Ich stiege ins Auto und habe ein gutes Gefühl. Die Sonne wärmt und die Aufregung kitzelt in jeder Faser meines Körpers. Noch zweimal schlafen. Zweimal schlafen? Und dann? – dann würde ich das erste Mal fliegen. Das erste Mal auf einem Flughafen stehen, das erste Mal einen Schritt in ein Flugzeug setzen, das erste Mal aus dem Fenster eines Flugzeuges schauen.
Manch einer könnte behaupten, dass das ja nichts Besonderes wäre. Aber besonders macht es das Gefühl und nicht die Annahme, dass es normal ist. Mein Gefühl macht es zu etwas Besonderem. Etwas Besonderes für mich. Und ich meine auch für viele andere.
Wenn ich darüber nachdenke, werde ich ein wenig melancholisch. Also schnell an etwas anderes denken. Angesteckt von der Fahrlust meines Bruders und der gute Idee seiner Freundin, die Sonne mit einer Sonnenbrille zurück anzulachen, düsen wir die Straßen entlang. Kurve um Kurve drückt es mich hin und her und ich kann mir ein Lachen kaum mehr verkneifen. Musik dröhnt um unsere Ohren und es scheint als wäre nach Schnee und Winter endlich ein Stück Sommer vom Himmel gebrochen.
Ich lehne mich zurück, lächle der Sonne entgegen und denke an blaue Augen.
In Guter Gesellschaft reist es sich am besten
Die erste Station meiner Reise wird Gießen sein. Gießen? Wann und wo soll es regnen?
In Gießen regnet es immer. Na gut fast immer. Ich habe es trotzdem lieben gelernt. Zwischen kaputten Häusern und Bauten aus den 50ern, die Ihre Sanierung schon öfter verpasst haben, versteckt sich eine jugendliche Lebendigkeit, die mit Sicherheit den zahlreichen Studenten zu verschulden ist. Die Menschen in deiner Umgebung machen das Leben schön und so haben auch die Menschen in Gießen, auf die ich bisher dort gestoßen bin, mein Leben schön gemacht.
Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken an die Menschen, die auch anderswo mein Leben schön machen.
„Lass dich bloß nicht wegfangen“ klang die tiefe Stimme meines Bruders mit einer leichten Ernsthaftigkeit aus seiner Kehle. Er legte seinen Arm um mich und drückte mir einen großen Schmatzer auf sie Stirn. „Genau und iss nicht so viel Döner“. Ich weiß, ich habe mit den Augen gerollt.
Heute fahre ich wie immer mit einer Mitfahrgelegenheit in mein nun schon zweites Zuhause. Mein Bruder hat mich abgesetzt und ich bin in ein Auto gestiegen. Es ist das Auto von, ich nenne ihn mal den „Lehrer“.
Der Lehrer, klingt ein wenig streng, strenger als beabsichtigt. Handelt es sich doch um einen herzlichen und gesprächigen Menschen, den man nie als typischen Lehrer sehen würde und dessen Ausstrahlung sein wahres Alter sehr verschleiert. Ich liebe es neben ihm zu sitzen, es lässt die vier Stunden Fahrt schneller vergehen, als man ahnen könnte. Ich kann fachsimpeln, rumalbern und sprechen worüber ich gerade lustig bin. Sprechen macht frei, Schweigen auch. Beides tue ich gern.
Und so brutzelt die Sonne auf meinen Beinen, die ganz in schwarz gehüllt sind. (Das war wohl keine gute Idee schwarze Strumpfhosen und einen schwarzen Rock anzuziehen, aber woher sollte ich wissen, dass ausgerechnet heute die Sonne so schön scheint. Die letzten Wochen hat sie sich ja kaum blicken lassen.)
Ich muss schmunzeln, ich habe nichts gemacht an dem Tag und trotzdem erfüllt er mich vollkommen. Manchmal ist perfekt anders als perfekt und könnte nicht schöner sein.
Schlaflose Nacht
Die Wohnung ist wie erwartet leer. So spät wie es ist, ist es auch schon dunkel in den Gängen und ich mache das Licht in meinem Zimmer an. Ich habe es vermisst. Drei ereignisreiche Wochen liegen hinter mit, in denen ich meinen Hirsch an der Wand nur zwei Nächte bei mir hatte. Hirsch an der Wand? Ja :D
Ich habe einen Hirsch an der Wand. Irgendwann kribbelte es mir in den Händen. Ich hatte einen Tag Unruhe und noch einen zweiten schlimmere Sehnsucht. Eine Leinwand war mir nicht genug. Es musste etwas Großes her. Etwas, das mich einnimmt und das ich einnehmen kann. Naja und nach sieben Stunden hatte ich es dann geschafft. Ab sofort würde ein etwas größer als lebensgroßer Hirsch unserer Breiten Tag und Nacht über mich wachen. Eine Erlösung, nachdem mir zwei Monate zuvor das Herz aus der Brust gerissen worden war.
