Die Bäume ziehen an mir vorbei. Dunkle Wolken über uns, laute Schauer an den Scheiben. Alles rauscht und wir machen mindestens 100km in einer Stunde. Ich schließe die Augen. Die Fahrten zwischen meinen zwei Welten tuen mir gut. Es ist als würden sie mich erden. Diese zwei so verschiedenen Orte verbinden- nicht nur wirklich, sondern auch unwirklich.
Ich kann in diesen länger oder kürzer währenden vier Stunden mehr in mich eintauchen als irgend anders. Ich kann träumen und lächeln oder meine Gefühlswelt zu Vernunft rufen. Nirgends fühle ich mich sicherer und dennoch muss ich nirgends mehr Angst haben. Rasende Autos um uns herum, die ich im wiegenden Fahrtwind vollkommen ausblenden kann.
Ich denke an die letzten Tage und mir wird warm. Kaum zu glauben, dass ich so viel Glück verdient habe. Ich stelle mir vor, wie ich in seine wundervollen blauen Augen schauen, fast darin versinkend, ist es als könnte ich nie wieder woanders hinsehen. Ich höre seinen leisen Atem und es kitzelt in meinem Nacken, wenn seine Hände meine Haut streifen. Sekunden vergehen, die wie Stunden scheinen und die Zeit steht still. Ja ich versinke und … bemerke es.
Genau dann schrecke ich zurück, blicke hastig in alle möglichen Richtungen, immer die Angst im Nacken, ich könnte ganz und gar in ihm verloren gehen.
Ja in all meinem Glück kann ich mich selbst so wenig akzeptieren. Es kränkt mich, so verschoben zu sein. Kann ich nicht einfach lächeln und genießen? Stattdessen kreist noch so viel in meinem Kopf herum. Es scheint mich von Innen heraus zu zermalmen.
Ich wache auf und bin ich angekommen. Steige aus dem Auto, gehe die Treppen hinauf, schließe wie in Trance die Tür auf und lege alles nieder. Es zieht mich in mein Zimmer und meine Gedanken spulen weiter.
Kann ich doch immer noch nicht glauben, dass tatsächlich ich diejenige sein soll, die er haben will. Unweigerlich muss ich daran denken, warum ich nicht glauben kann. Es ist dieses schwarze Buch, das ich tief in mir in einem dunklen großen Schrank verschlossen habe. Was darin geschrieben steht? Drei Jahre meines Lebens, verschwendet an einen Mann, der nie wusste wer er war oder was er tat. Die Erinnerungen daran- sie sind weg. Ich habe für mich einen Weg gefunden ohne sie zu leben. Sie sind eben verschlossen. Versteckt in meiner Seele kann ich sie mir ansehen wie einen Film. Wie ein Traum in dem man die Gesichter nicht erkennen kann. Ich stehe daneben und sehe zu. Ich sehe zu.
Schiebe die Bilder wieder weg aus meinem Kopf. Es ist verwirrend zu zusehen.
Manchmal dann- nur an diesen Tagen, an Tagen wie diesen, da kommen sie und gehen nicht weg. Zeigen eine andere Perspektive- ein ganz anderer Film. Der gleiche Traum, nur, dass man die Gesichter erkenne kann. Sie sind wie epileptische Anfälle. Selten und nie vorhersehbar. Aber man spürt, wann es wieder so weit ist. Nicht der Anfall an sich, sondern das warten darauf, ist das Schlimmste daran.
Phase eins: Aura
Es ist ein grausames Brennen im Magen, meine Finger kribbeln und unweigerlich schaue ich auf meine Hände, deren Rücken mit Brandnarben gekennzeichnet sind. Mittlerweile sind sie kaum mehr sichtbar. Es beruhigt mich ein wenig, nimmt mir aber nicht dieses unheimliche Aufsteigen in meinem Blut. Tag um Tag breitet sich die Unruhe aus. Nacht um Nacht schlafe ich weniger oder gar nicht. Wenn ich schlafe, wache ich mit diesem unguten Gefühl auf. Angst in all meinen Gliedern und geschwollene Augen. Ich kann mich nicht erinnern, weiß aber genau, was passiert ist- ich habe geträumt.
