Dienstag, 16. April 2013
Heute heißt es das letzte Mal Frühstücken auf der Dachterrasse, denn wir wechseln das Hostel. Das neue Ziel? Taksim. Der Stadtteil von Istanbul, den man als Neustadt bezeichnen könnte. Das Leben boomt und die Menschen scharren sich vor und in den hunderten Geschäften, die sich aus feinen Boutiquen, Restaurants und viel viel Gold zusammensetzen. Doch bevor wir die Einkaufsmeile, und ja man MUSS es Meile nennen, erkunden können, suchen wir nach einem geeigneten Hostel. Das Problem? Taksim liegt wie ganz Istanbul auf einem Berg. An sich sollte das ja kein Problem sein. Doch es kann zu einem Problem werden. Nicht etwa, weil wir jeder 20 Kilo auf dem Rücken tragen, sondern, weil die Türken bauen, wie ihnen die Nase gewachsen ist. Wenn dort eine Kuppe ist dann bauen sie auf die Kuppe, kommt ein kleines Tal, so wird das Haus diesem angepasst und am Ende ist alles ein wenig schräg. Das tückischste daran ist aber, dass man nie sagen kann, wo man sich befindet. Zwischen all den Menschen ist es so schon schwer, die Orientierung zu behalten, aber wenn man immer hoch und runter geht und nicht weiß, ob es hoch und oder runter geht, wenn man um die Ecke schaut, läuft man ganz schnell irgendwohin, wo man gar nicht hin will. Es bleibt also ein kleines Labyrinth durch das wir uns bewegen. Aber es hebt den Gute-Laune-Spiegel. Als wir dann doch sehr verirrt durch graue enge Gassen schlürfen, entdeckt uns ein netter Türke. Er kommt direkt auf uns zu und fragt, ob wir uns zurecht finden. Anscheinend sagen unsere Gesichter mehr, als wir dachten. Mit einem Mal läuft er los und winkt uns zu sich, wir sollen ihm also folgen. Schnellen Schrittes laufen wir ihm nach. Am Ende sind wir bestimmt dreimal den selben Weg gegangen, von Mann zu Mann weitergereicht wurden, haben ein dunkles Hostelhöhlen- was- auch- immer- Dings gesehen, von dem man sagen könnte, es ist eine Kifferlounge ist, haben ein überteuertes Hostel abgelehnt, ein Telefonat geführt, weil der nächste nette Herr bei dem wir abgegeben wurden kein English sprach und schließlich eine Unterkunft gefunden, die uns zusagte. Es ist das Chill out Cango. Ja ich weiß, es klingt nicht sehr gut und tatsächlich war es sehr sehr bunt und etwas crazy ^^
Aber wir haben unseren eigenen Bereich unter dem Dach und müssen somit wenig Angst vor elsterhaften Dieben haben.

Die Prinzen-Inseln

Die Sonne scheint wieder sehr sehr hell und warm und somit zieht es uns Hinaus. Wir wollen die Prinzen-Inseln anschauen. Um zu diesen zu gelangen laufen wir tausende Stufen hinab zur Küste. Teilweise sind sie so hoch, dass sie Sarah bis zum Knie gehen. Das muss natürlich fotografiert werden :D
Danach setzen unsere Füßen auf den Boden einer Fähre auf und wieder schippern wir über das wundervolle Meer. Mit der Nase gen Sonne kann ich die Augen schließen und genießen. Das Herz wird warm und ich vergesse das bisschen Kummer, dass es mir heut Morgen noch beschert hatte.
Nach anderthalb Stunden legen wir an der Letzten der drei Inseln an. Unterwegs konnten wir Klippen und Villen bewundern. Das Beste: es waren wirklich nur Villen. Da werden wohl nur reiche Menschen ein Sommerhäuschen besitzen.

Nachdem wir in einem kleinen Restaurant auf der Dachterrasse Mittag gegessen haben machen wir uns auf um Fahrräder auszuleihen. Wir sind eine ganze Weile unterwegs und lassen uns den Fahrtwind durch die Haare wehen. Auch wenn der Aufstieg sehr hart ist, die Aussicht entlohnt alles. Somit erkläre ich die Prinzen-Inseln zu meinem zweiten großen Highlight. Atemberaubend! Ich könnte ewig mit dem Fahrrad die Trampelpfade entlang radeln.

Am Abend zieht es uns in die Straßen der Großstadt. Wir sind aber schon zu kaputt, um die tausend Stufen wieder hinauf zu steigen, also fahren wir mit einer Art Untergrundbahn den Berg hinauf. Am Ende stehen wir auf einem großen Platz mit einem großen Turm, schicken Hotels und einem Brunnen, den man wohl gesehen haben sollte. Aber in welche Richtung müssen wir jetzt? Wir gehen gerade aus. Moment! Das kann nicht richtig sein. Also zurück und nach links. Aber halt! Auch hier fällt uns auf, dass es sich um die falsche Straße handelt. Warum man das immer erst so spät mitbekommt? Naja Straßenschilder gibt es hier nicht wirklich :D
Also wieder zurück und nach links. Es ist Abends halb 11 und trotzdem kann man vor Menschenmassen kaum treten. Aus alles Gassen drängt Musik, die Clubs laufen auf Hochtouren und in jeder Bar läuft Anlage und Fernseher. In all dem Getümmel überqueren wir eine Straße, wie immer in der Gefahr, überfahren zu werden, weil Fußgänger so wenig Chancen haben eine Straße legal zu überqueren, sodass sie immer einfach laufen und die Autos lieber hupen, als stehen zu bleiben. Beim Herüberlaufen denke ich: "Hm, die kennste doch." und beim Vorbeigehen... Tatsache.Vor uns stehen Daniel und Emily. Was für ein Zufall! Wir sind in einer Metropole mit mehr als 13 Millionen Einwohnern! Voll von Touristen! (Nur mal so zum Vergleich: das kleine Berlin hat 3 Millionen Einwohner)
Und wir treffen ausgerechnet die zwei Touristen mit denen wir den letzten Abend verbracht hatten. Dabei dachten wir, wir sehen sie nie wieder.
Gleich wird klar, der Abend muss noch einmal so gut werden. Also quetschen wir uns vorbei an all den Menschen durch die Gassen, die am Morgen noch so grau und am Abend so bunt und hell erleuchtet sind, in eine Bar und lassen den Tag mit Bier und Cocktails ausklingen.