Das ist jetzt schon eine ganze Weile her. Inzwischen hängt mein Herz, wie beabsichtigt, an meinem Hirsch und umso besser fühle ich mich, wieder bei ihm zu sein.
Mit einem Satz lasse ich alles Fallen- den riesigen Rucksack, die fünf Tüten in beiden Händen und die Handtasche, die um meinen Hals gewickelt war. Ein riesen Satz Luft strömt aus mir heraus. Sekunden vergehen, bis ich wieder einatme und Erleichterung legt sich neben Erschöpfung.
Ich beherrsche die Disziplin: „Einschnüren mittels Handtasche unter Aufsetzen eines Rucksackes“ vermutlich besser als jeder andere. Irgendwie schaffe ich es immer und immer wieder mich in meiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Aber gut, der Weg war nicht weit und ich hatte tatkräftige Hilfe beim Tragen in den dritten Stock.
Ich falle ins Bett und mache die Augen zu. Ein paar Träume ziehen an mir vorbei. Ein bisschen Wehmut schwingt mit.
Aber es bleibt nicht viel Zeit zum Liegen. Die Klamotten warten förmlich nur darauf, sorgfältig verpackt zu werden, so dass ich morgen früh um vier aufstehen, frühstücken, Rucksack schnappen und zum Zug laufen kann.
Station eins: Frankfurt am Main
Ich liebe diese Stadt. Sie hat ihren ganz eigenen Charme. Zwischen hohen Häusern, die glatt und kahl sind ziehen enge Straßen besiedelt von großen Autos die ohne Zweifel nicht nur Transportmittel sondern auch Statussymbol sind. Zahlreiche Düfte wehen aus kleinen Geschäften, die der Nacktheit ein wenig Persönlichkeit schenkt. Es ist Anonym unter den vielen treibenden Kräften, die Tag ein Tag aus zur Arbeit und zurück pendeln. Ich mag es trotzdem. Lieben gelernt habe ich es durch meinen Wahn an der Mode. Welche Frau geht nicht gerne shoppen?!
Ich jedenfalls tue es und wenn ich es mir nicht leisten kann, so kann ich dennoch träumen. Blicke haschen durch Fensterglas und Finger fahren durch weiche Stoffe.
Frankfurt hat keinen eigenen Modestil, ist auch nicht sonderlich etabliert in Sachen Fashion Week oder Designerausbeute. Es hat aber von allem etwas und vor allem hat es Stil- den Banker-Stil. Schick und elegant ist hier nicht jeder, aber die meisten. Ich habe kaum Gelegenheit dazu, aber ich liebe es im Bleistiftrock, weißer Bluse und Pumps durch die Straßen zu wandeln. Und wo, wenn nicht hier kann ich das ungestört tun.
Ich verbinde Frankfurt aber nicht nur mit den Läden, die ich ausrauben könnte, sondern auch mit Erinnerungen und Unternehmungen. Ich war hier immer an besonderen Tagen. Für mich besondere Tage. Wo wir wieder beim Thema besonders wären ^^
Was macht diese Tage besonders? Zum einen die lieben Menschen, die mich begleitet haben zum anderen das immer gute Wetter.
Heute ist es dunkel und ein frischer Wind haucht um meine Beine. Ich bin aber dankbar für das bisschen Frieren, denn im Zug war die Luft warm und träge. Jetzt kann ich durchatmen. Ein bisschen Smog weht mir in die Nase, aber daran gewöhnt man sich schnell.
Ich bin auf dem Weg zu meinem Bus. Oder zu einem Bus. Jedenfalls heißt der Bus „Fernbus“. „meinFernbus.de“ um genau zu sein. Ich bin noch nie mit so einem Bus gefahren aber ich bin ja auch noch nie bei Sarah gewesen. Sarah? Ja Sarah ist meine Freundin, sie studiert mit mir und wohnt in der Nähe von Basel auf deutscher Seite. Ich habe sie gern. Ihre direkt Art steckt sofort an und es bleibt nichts als mit zu lachen.
Mein Herz pocht. Ich stehe immer unter Strom, wenn ich etwas tue, was ich noch nie getan habe. Wenn ich dann auch noch feste Zeiten und Orte habe, an denen ich das tun muss, was ich noch nie getan habe, dann pocht es so so laut, dass ich schon zittere in den Fingern. Nach einem kurzen Aufregungsanruf bei Sarah (ich habe sie morgens um sechs aus dem Bett geklingelt), sehe ich den Bus aber schon vor mir. Er erstrahlt in leuchtendem Grün, kaum zu übersehen.