Phase zwei: Status epilepticus
Irgendwann dann, nach ein paar wenigen Tagen, manchmal auch erst nach Wochen, in denen dieses tiefe Schwarz meine Seele schon fast ganz und gar verschlungen hat, pressen meine Augen hunderte von Tränen heraus. Der Atem stockt und Bilder schießen durch meinen Kopf. Es ist nicht mehr der Film, von dem ich dachte, dass ich ihn nur angesehen habe. Ich spiele die Hauptrolle und für Sekunden kann ich mir nicht mehr einreden, dass es nie passiert wäre.
Phase drei: Terminalschlaf
Ich weiß nicht wie lange es dauert, bis ich meine Umgebung wieder wahrnehme. Meist ringe ich um Luft, meine Augen brennen, ich kann sie kaum mehr offen halten. Mein Kopf scheint leer. Ich blicke umher, atme tief und bin erleichtert. Es ist vorbei. Perlen rinnen meine Stirn hinab und es fällt ein letzter Blick auf meine zitternden Hände. Ich fühle nichts. Die Angst ist weg und es scheint, als würde sie es auch für immer bleiben.
Die Tage und Nächte danach kann ich wieder ich sein, kann ich schlafen, kann ich lachen und all das Dunkle scheint verschwunden. Ich bin erleichtert.
Im Moment aber stecke ich in Phase eins fest und es scheint unerträglich nicht zu wissen, wann ich es endlich hinter mir habe. Ich liege in meinem Bett, die Tür zu meinem Zimmer verschlossen, die Decke über meinem Kopf immer in der Hoffnung, dass es geschieht, wenn es niemand sieht. Ich liege da und versuche mich krampfhaft zu erinnern- einen Auslöser zu finden. Doch je mehr ich mich anstrenge, desto weniger scheine ich mir zu glauben. Ich kann mich nicht zwingen, mich zu erinnern. Ich muss warten und ertragen, dass meine Augen immer mehr brennen und mein Körper zu ersteifen scheint.
Also warte ich.
Ich kann in diesen länger oder kürzer währenden vier Stunden mehr in mich eintauchen als irgend anders. Ich kann träumen und lächeln oder meine Gefühlswelt zu Vernunft rufen. Nirgends fühle ich mich sicherer und dennoch muss ich nirgends mehr Angst haben. Rasende Autos um uns herum, die ich im wiegenden Fahrtwind vollkommen ausblenden kann.
Ich denke an die letzten Tage und mir wird warm. Kaum zu glauben, dass ich so viel Glück verdient habe. Ich stelle mir vor, wie ich in seine wundervollen blauen Augen schauen, fast darin versinkend, ist es als könnte ich nie wieder woanders hinsehen. Ich höre seinen leisen Atem und es kitzelt in meinem Nacken, wenn seine Hände meine Haut streifen. Sekunden vergehen, die wie Stunden scheinen und die Zeit steht still. Ja ich versinke und … bemerke es.
Genau dann schrecke ich zurück, blicke hastig in alle möglichen Richtungen, immer die Angst im Nacken, ich könnte ganz und gar in ihm verloren gehen.
Ja in all meinem Glück kann ich mich selbst so wenig akzeptieren. Es kränkt mich, so verschoben zu sein. Kann ich nicht einfach lächeln und genießen? Stattdessen kreist noch so viel in meinem Kopf herum. Es scheint mich von Innen heraus zu zermalmen.
Ich wache auf und bin ich angekommen. Steige aus dem Auto, gehe die Treppen hinauf, schließe wie in Trance die Tür auf und lege alles nieder. Es zieht mich in mein Zimmer und meine Gedanken spulen weiter.