Wechselhaft

Unser Freitagmorgen beginnt genauso wundervoll wie der Donnerstag. Mit Blick aufs mehr verspeisen wir die kleinen Dinge, die auf unserem Teller liegen. Wir sind ein wenig müde, weshalb es heute später geworden ist.

Nach dem Frühstück werden wir von Alan angesprochen. Er ist Australier und mit seinem Freund unterwegs. Wir tauschen uns über unsere Tagesziele aus und machen uns dann auf den Weg. Die beiden zu den Prinzeninseln, wir zur Bosporustour. Da wir beim Frühstück so viel Zeit vertrödelt haben, bleibt uns nichts anderes, als die Nachmittagsfähre zu nehmen. Wir haben also noch Zeit, die wir mit dem Erkunden der Galatabrücke verbringen wollen. Sie hat einen blauen Rahmen und unter der Straße für die Autos, in etwa auf Meeresspiegelhöhe, liegen kleine Geschäfte und Restaurants, an denen man vorbei ziehen kann. Der Geruch von Fisch und Gebratenem steigt mir in die Nase, ist aber nicht penetrant. Von hier aus können wir den Topkapipalace sehen, sodass wir stehen bleiben und ein paar Fotos machen.

Am Ende der Brücke erwartet uns der Stadtteil Galata. Er liegt an einem Berg, sodass alle Häuser, wie auch schon in Sultanahmet, an einem steilen Hang stehen. Man erkennt aber direkt, dass es sich um einen armen Stadtteil handelt, der weniger von Touristen besucht ist. Die Häuser sind grau, die Menschen schmutzig, die Tiere offensichtlich krank. Es ist wieder einmal eine andere Seite von Istanbul. An der Spitze finden wir den Galataturm, den man auch von der anderen Seite des Goldenen Horns sehen konnte. Er diente einst als Leuchtturm und überragt Galata noch heute.
Auf dem Rückweg zur Fähre gönne ich mir ein paar Pistazien.

Der Bosporus

Ziel des Tages: die Verbindung zwischen Marmarameer und Schwarzen Meer bewundern. Und Tatsache, man kann wirklich nur staunen. An den Klippen und Hängen, die sich um den Bosporus ziehen stehen wunderschöne Wälder, durch die nicht nur Grün sondern auch Blüten in bunten Farben ziehen. Zwischen Ihnen blitzen Villen und schicke Häuser hervor. Zur Einen Seite grenzt eine Straße das Wasser von Ihnen ab, zur Anderen besitzen die meisten eigene kleine Anlegestellen. Ich lasse mir den Wind um die Ohren ziehen und genieße die Aussicht.
Fast fünf Stunden sind wir unterwegs, halten an kleinen Stadtteilen, sehen das Schwarze Meer und machen eine Stunde Stopp in einem kleinen Fischerdorf auf der anderen Seite vom Bosporus. Die Sonne scheint auf meine nackten Beine und Eis liegt mir auf der Zunge. Der Tag könnte nicht besser sein.

Mit Hilfe unseres Audioguides können wir alle Sehenswürdigkeiten rund um den Bosporus ausmachen und bewundern. Es handelt sich um riesige prunkvolle Paläste, Moscheen und Villen.

Erst am Abend kehren wir zurück und machen uns auf den Weg zurück ins Hostel, wo wir wieder auf Alan und seinen Freund treffen, der aus Neuseeland kommt. Später erfahren wir, dass beide momentan für eine längere Zeit in London leben und arbeiten, um zwischendurch Europa erkunden zu können. Gemeinsam besuchen wir die kleine versteckte Shisha-Höhle, die wir am Vortag auf dem Weg zum großen Basar gefunden hatten und gehen danach noch in eine kleine Bar auf der Straße nahe unseres Hostels. Dort treffen wir durch Zufall auf zwei weitere Backpacker, die die beiden Jungs auf ihrer Tour quer durch die Türkei kennengelernt hatten. Es handelt sich um Remmy, die sich drei Monate von Ihrem Job frei genommen hat um Europa zu erkunden und Daniel, der nach sechs Jahren Arbeit über neun Monate lang durch die Welt reißt und sie erkundet. Beide kommen ebenso aus Australien. Es wird spät doch die Runde ist sehr lustig, auch, wenn es Sarah und mir zuweilen schwer fällt, den vieren zu folgen, da sie untereinander sehr schnell sprechen. Und so lassen wir den Tag mit Bier und Wein ausklingen.