Manch einer könnte behaupten, dass das ja nichts Besonderes wäre. Aber besonders macht es das Gefühl und nicht die Annahme, dass es normal ist. Mein Gefühl macht es zu etwas Besonderem. Etwas Besonderes für mich. Und ich meine auch für viele andere.
Wenn ich darüber nachdenke, werde ich ein wenig melancholisch. Also schnell an etwas anderes denken. Angesteckt von der Fahrlust meines Bruders und der gute Idee seiner Freundin, die Sonne mit einer Sonnenbrille zurück anzulachen, düsen wir die Straßen entlang. Kurve um Kurve drückt es mich hin und her und ich kann mir ein Lachen kaum mehr verkneifen. Musik dröhnt um unsere Ohren und es scheint als wäre nach Schnee und Winter endlich ein Stück Sommer vom Himmel gebrochen.
Ich lehne mich zurück, lächle der Sonne entgegen und denke an blaue Augen.
In Guter Gesellschaft reist es sich am besten
Die erste Station meiner Reise wird Gießen sein. Gießen? Wann und wo soll es regnen?
In Gießen regnet es immer. Na gut fast immer. Ich habe es trotzdem lieben gelernt. Zwischen kaputten Häusern und Bauten aus den 50ern, die Ihre Sanierung schon öfter verpasst haben, versteckt sich eine jugendliche Lebendigkeit, die mit Sicherheit den zahlreichen Studenten zu verschulden ist. Die Menschen in deiner Umgebung machen das Leben schön und so haben auch die Menschen in Gießen, auf die ich bisher dort gestoßen bin, mein Leben schön gemacht.
Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken an die Menschen, die auch anderswo mein Leben schön machen.
„Lass dich bloß nicht wegfangen“ klang die tiefe Stimme meines Bruders mit einer leichten Ernsthaftigkeit aus seiner Kehle. Er legte seinen Arm um mich und drückte mir einen großen Schmatzer auf sie Stirn. „Genau und iss nicht so viel Döner“. Ich weiß, ich habe mit den Augen gerollt.
Heute fahre ich wie immer mit einer Mitfahrgelegenheit in mein nun schon zweites Zuhause. Mein Bruder hat mich abgesetzt und ich bin in ein Auto gestiegen. Es ist das Auto von, ich nenne ihn mal den „Lehrer“.
Der Lehrer, klingt ein wenig streng, strenger als beabsichtigt. Handelt es sich doch um einen herzlichen und gesprächigen Menschen, den man nie als typischen Lehrer sehen würde und dessen Ausstrahlung sein wahres Alter sehr verschleiert. Ich liebe es neben ihm zu sitzen, es lässt die vier Stunden Fahrt schneller vergehen, als man ahnen könnte. Ich kann fachsimpeln, rumalbern und sprechen worüber ich gerade lustig bin. Sprechen macht frei, Schweigen auch. Beides tue ich gern.
Und so brutzelt die Sonne auf meinen Beinen, die ganz in schwarz gehüllt sind. (Das war wohl keine gute Idee schwarze Strumpfhosen und einen schwarzen Rock anzuziehen, aber woher sollte ich wissen, dass ausgerechnet heute die Sonne so schön scheint. Die letzten Wochen hat sie sich ja kaum blicken lassen.)
Ich muss schmunzeln, ich habe nichts gemacht an dem Tag und trotzdem erfüllt er mich vollkommen. Manchmal ist perfekt anders als perfekt und könnte nicht schöner sein.
Schlaflose Nacht
Die Wohnung ist wie erwartet leer. So spät wie es ist, ist es auch schon dunkel in den Gängen und ich mache das Licht in meinem Zimmer an. Ich habe es vermisst. Drei ereignisreiche Wochen liegen hinter mit, in denen ich meinen Hirsch an der Wand nur zwei Nächte bei mir hatte. Hirsch an der Wand? Ja :D
Ich habe einen Hirsch an der Wand. Irgendwann kribbelte es mir in den Händen. Ich hatte einen Tag Unruhe und noch einen zweiten schlimmere Sehnsucht. Eine Leinwand war mir nicht genug. Es musste etwas Großes her. Etwas, das mich einnimmt und das ich einnehmen kann. Naja und nach sieben Stunden hatte ich es dann geschafft. Ab sofort würde ein etwas größer als lebensgroßer Hirsch unserer Breiten Tag und Nacht über mich wachen. Eine Erlösung, nachdem mir zwei Monate zuvor das Herz aus der Brust gerissen worden war.
