. Tausend Dank, dass ich Menschen besuchte, die hier waren um ihr Italienisch zu verbessern. Denn wir trafen zwei dieser hier Ansässigen. Wir beschlossen uns ihnen anzuschließen und wieder zum Piazzale Michelangelo zu gehen.



Das war der Platz hoch über der Stadt, auf dem wir gestern Abend dem Wein und Sonnenuntergang gehuldigt hatten.
Dort befand sich nicht nur eine Statue des David, sondern auch einen an den Hang angepassten Club mit der Bezeichnung "Flo". Wir kamen ohne Probleme hinein und uns bat sich eine wahnsinnig schöne Aussicht auf das glitzernde Florenz und die atemberaubende Landschaft.



Es hallte laute Musik um unsere Ohren und tausend bunte Lichter strahlten umher. Ein schickes Ambiente, in dem wir uns befanden. Dementsprechend teuer waren die Getränke. Aber es viel uns drei Frauen nicht schwer, im Saft zu bleiben. Waren wir doch von so so vielen Männern umgeben. Es dauerte eine Weile, bis wir auch andere Frauen sahen. Also was auch immer schief ging an diesem Abend, Frauen waren hier deutlich in der Unterzahl.
So quetschten wir uns an den Menschenmassen vorbei und auch mitten in sie hinein auf die Tanzfläche. Es viel schwer nach frischer Luft zu haschen, trotz, dass der Club open air war. Es waren einfach zu viele Menschen. Entweder man bewegte sich mit ihnen oder man wurde nur herumgeschubst. Was solls! Augen zu und Musik genießen war mein neues Motto. Ich stieß ständig die grabschenden Hände von mir und entführte mich selbst in eine andere Welt. Wenn ich eins liebe, dann sich unter dröhnenden Bässen und Melodien davon zu träumen. Einfach frei als freier zu sein.



Tatsache schafften wir es bald uns ein bisschen Platz zu verschaffen. Zwischen all den verdammt unverschämten Italienern drängte sich auch jemand zu mir, der mich höflich fragte, ob ich etwas trinken wolle. Mich aber von unserer Gruppe zu entfernen, kam für mich nicht in Frage. Also brauchte es noch ein wenig, bis ich mich von jemand anderen überreden lies, zu ihm in den VIP-Bereich zu kommen. Gott sei Dank trennten mich und die anderen dann nur ein hüfthoher Zaun. Ich stand zwischen einer Gruppe amerikanischer Footballspieler, die schüchterner nicht hätten sein können. Ich empfand es als sehr höflich und dennoch verwirrte es mich. Waren Amerikaner wirklich so prüde? Tausend Fragen löcherten meinen Bauch und ich schlängelte mich gekonnt durch das Gespräch, auch wenn ich zugeben muss, ich nicht glaube, immer verstanden worden zu sein. Es war unglaublich süß und schmeichelhaft für jede Bewegung die ich machte ein Kompliment zu haschen.



Wehmutstropfen allerdings war die Tatsache, dass der Mann, der uns beschützen sollte, auf einmal so betrunken war, dass er nicht mehr stehen konnte. Es schien ihm nicht zu gefallen, dass die Schönheit aus Freiburg auch von anderen Männern entdeckt worden war. Gestern noch lies er den absoluten Macho raushängen, heute konnte er nicht aufhören, sich an sie zu drängen.



Wir mussten den Club also verlassen. Alles, was die Amerikaner von mir bekamen, war der Hinweis, wie sie mich per Facebook finden würden und ich verließ die gute Musik mit einem schmeichelnden Satz in den Ohren.



Es war ein Kampf den Betrunkenen die Meter hinab zu lotsen. Wir kamen Gott sei Dank trotz dessen heil Zuhause an. Ich viel ins Bett, las auf meinem Handy ein paar Liebe Worte, antwortete kurz und legte es wieder bei Seite. Mein Herz braucht mehr als das, um sich zu erholen. Aber so früh am Morgen wollte ich die Skepsis meinen Verstand nicht fressen lassen, also schlief ich ein.

Feiertag in Italien

Es dauerte nicht lang, bis die ersten Glockenschläge uns wecken würden. Den ganzen Tag hindurch begleitenden sie uns.
Der Plan? Ausruhen und später italienische Pasta genießen.
Ich entschied mich für Ravioli, gefüllt mit Spinat und Käse.
Viel mehr passierte an Tag 3 auch nicht. Die Schöne Freiburgerin besuchte uns am Abend und berichtete von ihrem Heimweg. Wir mussten wieder so viel lachen und wieder kam das Gefühl einer schlechten Teeniekomödie auf. Es ist die typische Szene, wie drei Mädels auf dem Bett liegen, Musik hören und über Männer reden. Wohl bemerkt- nicht aus dem Lachen kommend.
Was da die ganze Zeit lief? "Cro- Whatever", zwischendurch auch etwas ruhiges "Greg Laswell-I´d be lying" und dann italienischer HipHop, den wir am Abend zuvor auf MTV gehört hatten und von dessen Feeling wir uns anstecken ließen.
Leise klang der Abend aus.