Ok wo fange ich an? Ja der Tag war etwas merkwürdig. Nicht nur, dass ich in strömenden Regen durch die Stadt gewandert bin, nein es kam noch besser. Aber das Beste hebe ich mir wohl zum Schluss auf.

Wir kennen das doch alle, der Tag beginnt schon damit, dass mein sich dreimal im Bett dreht bevor man sich dann letztendlich doch entschließt, dem Rufen des Wecker nach zu gehen oder, so, wie ich es heute getan habe, die Ohren zu verschließen und so zu tun, als wäre nichts passiert. Alles nur ein Traum. Ja wie oft wünsche ich mir, alles wäre nur ein Traum. Und wenn ich dann träume wünsche ich mir nichts mehr, als einfach nur zu schlafen und an nichts zu denken. Warum? Naja, wenn man von rosa Elefanten träumt ist das sicherlich lustig. Wenn man neben einem Unbekannten liegt und träumt, dass eben dieser einen wegen einer anderen Frau verlässt, dann ist das äußerst verstörend. Die Betonung des Satzes liegt also auf UNBEKANNTER und ANDERE Frau. Am besten man dreht sich nach dem Erwachen um und tut so, als würde man noch schlafen oder man stiehlt sich davon. Ja genau, der erbärmliche Versuch, die Bettdecke unbemerkt zur Seite zu schieben, sich auf den Boden ab zu rollen, sich geräuschlos aufzurichten und auf Samtpfoten dann die Sachen einzusammeln und sich davon zu stehlen. Wobei stehlen wohl das Passenste aller Wörter ist. Aber gut, wo war ich stehen geblieben? Verstörende Träume! Das war eines der famosesten Beispiele. Was sich mein Kopf noch ausmalt? Naja wenn ich alleine bin kann es auch mal gut zur Sache gehen :D Aber das auch nur, wenn ich alleine bin. Ansonsten wäre es wohl auch wieder verstörend. Rosa Elefanten gab es jedenfalls noch nicht. Auch keine Prinzen auf weißen Pferden und keine Drachen. Aber wie sagte meine Freundin gestern doch so schön? "Ich würde ja doch lieber den mit der Lanze in der schwarzen Rüstung auf dem gepanzerten Pferd nehmen." Recht hat sie. Sind wir nicht alle eher dem Arschloch-Typen statt dem Bücher-Leser verfallen? Warum nochmal rede ich jetzt von Männern?
Zurück zu meiner Geschichte.
Ich gehe also durch den Regen. Hatte ich das schon erwähnt? Nachdem ich mich aus dem Bett gerollt hatte- diese Nacht war ich allein, somit musste ich nichts stehlen, mich nicht davon stehlen und kein verstörenden Träume haben- begab ich mich ungeschminkt und in der gemütlichsten Jeans die ich besitze auf die Straße Richtung Uni.

Die Tropfen sind warm, die Luft steht und ist trotzdem nicht schwer. Ich genieße ein Hauch von Frische, der an meiner Haut vorbei zieht. Schweres Wasser saugt sich in meine Jacke und meine Haare. Schön sehe ich jetzt definitiv nicht mehr aus. Aber es hat sich gelohnt, sich nicht zu schminken. Also was solls? Die Kraft liegt nicht daran sich selbst zu kritisieren.

Ich lächele die kleine Oma an, die mir mit ihrem riesigen Schirm fast die Augen aussticht. Sie freut sich, kommt aber nicht dazu den Regenschutz rechtzeitig von mir weg zu bewegen. Nach einem ausweichenden Move laufe ich weiter, trete in Pfützen und freue mich über die Spritzer, die heraustreten. Heute hinterlassen wir alle Spur. Eine Spur aus Wasser... und sofort fließt sie uns davon.
Ich denke an nichts und schlendere davon.

Am Abend kann ich nun hier sitzen und den Rest des Tages in einer kleinen Erzählung zusammenfassen. Dabei kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Das Wesentliche? Naja das Wesentliche in meine Leben sind Männer. Schlimmer Weise. Ich bin nicht unbedingt Stolz darauf, dass ich die Mehrzahl benutzen muss. Aber sehnen wir uns nicht alle nach ein wenig Liebe und machen dann ein paar kleine Fehler, die man nicht mehr korrigieren kann? So also Fehler Nummer 14, wenn ich richtig gezählt habe. Heute habe ich ihn wiedergetroffen.