Das ist jetzt schon eine ganze Weile her. Inzwischen hängt mein Herz, wie beabsichtigt, an meinem Hirsch und umso besser fühle ich mich, wieder bei ihm zu sein.
Mit einem Satz lasse ich alles Fallen- den riesigen Rucksack, die fünf Tüten in beiden Händen und die Handtasche, die um meinen Hals gewickelt war. Ein riesen Satz Luft strömt aus mir heraus. Sekunden vergehen, bis ich wieder einatme und Erleichterung legt sich neben Erschöpfung.
Ich beherrsche die Disziplin: „Einschnüren mittels Handtasche unter Aufsetzen eines Rucksackes“ vermutlich besser als jeder andere. Irgendwie schaffe ich es immer und immer wieder mich in meiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Aber gut, der Weg war nicht weit und ich hatte tatkräftige Hilfe beim Tragen in den dritten Stock.
Ich falle ins Bett und mache die Augen zu. Ein paar Träume ziehen an mir vorbei. Ein bisschen Wehmut schwingt mit.
Aber es bleibt nicht viel Zeit zum Liegen. Die Klamotten warten förmlich nur darauf, sorgfältig verpackt zu werden, so dass ich morgen früh um vier aufstehen, frühstücken, Rucksack schnappen und zum Zug laufen kann.
Station eins: Frankfurt am Main
Ich liebe diese Stadt. Sie hat ihren ganz eigenen Charme. Zwischen hohen Häusern, die glatt und kahl sind ziehen enge Straßen besiedelt von großen Autos die ohne Zweifel nicht nur Transportmittel sondern auch Statussymbol sind. Zahlreiche Düfte wehen aus kleinen Geschäften, die der Nacktheit ein wenig Persönlichkeit schenkt. Es ist Anonym unter den vielen treibenden Kräften, die Tag ein Tag aus zur Arbeit und zurück pendeln. Ich mag es trotzdem. Lieben gelernt habe ich es durch meinen Wahn an der Mode. Welche Frau geht nicht gerne shoppen?!
Ich jedenfalls tue es und wenn ich es mir nicht leisten kann, so kann ich dennoch träumen. Blicke haschen durch Fensterglas und Finger fahren durch weiche Stoffe.
Frankfurt hat keinen eigenen Modestil, ist auch nicht sonderlich etabliert in Sachen Fashion Week oder Designerausbeute. Es hat aber von allem etwas und vor allem hat es Stil- den Banker-Stil. Schick und elegant ist hier nicht jeder, aber die meisten. Ich habe kaum Gelegenheit dazu, aber ich liebe es im Bleistiftrock, weißer Bluse und Pumps durch die Straßen zu wandeln. Und wo, wenn nicht hier kann ich das ungestört tun.
Ich verbinde Frankfurt aber nicht nur mit den Läden, die ich ausrauben könnte, sondern auch mit Erinnerungen und Unternehmungen. Ich war hier immer an besonderen Tagen. Für mich besondere Tage. Wo wir wieder beim Thema besonders wären ^^
Was macht diese Tage besonders? Zum einen die lieben Menschen, die mich begleitet haben zum anderen das immer gute Wetter.
Heute ist es dunkel und ein frischer Wind haucht um meine Beine. Ich bin aber dankbar für das bisschen Frieren, denn im Zug war die Luft warm und träge. Jetzt kann ich durchatmen. Ein bisschen Smog weht mir in die Nase, aber daran gewöhnt man sich schnell.
Ich bin auf dem Weg zu meinem Bus. Oder zu einem Bus. Jedenfalls heißt der Bus „Fernbus“. „meinFernbus.de“ um genau zu sein. Ich bin noch nie mit so einem Bus gefahren aber ich bin ja auch noch nie bei Sarah gewesen. Sarah? Ja Sarah ist meine Freundin, sie studiert mit mir und wohnt in der Nähe von Basel auf deutscher Seite. Ich habe sie gern. Ihre direkt Art steckt sofort an und es bleibt nichts als mit zu lachen.
Mein Herz pocht. Ich stehe immer unter Strom, wenn ich etwas tue, was ich noch nie getan habe. Wenn ich dann auch noch feste Zeiten und Orte habe, an denen ich das tun muss, was ich noch nie getan habe, dann pocht es so so laut, dass ich schon zittere in den Fingern. Nach einem kurzen Aufregungsanruf bei Sarah (ich habe sie morgens um sechs aus dem Bett geklingelt), sehe ich den Bus aber schon vor mir. Er erstrahlt in leuchtendem Grün, kaum zu übersehen.
miastew am 11. April 2013 | 0 Kommentare
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