Kann ich doch immer noch nicht glauben, dass tatsächlich ich diejenige sein soll, die er haben will. Unweigerlich muss ich daran denken, warum ich nicht glauben kann. Es ist dieses schwarze Buch, das ich tief in mir in einem dunklen großen Schrank verschlossen habe. Was darin geschrieben steht? Drei Jahre meines Lebens, verschwendet an einen Mann, der nie wusste wer er war oder was er tat. Die Erinnerungen daran- sie sind weg. Ich habe für mich einen Weg gefunden ohne sie zu leben. Sie sind eben verschlossen. Versteckt in meiner Seele kann ich sie mir ansehen wie einen Film. Wie ein Traum in dem man die Gesichter nicht erkennen kann. Ich stehe daneben und sehe zu. Ich sehe zu.
Schiebe die Bilder wieder weg aus meinem Kopf. Es ist verwirrend zu zusehen.
Manchmal dann- nur an diesen Tagen, an Tagen wie diesen, da kommen sie und gehen nicht weg. Zeigen eine andere Perspektive- ein ganz anderer Film. Der gleiche Traum, nur, dass man die Gesichter erkenne kann. Sie sind wie epileptische Anfälle. Selten und nie vorhersehbar. Aber man spürt, wann es wieder so weit ist. Nicht der Anfall an sich, sondern das warten darauf, ist das Schlimmste daran.
Phase eins: Aura
Es ist ein grausames Brennen im Magen, meine Finger kribbeln und unweigerlich schaue ich auf meine Hände, deren Rücken mit Brandnarben gekennzeichnet sind. Mittlerweile sind sie kaum mehr sichtbar. Es beruhigt mich ein wenig, nimmt mir aber nicht dieses unheimliche Aufsteigen in meinem Blut. Tag um Tag breitet sich die Unruhe aus. Nacht um Nacht schlafe ich weniger oder gar nicht. Wenn ich schlafe, wache ich mit diesem unguten Gefühl auf. Angst in all meinen Gliedern und geschwollene Augen. Ich kann mich nicht erinnern, weiß aber genau, was passiert ist- ich habe geträumt.
Phase zwei: Status epilepticus
Irgendwann dann, nach ein paar wenigen Tagen, manchmal auch erst nach Wochen, in denen dieses tiefe Schwarz meine Seele schon fast ganz und gar verschlungen hat, pressen meine Augen hunderte von Tränen heraus. Der Atem stockt und Bilder schießen durch meinen Kopf. Es ist nicht mehr der Film, von dem ich dachte, dass ich ihn nur angesehen habe. Ich spiele die Hauptrolle und für Sekunden kann ich mir nicht mehr einreden, dass es nie passiert wäre.
Phase drei: Terminalschlaf
Ich weiß nicht wie lange es dauert, bis ich meine Umgebung wieder wahrnehme. Meist ringe ich um Luft, meine Augen brennen, ich kann sie kaum mehr offen halten. Mein Kopf scheint leer. Ich blicke umher, atme tief und bin erleichtert. Es ist vorbei. Perlen rinnen meine Stirn hinab und es fällt ein letzter Blick auf meine zitternden Hände. Ich fühle nichts. Die Angst ist weg und es scheint, als würde sie es auch für immer bleiben.
Die Tage und Nächte danach kann ich wieder ich sein, kann ich schlafen, kann ich lachen und all das Dunkle scheint verschwunden. Ich bin erleichtert.
Im Moment aber stecke ich in Phase eins fest und es scheint unerträglich nicht zu wissen, wann ich es endlich hinter mir habe. Ich liege in meinem Bett, die Tür zu meinem Zimmer verschlossen, die Decke über meinem Kopf immer in der Hoffnung, dass es geschieht, wenn es niemand sieht. Ich liege da und versuche mich krampfhaft zu erinnern- einen Auslöser zu finden. Doch je mehr ich mich anstrenge, desto weniger scheine ich mir zu glauben. Ich kann mich nicht zwingen, mich zu erinnern. Ich muss warten und ertragen, dass meine Augen immer mehr brennen und mein Körper zu ersteifen scheint.
Also warte ich.
miastew am 26. Juni 2013 | 0 Kommentare
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