Die Menschen in meiner kleinen Geschichte sind schnell zusammen gefasst. Da wäre zum einen der "Stalker". Er ist groß, gutaussehend, kaum beschäftigt, zu oft betrunken und naja wie soll ich sagen? Ein wenig zu unmotiviert. Man nennt ihn auch: Nummer 14. Die nächste Person ist die "Hexe". Ich finde das passt nicht wirklich ins Bild aber ich wollte so gern eine Person haben, die ich so nennen kann. Also musste meine liebe Freundin dafür herhalten.
Die Hexe ist liebenswürdig, wunderschön und eindeutig der tollste Mensch, von dem ich heute sprechen werde.
Die Lokation: Hauptverkehrsstraße- bergab.
Nachdem ich aus dem Regen in die Uni kam traf ich auf die Hexe. Uns verbindet nicht nur das Lachen, das wir miteinander teilen sondern auch der Hang zur Theatralik. Nicht in dem Sinne, dass wir dramatisieren. Eher in dem Sinne, dass wir ungewollt immer wieder in einer Art Theater rutschen. Schuldige daran bin dann wohl ich. Zumindest in den meisten Fällen.

Und so erzähle ich ihr von dem Stalker, nachdem sie unweigerlich nach ihm fragen musste. Wieso? Das wird gleich deutlich.

Kennengelernt habe ich ihn in einer dunklen Tanzbar. Die Musik dröhnte durch meine Ohren und der Kaffee kochte in meinem Blut. Ich hatte keinen Alkohol getrunken, weil es mir die Tage zuvor nicht sehr gut ging. Also musste der Kaffee herhalten. Kaffee ist im übrigen sehr gut, wenn man kein Coffein verträgt. Ich vertrage kein Coffein. Mein Blut brodelt und mein Herz schlägt Purzelbäume. Leider schmeckt Kaffee einfach zu gut.
Ich werde also von dem Stalker angesprochen und auf einen Kaffee eingeladen. Welch Zufall! Wenn er wüsste, dass ich mit Kaffee so aufgedreht bin wie gerade, dann hätte er wohl eher um eine Tasse Tee gebeten.



Wir haben uns getroffen- Valentinstag. Er wird kaum wissen, dass Valentinstag ist. Wieso? Naja ich wollte Valentinstag nicht ohne Date ausgehen, also habe ich ihn bis dahin hingehalten und siehe da, er hat direkt zugesagt.
Eine Woche später hatte ich mir gewünscht, ihn für immer hingehalten zu haben. Es war ein absolutes Desaster. Trotz, dass ihm klar war, dass es sich nur um eine Affäre handelt- Ich hatte das mehrere Male mehr als nur deutlich gemacht- gab es keine Nacht mehr in der er mich nicht anrief. Es musste also die Hexe ins Spiel kommen. Sie war mehr als nur einmal meine Ausrede. Bis sie irgendwann bei lebendigen Leib der Grund sein musste, wieso ich angeblich nicht mehr auf Männer stehe. Sie war ein äußerst guter Grund und um ehrlich zu sein hat sie auch ziemlich schlagfertige Argumente.
Was ich mit dieser kleinen Geschichte sagen will? Es kommt immer schlimmer als man denkt. Wenn einem Ehrlichkeit nicht mehr weiter hilft- ich hatte ihm mehr als nur einmal gesagt, dass es so nicht weiter geht- dann muss eine Ausrede her. Ich bin kein Fan davon. Aber es musste sein. So, wie ich die Hand meiner Freundin nehmen musste, nachdem ich fast einen Herzstillstand erlitten hätte. Ja nicht nur der Regen hat mir eine Gänsehaut verschafft, auch er- der Stalker. Nach über zwei Monaten kommt er uns auf der Straße entgegen. Mir rutscht das Herz in die Hose, ich ergreife Hexe´s Hand und quäle mir ein piepsendes "Hallo" aus der Kehle. Er grinst mich an. Wieso in Gottes Namen grinst er denn?
Das wird mir einen weiteren verstörenden Traum verschaffen. Ich bin auch selbst Schuld, obwohl ich mir nicht sicher bin, was ich hätte anders machen sollen.
Irgendeine Idee? Hexe hat jedenfalls keine. Aber nun versteht sie, wieso ich ihre Hand nehmen musste. Aber sie schien nicht abgeneigt zu sein. Es bleiben mir also noch einige Möglichkeiten offen ;)

Also war das Wesentliche des Tages ein Herzholperer, eine kurze Beziehung mit einer Frau, die genau drei Sekunden andauerte und Fehler Nummer 14.
Habe ich daraus etwas gelernt? Ja ich denke schon- freue dich nicht zu sehr, wenn es regnet. Der Tag kann trotzdem schlimm ausgehen.
Gut- er hat mir jetzt nicht den Tag verdorben aber er hat sich wieder in meine Gedanken gemogelt und eigentlich würde ich ihn lieber von der Liste: "Schlechtes Gewissen" und vor allem von der Liste "Schlechte Erfahrung" streichen. Raus aus meinem Kopf du immerzu betrunkener, mich im Schlaf störender Anrufer!
Blockiert habe ich ihn. Zumindest auf meinem Handy. Hauptsache er bleibt auch über Nacht in meinem Kopf blockiert.

In dem Sinne- süße Träume.